Ein Weihnachtsmarkt wie aus dem Bilderbuch

Die Dämmerung bricht herein: Winterhimmel über der Altstadt zum Kronberger Weihnachtsmarkt. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Minusgrade, Schneegestöber, ein Winterhimmel wie gemalt, besseres Wetter hätten sich die Kronberger und Besucher zum Weihnachtsmarkt wohl nicht wünschen können. Da kam die Weihnachtsstimmung fast von selbst auf, wenn man es erst einmal, dick eingemummelt, vor die Tür und bei dickem Schneetreiben am Sonntag mit dem Auto bis nach Kronberg geschafft hatte. Bereits auf dem Berliner Platz lockten wie überall auf dem Weihnachtsmarkt, der sich von dort durch die Altstadt bis hinauf zur Burg zog, vielfältige Düfte, von Glühwein angefangen, über Grillwürstchen, vielfältige Suppen, Bratäpfeln, bis hin zu den immer wieder verführerisch duftenden Waffeln. Heiß sollte es sein das Getränk, denn die Hände begannen mit der Zeit doch, trotz Handschuhe, langsam aber sicher auszukühlen. Aber der Glühwein, heiße Apfelwein, Lumumba oder Kinderpunsch, der wärmte von innen und schmeckt bei Winterwetter sowieso am besten. Die Standbetreiber, überwiegend keine professionellen Händler, sondern Vereine, Organisationen und Privatleute, von denen viele einen Teil ihrer Einnahmen für soziale, karikative und kulturelle Zwecke zur Verfügung stellen, waren mit Freude in ihrem Holzbuden, im Terracottasaal und in der Zehntscheune zugegen, um ihr Essen und Trinken, jedoch auch ihre mannigfaltigen selbst kreierten und selbst gefertigten Geschenkartikel anzubieten. Was gab es nicht alles zu sehen, zu probieren und zu kaufen! Wirklich alles, was das Herz begehrt. Viele kreative Dekoideen und Geschenkartikel, angefangen bei Weihnachtsbaumschmuck in allen erdenklichen Variationen, über Kinderspielzeug, vielfältigen Dekoideen aus Filz, selbst gestrickten Wollmützen und in mühsamer Handarbeit gefertigte Kissen, Decken – nicht zu vergessen die aus Holz geschnitzte Weihnachtskrippe. Überall vor den Ständen mit liebevollen Handarbeitsartikeln bildeten sich neugierige Menschentrauben, um zu schauen und auszuwählen. Der Stand von „daslicht.de“ auf dem Burggelände beispielsweise, einer Kerzenmanufaktur, zog an beiden Tagen viele Menschen an. Vor Ort wurde die Anfertigung der leuchtend bunten Kerzen mit Freude verfolgt – ein spannender Prozess, wenn aus unzähligen Farbtiegeln das 70 Grad heiße Wachs zusammenfließt und immer wieder neue Farbverläufe entstehen. Liebevoll von Hand Gefertigtes gab es auch im Terracottasaal in allen Ausprägungen: Glaskugeln, umrandet von feinster Klöppelspitze, freches, bunt Handgenähtes für die lieben Kleinen, Goldschmiedekunst und selten gesehene Origamiarbeiten – mit viel Geduld und Kreativität zu neuen Kunstwerken umfunktionierte Bücher. Doch auch in der Altstadt wechselten sich Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten (beim Altstadtkreis gab‘s Kaiserschmarrn, mmh wie lecker!) und Deko- und Weihnachtsideen ab, von Papiersternen über Weihnachtskarten bis hin zu den beliebten Weihnachtsplätzchen – die von dem einen oder anderen sogar schon vorbestellt waren.

