Nach wie vor Ringen um das beste Konzept für die Taunushalle

Schönberg (pu) – Nachdem das „Nutzungskonzept Taunushalle“ bereits in den Oktober- und Novembersitzungen des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt Gegenstand hitziger Diskussionen war, befasste sich der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit mit diesem für den Ortsteil elementaren Thema.

Wie bereits mehrfach berichtet, besteht zwar seitens Magistrat, Stadtverwaltung und den Parteien Einigkeit über die Notwendigkeit der Taunushalle für die Belebung des Ortskerns; in der Frage, ob das Gebäude energetisch saniert werden soll oder, wie von den Christdemokraten favorisiert, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll, wird jedoch nach wie vor gerungen. Nach den Worten des Ersten Stadtrats Robert Siedler ist das 1968 gebaute (Turnhalle) und 1978 durch Anbau (Gastro) erweiterte Gebäude „in einem guten Zustand – eine solide Konstruktion, auf der man eine Sanierung aufbauen kann“. Aus diesem Grund sehen Magistrat und Stadtverwaltung in „Aufgabe und Abbruch der Taunushalle“ keine Alternative, unter anderem auch wegen der Problematik, dass Schul- und Vereinssport sowie sämtliche weitere Nutzer während der Bauzeit umziehen müssten, es allerdings keine adäquaten Ersatzstandorte gibt und ein Sporthallenneubau aktuell den finanz-wirtschaftlichen Rahmen sprengen würde.

Kapitalwertberechnung

Als weitere Diskussionsgrundlage stellte daher Prokurist und Steuerberater Torsten Ewen von der Dr. Dornbach Treuhand GmbH am Dienstagabend in der Stadthalle eine von der Stadt in Auftrag gegebene Kapitalwertberechnung für insgesamt vier Varianten vor. Zugrunde gelegt wurden dabei unter anderem eine 20-jährige Nutzungsdauer, die durch den Fachbereich 5 „Bauen und Facilitymanagement“ vorgelegten Zahlen für Einnahmen und Ausgaben sowie die Annahme, dass sich die Ausgaben für Instandhaltung und Betriebskosten jährlich um ein Prozent und die Personalkosten jährlich um drei Prozent erhöhen. Außerdem ging man von aufzunehmenden 3,7 Millionen Euro Fremdkapital für einen Neubau, 3,5 Prozent Zinsen bei zehnjähriger Zinsbindung und 2 Prozent jährlicher Tilgung aus. Danach wurde wegen der noch ungewissen Zinsentwicklung mit 5 Prozent Fremdkapitalzins kalkuliert. Unberücksichtigt blieben dagegen die Abschreibung der jeweiligen Maßnahmen und der 4prozentige Liegenschaftszins, da es sich dabei lediglich um kalkulatorische Kosten handelt. Bei einem intern festgelegten Rechenzinsfuß von 0,7 Prozent – dies entspricht einer aktuellen Rendite von zinslosen Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren – und 1,6 Millionen Euro Restwert der Investitionsobjekte (Bodenrichtwert) führte die Kapitalwertberechnung letztendlich zu dem Fazit, dass ein Abriss und Neubau der Taunushalle nicht wirtschaftlich ist wegen des Kapitalwerts von -3.098.313,95 Euro für diese Variante IV. „Dies basiert auf der hohen Fremdfinanzierung die zur Durchführung des Projektes aufgenommen werden müsste und somit einen hohen Cash-Flow zur Folge hätte“, so die Aussage des Steuerberaters.

Demgegenüber stehen zum Vergleich die Aufstockung mit Wohneinheiten (Variante I 994.971,56 Euro Kapitalwert) und Aufstockung mit Gewerbe (Variante II mit 1.167.996,41 Euro), die laut Wirtschaftsprüfer wirtschaftlicher wären. Die Nase vorn hätte dabei die Variante „Aufstockung mit Gewerbeeinheit“ wegen der geschätzt höheren Einnahmen. Als vierte Variante wurde die energetische Sanierung ohne Aufstockung durchgerechnet, die laut Ewen „ebenfalls ins Minus reingeht“.

