Altkönig-Stift: Streichtrio spielt Bachs Goldberg-Variationen

Der italienische Geiger Marco Rizzi, der eine Geige von Pietro Guarneri aus dem Jahr 1743 spielt, ist als Mitglied des Streichtrios beim dritten Konzert der Reihe „Klassik in Kronberg“ im Altkönig-Stift zu hören.

Foto: privat

Oberhöchstadt (kb) – Sein einziges gedrucktes Variationenwerk für Cembalo nannte Johann Sebastian Bach in nicht zu unterbietendem Understatement schlicht „Clavier-Übung“ und fügte auf dem Titel des Erstdrucks folgende ausführliche Erklärung hinzu: „Clavier-Übung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit zwei Manualen. Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergetzung verfertiget von Johann Sebastian Bach“.

Heute ist das Opus unter seinem populären Beinamen Goldberg-Variationen bekannt. Der erste Bach-Biograf Johann Nikolaus Forkel berichtete, Bach habe das Werk für seinen Gönner Graf Hermann Carl von Keyserlingk in Dresden geschrieben, der an Schlaflosigkeit litt. Um ihm die Zeit in schlaflosen Nächten zu vertreiben, habe sich Keyserlingk ein paar Stücke gewünscht, „die so sanften und etwas muntern Charakters wären”. Sein Hauscembalist, der damals noch jugendliche Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg, sollte sie ihm vorspielen. Zum Dank für das vollendete Werk habe Bach einen königlichen Lohn erhalten: „Einen goldenen Becher, welcher mit hundert Louisd’or angefüllt war” – das höchste Honorar, das Bach jemals für eines seiner Werke entgegen nehmen durfte.

Der Lohn war dem Rang der Variationen angemessen: Aus dem eher unscheinbaren Wunsch des Kurländischen Grafen nach „etwas muntern” Cembalostücken ließ Bach einen monumentalen Variationenzyklus in 30 Teilen erwachsen, die bedeutendsten „Claviervariationen” vor Beethovens Diabelli-Variationen.

Am Samstag, 2. Dezember, werden die Goldberg-Variationen beim dritten Konzert der Reihe „Klassik in Kronberg“ um 19.30 Uhr im Festsaal des Altkönig-Stifts zu hören sein. Allerdings nicht von einem Pianisten, sondern von einem Streichtrio gespielt. Der aus Baku (Aserbaidschan) gebürtige heute 63 Jahre alte russische Violinist und Dirigent Dmitri Sitkowetski hat das Werk für Streichtrio transkribiert. Aufführen werden es Marco Rizzi, Violine, Diemut Poppen, Viola, und Manuel Fischer-Diskau, Violoncello. Marco Rizzi, seit 1999 Professor für Violine, zunächst an der Musikhochschule Detmold, seit dem Wintersemester 2008/2009 an der Musikhochschule Mannheim und seit September 2007 außerdem Professor an der renommierten Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid, gilt als einer der besten Musiker Italiens. Er tritt regelmäßig in den größten Musikzentren Europas und Amerikas auf und ist gefragter Juror bei bedeutenden internationalen Violinwettbewerben.

Diemut Poppen erhielt mit 29 Jahren einen Ruf als Professorin für Viola und Kammermusik an die Musikhochschule Saabrücken, ist derzeit Professorin an der Musikhochschule in Detmold, hat eine Gastprofessur in Lausanne und ebenfalls an der berühmten Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid. Die spanische Königin verlieh ihr für ihre pädagogische Arbeit die Silbermedaille für Musik. Sie zählt heute zu den herausragenden Bratschistinnen ihrer Generation.

Manuel Fischer-Diskau, Sohn der Cellistin Irmgard Poppen und des Sängers Dietrich Fischer-Diskau, wurde mit 24 Jahren Solocellist des Sinfonieorchesters des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg. Er war Mitglied des international renommierten Cherubini-Quartetts und konzertierte mit ihm auf fast allen bedeutenden Podien der Welt. Nach der Auflösung des Quartetts spielte er als Solocellist mit namhaften Orchestern und Dirigenten, ist gefragter Kammermusikpartner renommierter Musikerpersönlichkeiten und seit 2007 Professor für Violoncello und Kammermusik an der Hochschule für Musik der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Seit 2014 ist er zudem künstlerischer Leiter der Wiesbadener Konzertreihe „amici dell‘arte“.

Karten für das Konzert gibt es Samstag ab 18.30 Uhr im Foyer des Altkönig-Stifts. Sie kosten je nach Sitzreihe zehn, 15 oder 18 Euro.

Der italienische Geiger Marco Rizzi, der eine Geige von Pietro Guarneri aus dem Jahr 1743 spielt, ist als Mitglied des Streichtrios beim dritten Konzert der Reihe „Klassik in Kronberg“ im Altkönig-Stift zu hören.



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