Besucher, die das erste Mal zum Kronberger Weihnachtsmarkt in der Stadt waren, genossen es, durch die liebevoll geschmückte und an der Schirn auffällig illuminierte Altstadt vorbei an den unzähligen Buden zu stapfen. „Die Stimmung hier in der Stadt ist wirklich wunderschön“, stellten sie fest. Wer bei seinem Spaziergang über den Weihnachtsmarkt noch an der Johanniskirche zum Gospel-Konzert einkehrte, der ging, von den stimmungsvollen wie bekannten Gospel-Liedern berührt, einige Zeit später ein Stück weit beseelt über das vorweihnachtliche Treiben. „Little Drummer Boy“, ein amerikanisches Weihnachtslied, klang vielstimmig aus der Johanniskirche. Der Gospel-Song, der an diesem Abend vom Chor „Gospel-Inspiration“ einfühlsam wie stimmgewaltig vorgetragen wurde, dürfte den meisten von der Melodie her bekannt gewesen sein. Doch die Chormitglieder ließen es sich nicht nehmen, zuvor kurz zu erzählen, wovon die Lieder inhaltlich handelten. Und das kam gut an bei den Besuchern, die die evangelische Kirche bis auf den letzten Platz füllten. „Der Song erzählt die Geschichte eines armen Jungen, der es sich nicht leisten kann, dem neugeborenen Jesus ein Geschenk zu machen“, erfuhr das Publikum. „Deshalb spielt er ihm etwas auf der Trommel vor. Auf wundersame Weise scheint der Neugeborene dies zu verstehen und lächelt ihm zu.“ Dass es ein Lächeln sein kann, das glücklich stimmen kann, aufmunternde Worte oder eine Geste, darauf konnten sich die Zuhörer bei dieser Art der gesanglichen Verkündung von „Good News“ oder „Wonderfull World“ besinnen. Auch, dass es nicht unbedingt das teuerste Geschenk sein muss, sondern es viel wertvoller ist, von Herzen zu schenken. Und dass diese „wundervolle Welt“ schützenswert ist... In diesem Sinne machte der Weihnachtsmarkt auch Freude auf Weihnachten selbst und ließ innehalten in dem vorweihnachtlichen Trubel. Aber mitten in der Altstadt auf der Schirn war für die vorbeiströmenden Menschen ebenfalls für Musik gesorgt. Dort spielte mehrmals die Brass Band aus der walisischen Partnerstadt Wales als auch am Sonntag das Bläser-Ensemble der Altkönigschule und zum Abschluss luden die Kirchen zum ökumenischen Weihnachtssingen mit „Schönberg Brass“ ein.

Natürlich waren alle Partnerschaftsvereine mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten und so hörte man dank der Freunde aus Le Lavandou, aber auch aus Aberystwyth viel Französisch und Englisch in den Altstadtgassen. Wie viel Arbeit bei einigen Standbetreibern bereits im Vorfeld geleistet wurde, lässt sich nur erahnen: Beispielgebend sind hier die Pfadfinder zu nennen, bei denen nicht nur die Eltern Chili con Carne vorkochten und Kinderpunsch angerührt wurde, sondern die mit ihrer schwarzen und riesig großen „Jurte“ im Recepturhof jedes Jahr aufs Neue ein uriges Zelt liefern, in dem man sich gerne aufwärmt, ins Plaudern kommt und gerne länger verweilt. Wie lange sie mit dem Aufbau beschäftigt waren? „Zwei Tage“, verrieten Damian Ludig und Lukas Köhler. „Und es ging dieses Jahr ziemlich zügig.“ Passend zu ihrem 70-jährigen Bestehen des Pfadfinderstammes Schinderhannes in Kronberg freuten sie sich über eine stabile Pfadfindernachwuchs-Gruppe, die sich einmal in der Woche, immer samstags im Wald bei ihrem Pfadfinderheim trifft. Vielleicht liegt ihr Erfolg ganz einfach darin, dass sie der multimedialen Smartphone-und Highspeed-Welt etwas ganz Entscheidendes entgegensetzen können: Die verlorene Basis sozusagen, die Wiederentdeckung der Mutter Erde. Jedenfalls scheint es Eltern zu geben, die sich etwas davon versprechen, dass ihre Kinder einfach mal ganz frei von jeglicher Beschallung die Natur kennenlernen – und wenn ihnen das gefällt, vielleicht auch das Leben darin und im Einklang mit ihr.

Während die Pfadfinder munter für ihre Vereinskasse verkauften, sorgten die angehenden Abiturienten auf dem Berliner Platz mit Glühwein und Waffeln ebenfalls für das Klingeln in der Kasse: Ein Abiball, verrieten die jungen Leute, will erst einmal finanziert sein. Stolze 25.000 Euro sollen es am Ende ihrer Aktionen werden, um ihren Abiball veranstalten zu können.



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