Zähne retten, statt ersetzen – 70 SOS-Boxen an markanten Orten

Kronberg (pu) – Bei Kindern im Vorschul- und Schulalter sind ausgeschlagene oder abgebrochene Zähne nach einer Rauferei oder durch Sturz auf dem Schulhof, auf Spielplätzen, beim Sport oder im Schwimmbad keine Seltenheit und selbstredend erwischt es in solchen Fällen statt der Milchzähne meist die bleibenden Zähne. Durch anschließendes unbesonnenes Handeln drohen lebenslange Folgekosten für die Betroffenen sowie die gesetzlichen aber auch privaten Leistungsträger im Gesundheitswesen.

„Leider ist die Information in der Bevölkerung und insbesondere bei Eltern, dass ausgeschlagene Zähne durchaus gerettet und mit guten Heilungsaussichten re-implantiert werden können, nur unzureichend oder überhaupt nicht bekannt“, so Axel Thorn, Leiter Kommunikation der ortsansässigen Krankenkasse BKK Braun-Gillette, die im letzten Jahr anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens ihre regionale Verbundenheit mit den Kronberger Bürgern und insbesondere mit Familien mit Kindern nachhaltend nach Rücksprache mit der Stadt Kronberg ein flächendeckendes Zahnrettungskonzept in der Burgstadt realisierte und rund 70 Einrichtungen innerhalb des Stadtgebietes wie Kindertagesstätten, Schulen, Sporteinrichtungen, Tankstellen, das Schwimmbad sowie beispielsweise auch der Opel-Zoo mit sogenannten SOS-Zahnrettungsboxen ausstattete. Die Finanzierung der gemeinsamen Aktion übernahm die Betriebskrankenkasse Braun-Gillette. „Der Einsatz der Zahnrettungsbox ermöglicht es, ausgeschlagene Zähne wieder einzusetzen. Das erspart viele weitere Zahnarztbesuche und Folgeschäden“, erklärte Vorstand Heinrich Mager. Die Box kann im Übrigen auch bei Zahnunfällen von Erwachsenen genutzt werden.

„Ausgeschlagene Zähne oder abgebrochene Zahnfragmente dürfen nicht austrocknen. In der speziellen Zellnährlösung kann das Gewebe auf der Zahnwurzel bis zu 24 bis 48 Stunden bei Zimmertemperatur vital erhalten werden. Damit werden gute Voraussetzungen für den Zahnarzt bei der anstehenden zahnärztlichen Erstversorgung geschaffen“, betont Jörg Knieper, Projektleiter von „Zahnunfall24.de“. Einige andere alternative Lagerungsmethoden verlangsamten den Gewebetod zwar, verhindern ihn aber nicht. Sie könnten daher notfalls nur als Zwischenlösung für eine sehr begrenzte Zeit dienen. So würden isotonische Kochsalzlösungen maximal 30 Minuten, die Lagerung in H-Milch maximal zwei Stunden, helfen.

Standort-Suche

Finden können Betroffene den nächsten Standort einer SOS-Zahnrettungsbox rund um die Uhr unter der Internetadresse www.zahnunfall24.de, die Suchfunktion funktioniert auch per Smartphone und Tablets. Bei einer Freigabe des eigenen Standorts erfolgt eine Anzeige der zehn nächstgelegenen Standorte von Zahnrettungsboxen. Alternativ kann der gewünschte Ort auch manuell eingegeben werden.

Gewappnet für Ernstfälle

Einer, der ebenfalls nicht gezögert hatte, als er von der Aktion hörte, war der Direktor des Opel-Zoos, Dr. Thomas Kauffels: „Uns besuchen im Jahr rund 240.000 Kinder, wir sind uns der Gefahr durchaus bewusst, dass jederzeit ein Zahnunfall passieren kann.“ Die Zahnrettungsbox der Freizeiteinrichtung wurde an der Hauptkasse deponiert und kam tatsächlich, wie der Kronberger Bote auf Nachfrage erfuhr, am Wochenende 9./10. April dieses Jahres zum Einsatz. Glücklicherweise war man für den Ernstfall gewappnet gewesen. Anschließend sorgte die Krankenkasse wie versprochen für den Ersatz der eingesetzten Box binnen 72 Stunden und wird außerdem für den Austausch nicht benutzter Boxen nach Ablauf der dreijährigen Haltbarkeit Sorge tragen. Ob die Nährlösung noch verwendbar ist, lässt sich an deren Farbe erkennen: Bei Rosa ist alles okay; liegt eine Gelbfärbung vor, darf die Lösung nicht mehr benutzt werden.

Nach Angaben der BKK Braun-Gillette sind im Zeitraum 2012 bis Juli dieses Jahres allein in Kronberg fünf Zahnunfälle, sämtlich Frakturen, bekannt geworden. Drei Mal waren Schulen Schauplatz eines Unfallereignisses (2012, 2015 und 2016), eine Meldung sei aus einer Apotheke gekommen (2015) und eben die besagte aus dem Opel-Zoo. Im Zeitraum 2011 bis 2016 habe es in Hessen 615 Frakturen und 105 Avulsionen gegeben, insgesamt in Deutschland im gleichen Zeitraum 1.739 Frakturen und 305 Avulsionen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass jederzeit ein Zahnunfall passieren kann und die Notwendigkeit der Verfügbarkeit von Zahnrettungsboxen.

Grundsätzlich sind die SOS-Zahnrettungsboxen in allen Apotheken in Deutschland, einigen Zahnarztpraxen und online-Shops erhältlich.

Alle weiteren Informationen zum Projekt und der Statistik finden Interessierte auf www.zahnrettungskonzept.info und www.zahnunfall24.de.



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