Trauer um „Riwwelkuche-Fee“ Susanne „Sanni“ Strobl

Kronberg (pu) – Eine traurige Nachricht verbreitete sich am Sonntag wie ein Lauffeuer in der Burgstadt: Völlig überraschend ist die vielen Kronbergern als „Riwwelkuche-Fee“ bekannte, bis zuletzt mitten im Leben stehende, Susanne „Sanni“ Strobl gestorben.

Gemeinsam mit Ehemann Josef, von allen nur „Sepp“ genannt, fungierte sie 1978 als „Thäler Pärchen“. Ältere Kronberger werden sich an das fesche Paar erinnern, sie im dunkelgrünen Dirndl mit rosa Schürze und er im Trachtenanzug beim Kerbezug ins Tal in einer mit Kastanien geschmückten Pferdekutsche.

Die beiden waren eines der wenigen Ehepaare, die gemeinsam in Amt und Würden waren. „Als Hugo Girold als damaliger Vereinsvorsitzender mich fragte, ob ich ‚Miss Bembel‘ werden wolle, war für mich sofort klar, ich würde nur gemeinsam mit meinem Mann die Regentschaft übernehmen“, berichtete sie viele Jahre später in einem Interview des Kronberger Bote schmunzelnd und spielte dabei darauf an, dass „Sepp“ sein Mädel niemals auch nur für zwei Tage einem anderen überlassen hätte.

Die beiden Dienstältesten im Thäler-KerbeVerein (TKV) waren trotz ihres fortgeschrittenen Alters mit Feuereifer dabei.

Mit ihr hielt Streuselkuchen Einzug beim „scheenste Fest im Nest“

Noch vor wenigen Wochen, während der 49. Thäler Kerb am 12. und 13. Juli, stand die 82-Jährige wie gewohnt als Chefin am „Riwwelkuche-Stand“ am Apfelweinbrunnen. Ihr ist es zu verdanken, dass diese süße deutsche Spezialität, die in den ersten zehn Jahren der Thäler Kerb nicht Bestandteil der Angebotspalette war, anlässlich ihrer Regentschaft 1978 beim Volksfest eingeführt wurde. Selbstredend schnitt Susanne „Sanni“ Strobl höchstpersönlich das erste Blech Streuselkuchen an. Sie benutzte dazu eine Tromm-Säge, ein extra langes Messer und Geschenk des Bäckers Ihrig, dem sie, wie sie im Interview verriet, versprechen musste, „dass nur ich es benutze“. Das Bild, wie die „Streuselkuchen-Fee“ blechweise die beliebte Leckerei portionierte, gehörte seit Jahrzehnten einfach zum „scheenste Fest im Nest“. Keiner hätte vermutet, dass es kein Wiedersehen beim Jubiläum im nächsten Jahr geben würde.

Immer an ihrer Seite, „Sepp“. Die Leidenschaft zu Musik und Tanz hatte das Paar seinerzeit zusammen geführt. Am 29. August 2014, gleichzeitig am Tag seines 80. Geburtstages, war es ihnen vergönnt das Fest der Diamantenen Hochzeit zu feiern.

Neben ihrem Ehemann betrauern nunmehr die drei Kinder Lothar, Annerose und Gaby, ihre jeweiligen Ehepartner, Enkel und weitere Familienmitglieder den Verlust ebenso wie der Thäler-Kerbe-Verein, Bekannte und Freunde wie Jutta Briehn, die von einer langen „Mädchen-Freundschaft“ erzählt, die seit 1977 währte. Vor Jahren sei gemeinsam mit „Sanni“ Strobl ein Frauen-Frühschoppen ins Leben gerufen worden, der rasch in einen Spät-Schoppen umgewandelt trotz mittlerweile geringer Teilnehmerzahl regelmäßig stattfand und als heiter verbrachte gemeinsame Stunden in Erinnerung bleiben.

Ebenfalls seit 1977 und damit knapp vier Jahrzehnte als Mitglied im TKV verwurzelt, bezeichnete die Verstorbene die männliche Vereinsriege liebevoll, wie es in einer großen Familie üblich ist, als „all meine Buben“. Sofern hin und wieder mal ein wenig Sand im TKV-Getriebe war, nahm sie kein Blatt vor den Mund und redete so manchem ins Gewissen, falls sie es für erforderlich hielt. Vor einigen Jahren wurden in Anbetracht ihrer langen Verdienste einzelne Vereinsmitglieder mit Bratwurst-Anstecker und Ehrenmitgliedschaft geehrt, darunter auch das Ehepaar Strobl.

Bis zuletzt sorgte „Sanni“ Strobl gemeinsam mit Ingrid Henrich zur Mittagszeit für das leibliche Wohl „ihrer“ Mannschaft an den letzten beiden Arbeitssamstagen vor der Thäler Kerb. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie jemals an einer Thäler Kerb gefehlt hätte“, hebt der langjährige TKV-Vorsitzende Bernd Girold das vorbildliche Verhalten und das große Engagement der Verstorbenen hervor.

Sie galt als leidenschaftliche Wandererin, besuchte mit ihrem Mann als Busreisende „halb Europa“. Darüber hinaus war sie bekannt für zwei ganz ausgefallene Faibles: Zum einen nahm sie die Geburt jedes ihrer drei Kinder zum Anlass, die Familie zum Andenken an die besonderen Familienereignisse zusätzlich jeweils um eine Schildkröte zu vergrößern. Zum anderen faszinierten sie Schweinchen in jeder erdenklichen Form und so wuchs ihre Sammlung kontinuierlich, ganz gleich ob um kleine goldene Ohrhänger, Stofftiere oder Ähnliches. Mit dem Verlust „Sanni“ Strobls ist die Burgstadt um eine engagierte und stets von Optimismus geprägte Bürgerin ärmer geworden, generationenübergreifend werden viele Kronberger „ihre Streuselkuchen-Fee“ in Erinnerung behalten.



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