Spielen erlaubt – Lego, Playmobil und neue Brillen beim Future Camp

„The future is all about me“, Frank Riemensperger von Accenture im Dialog mit Andrea Thilo. Foto: Accenture

Kronberg (aks) – Accenture lud ein in die Zukunft. Future of... market research, car buying, digital health & science, Future of brain power, security & analytics, Future of reality& virtual reality. Überall gläserne Räume mit diversen Angeboten, bunten Aufklebern, flimmernden Bildschirmen, Grafiken und Spielen sowie eine zauberhafte Reise an den Grund des Meeres: dank einer virtuellen Brille konnte der Besucher im Tauchgang nicht nur kleine glitzernde Fische, schwebende Rochen, sondern auch einen riesigen Wal an sich vorübergleiten sehen. Am Ende der Vorstellung war man fast enttäuscht, sich wieder auf festem Boden bei Accenture wiederzufinden. Die Gäste flanierten durch das oberste Stockwerk und wer neugierig war, beteiligte sich an allen möglichen Experimenten, interaktiven Programmen und ließ sich beim Tango-Project einen Fiat zeigen, der in den eigentlich leeren Raum bei Accenture per iPad hinein projiziert wird und originalgetreu Gestalt annimmt. Virtuell und in 3D konnte man sich das Modell von allen Seiten ansehen. „Augmented Reality“ heißt das Stichwort, das sich nicht nur bei Autokäufern durchsetzen wird. Autohäuser z.B. in Shanghai haben keine Autos mehr, Taxiunternehmen wie Uber keine Taxis und airbnb keine Zimmer: Der Kunde bekommt Lust auf ein Produkt, das es real „gar nicht gibt“.

Think big! Das war keine Untertreibung auf dieser spannenden Veranstaltung, bei der nicht nur IT-Spezialisten zu Wort kamen, sondern Produkt-Manager und Banker, um deutlich zu machen welche Rolle die digitale Entwicklung für die Zukunft spielt.

Die digitale Welt ist förmlich explodiert – es kommt immer mehr zu einer Verschmelzung von Technik und Realität, beziehungsweise virtueller Realität. Produkte werden in der Zukunft von Dienstleistungen abgelöst. Ein Beispiel ist der 3D-Drucker, der überall „on demand“ produziert. Accenture, als eine der größten Beraterfirmen der Welt, ist immer auf der Suche nach Geschäftsmodellen für morgen. „Es braucht Ideen, Mut und Kreativität und Raum zum Ausprobieren“. So bietet das Accenture Labor im obersten Stock „Workshops“, in denen die Accenture-Kunden mal die Rollen tauschen können und sich in die Situation ihrer Kunden versetzen, indem sie ihre Perspektive ändern. Zielgruppen sind hier „Persona“. Die virtuelle Zielperson an diesem Abend heißt Günther, jemand, der zu wenig Sport treibt und leicht übergewichtig ist, mit einer Familie, die sich Sorgen über seinen Gesundheitszustand macht. In der Ideation-Phase geht es um Ideenfindung: „think out of the box to tackle the problem“ und beim Prototyping darf wie im Kindergarten gespielt werden - „that’s fun“. Mit Playmobil-Männchen und Lego wird die Situation greifbar: „Show – don’t tell!“ lautet die Anweisung. Vom „Workshop“ geht es weiter in die „Werkstatt“, wo konkrete Lösungen gefunden werden sollen. In der Werkstatt werden weder Luxuskarossen noch Oldtimer repariert, sondern hier geht es, um es mal salopp zu sagen, um die Brille, durch die Accentures Kunden die Welt und ihre Kunden sehen. Hier kommen „prototyping“ und „software-designer“ mit „liquid applications“ zum Zug mit dem klaren Ziel „Drive the business and make better solutions“.

Diese Prozesse finden regelmäßig bei Accenture statt, sie dauern mehrere Tage, statt mehrerer Monate oder Jahre – die Zukunft heißt Schnelligkeit.

Das betont Frank Riemensperger, Senior Managing Director & Geographic Unit Lead Deutschland zum Auftakt einer Reihe von Einzel-Vorträgen, die pünktlich beginnen und anderthalb Stunden später auf die Minute genau enden. „The future is all about me“, sagt er im Brustton der Überzeugung, denn, das klingt logisch, er ist ja auch selbst Kunde. Es gehe immer zuerst um die Menschen, um jeden einzelnen, auch wenn die Welt automatisch immer „smarter“ werde. Die Stunde der Schnellsprecher hatte geschlagen – alles auf Englisch. Fachbegriffe wie „Ideation, Fintech, liquid applications, digital roadmap, advanced analytics, security solutions, digital customer&digital supply chain“ inklusive. Wer auf Bilder im Kopf wartete, um den Vortrag besser zu verstehen, hatte den Anschluss schnell verpasst.

Für IT-Laien war es eine Tour d’horizon, die teils zur Tour de force wurde, weil viele brennend interessante Themen in rasendem Tempo abgehandelt wurden, wie das Interview mit Sabrina Herrmann, Vice President Sales Management von Siemens/Dresser-Rand oder der Vortrag von Pascal Kerhervé, Digital Strategy Director von Boomerang Pharmaceutical Communications zu „Viaopta Simulator“ für Novartis, einer digitalen Anwendung für Augenärzte – dazu Live-Schaltungen in die Workshops und Werkstätten moderiert von Sigrid Stinnes, Head of Innovation Network Dach von Accenture. Charmant, clever und kompetent moderierte Andrea Thilo den Abend. Es war wohltuend, wie sie den verschiedenen Akteuren von Deutsche Bank (Kirsten Schäfer, Managing Director), Commerzbank (Ole Franke, Bereichsleiter IT: „Ich bin kein Banker, kein Itler, ich kenne Kunden“) und Marco Trautmann, Mitgründer savetroid AG in einen guten Dialog brachte, mit einer Redezeit von einer Minute pro Frage. Verena Pausder, CEO von Fox&Sheep, hat ein Herz für „digital natives“ im Grundschulalter, die für sie nicht verquere kleine Nerds seien, die nicht mehr draußen im Wald spielen, sondern moderne Kids, die mit der Technik aufwachsen und schon in der Schule programmieren lernen sollten. Die Häppchen der Accenture-Kantine Food Affair kamen glücklicherweise nicht aus dem 3D-Drucker, auch der Gin, den ein Mitarbeiter in einem Start-up namens „Muscatel“ selbst vermarktet, war erfreulich „liquid“. Die „big and small data“ und viele Meinungen zu „design thinking“ regten auch nach dem Vortrag zu spannenden und vor allem realen Dialogen an. Welcome to the future world!



X