Eine kulinarische Reise durch Nordrhein-Westfalen

Das Männer-Kochteam v.l.n.r.: Herbert Aulbach, Robert Becker, Günter Gutwerk, Lothar Haub, Gerhard Lill und Peter Sachs. Das Koch Outfit ist ein Geschenk von ihren Frauen als „Dankeschön“ für die Verwöhnabende.
Fotos: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Seit 34 Jahren ist es bei der Kolpingfamilie Oberhöchstadt Tradition, dass die Männer einmal im Jahr gemeinsam für ihre Frauen kochen. „Damals, als wir die Idee hatten, waren wir ja noch richtig junge Hüpfer“, erzählt Gerhard Lill im Gemeindesaal von St. Vitus lachend. Jetzt brauchen die Herren für die Vorbereitungen für ihr 6-Gang-Menü schon etwas länger und fangen früher an, damit es mit dem Essen abends nicht zu spät wird: Schließlich ist der Jüngste der sechs Köche immerhin schon 74 Jahre und der älteste 82 Jahre alt. Was wird es dieses Jahr wohl geben? Die Menüauswahl ist streng geheim: allerdings dürfte Peter Sachs es vor seiner Frau kaum geheim gehalten haben können, dass die Hauptspeise ein Sauerbraten, „Omas Rheinischer Sauerbraten“, um es genauer zu sagen, geben wird. Denn Sauerbraten muss zunächst tagelang in einer Marinade eingelegt werden, damit er zart wird und seinen unnachahmlichen Geschmack erhält. „Unser Themenabend ist dieses Jahr Nordrhein-Westfalen“, verrät Robert Becker von der Kolpingfamilie St. Vitus. Seit einigen Jahren kocht sich die Männergruppe wieder quer durch die deutschen Bundesländer, nachdem sie Rezepte aus allen EU-Ländern schon mal auf dem Tisch hatten und auch kulinarische Ausflüge nach Amerika, Asien und Afrika unternommen haben.

Eines steht außer Frage, die acht Damen sollen aufs Feinste verwöhnt werden: Robert Becker, der für die Organisation und die Dekoration verantwortlich ist, hat bereits einen Aperitif mit viel Cognac und Cointreau gemixt und den Tisch liebevoll mit Ranken, Rosen und Fähnchen des Bundeslandes geschmückt. Besonders schön findet er, dass alle Frauen der Kolpingfamilie kommen werden – auch die der inzwischen verstorbenen Männer. Während er auf die vergangenen Themenjahre zurückblickt und seiner Hoffnung Ausdruck verleiht, dass es das „Männerkochen für ihre Frauen“ auch nächstes Jahr noch einmal geben wird, – „wir entscheiden jetzt von Jahr zu Jahr, ob wir noch einmal kochen wollen“ – wird in der Küche munter weitergeschnippelt und gebrutzelt. Der Lauchsalat für den ersten Gang ist schon auf kleinen Tellerchen angerichtet, noch fehlen die Pfifferlinge, die dazu serviert werden. Danach dürfen sich die Damen auf eine westfälische Linsensuppe freuen, gefolgt von Matjes-Tatar auf Pumpernickel. Erst dann kommt die Hauptspeise, für die Günter Gutwerk gerade das Apfelkompott (Äpfel in Orangensauce eingekocht) vorbereitet, während die übrigen Herren in der Küche schon an der Nachspeise arbeiten. Es gibt „Beschwipste Bratbirnen mit Williamszabaione“. Die Füllung zergeht auf der Zunge, mit Marzipan und viel Rum macht sie Lust auf mehr Nascherei: Doch die Schüssel ist leer, Gerhard Lill hat die Mengen genau berechnet, nach zwei Kostproben für die Presse ist kein Krümelchen mehr übrig.

„Heute haben wir hier wirklich alles gut im Griff“, meint Herbert Aulbach. Die Herren lassen keine Hektik aufkommen, auch der selbst gemachte Kloßteig steht schließlich schon bereit und das Rotkraut, beides Beilagen für den „Rheinischen Sauerbraten“. Das sei alles jahrelange Übung, erklären die Herren augenzwinkernd. Denn bis auf zwei kochen sie nicht nur einmal im Jahr, sondern stehen auch sonst zuhause gerne in der Küche und probieren neue Gerichte aus. Noch eine Stunde bleibt für den Feinschliff, dann folgen gemütliche und sicherlich bei einem solch gelungenen Menü auch äußerst kommunikative gemeinsame Stunden, vermutlich angereichert mit der einen oder anderen Anekdote aus 34 Jahren „Männer kochen für ihre Frauen“. Nach Hauptspeise und Bratbirne wurde den Damen übrigens der Kaffee noch mit Aachener Printen versüßt. Bon Appetit!

Günter Gutwerk bei der Herstellung des Apfelkompotts

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