Klare Tendenz

„Ich denke, das ist eine klare Tendenz, Abriss und Neubau kämen wirtschaftlich ungünstiger als eine energetische Sanierung“, kommentierte Erster Stadtrat Robert Siedler die vorliegenden Ergebnisse. Nach seinen Worten ist nach vorliegenden Informationen und Betrachtungen auch keine „dramatische Verschlechterung der Tendenz“ zu erwarten, falls während der Sanierung beim Aufmachen der Mauern die eine oder andere unangenehme Überraschung zutage treten sollte. Darauf fußend warb er erneut für die von der Verwaltung favorisierten Lösungen „Aufstockung und Veränderung der Nutzung im Kellergeschoss“, die sich nach vorliegenden Berechnungen auf 1.358.000 Euro belaufen würde oder „Veränderung der Nutzung im Kellergeschoss ohne Aufstockung“, die mit 578.000 Euro zu Buche schlagen würde. Mit beiden Maßnahmen wäre, so die Überzeugung Siedlers, das Gebäude für die nächsten 20 bis 25 Jahre in einem funktionsfähigen Zustand, das bedeute, ausgehend davon, dass aus wirtschaftlicher Sicht die Lebensdauer eines Gebäudes 80 Jahre betrage, sei man nach der Sanierung für die Restnutzungsdauer gerüstet. Aus seiner Sicht der „gangbarste Weg, um schnellstmöglich den Ortskern gastronomisch und kulturell zu stärken“ und sich in den kommenden Jahren intensiv mit der zukünftigen Ortskerngestaltung zu befassen. „Schon in der anstehenden zweiten Phase des Stadtentwicklungskonzepts werden wir beim Baustein „Freizeit“ Lage und Zustand der einzelnen im Stadtgebiet befindlichen Turnhallen im Detail betrachten und hinterfragen, ob diese Lösungen nach heutigen Gesichtspunkten sinnvoll und zukunftsfähig sind.“

Gegenwind

Der Eindeutigkeit der Kapitalwertberechnung und der Argumentation des Baudezernenten zum Trotz, machten die Christdemokraten am Ausschussabend mit Nachdruck deutlich, für sie sei ein Neubau damit mitnichten vom Tisch. „Wir denken mit einem Neubau an die Generation danach“, betonte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Reinhard Bardtke, der zwecks notwendigem Beratungsbedarf mit den Koalitionspartnern aus SPD und UBG schließlich den Antrag stellte, eine Abstimmung des ASU über die Vorlage bis zur Stadtverordnetenversammlung zu schieben. Dafür votierten vier Gremiumsmitglieder bei vier Enthaltungen, sodass der Antrag angenommen wurde, unangeachtet dessen, dass Robert Siedler zuvor mit allem Nachdruck – auch vor dem Hintergrund der Planungssicherheit für die in der Warteschleife hängenden Bewerber für die Gastronomieverpachtung – für eine finale Empfehlung geworben hatte. „Meines Erachtens liegt eine abstimmungsfähige Vorlage vor, über die im Sinne Schönbergs nun auch endlich mal endgültig abgestimmt werden muss!“

Acht Mal „Ja“ gab es dagegen für den gemeinsam von FDP und Bündnis90/Die Grünen gestellten Antrag, beim Kreis in Bezug auf finanzielle Unterstützung bei Sanierung oder Neubau anzuklopfen. „Bei vergleichbaren Maßnahmen in Bad Homburg, Wehrheim oder Usingen beteiligt sich der Kreis, demnach macht es Sinn unser Gewicht auch in die Waagschale zu werfen“, so die Begründung des FDP-Vorsitzenden Holger Grupe. In diesem Zusammenhang machte der Erste Stadtrat nochmals deutlich, da die Taunushalle im städtischem Eigentum sei, müsse die Stadt auch für den funktionsfähigen Zustand des Gebäudes Sorge tragen, der Kreis zahle Miete. Dennoch versprach er das Gespräch mit dem Kreis zu suchen. 200.000 Euro Fördermittel vom Land sind bereits in der Investitionsberechnung „Maßnahmenkatalog Taunushalle“, der im Übrigen auch auf der städtischen Internetseite zu finden ist, berücksichtigt.

An diesem Abend informierte der Baudezernent außerdem darüber, die Verwaltung habe aktuell wegen der angespannten Lage neue Überlegungen zur eventuellen Unterbringung eines Kinderhorts in der Taunushalle angestellt. Demzufolge würde auch dieser Aspekt in die Abwägungen über die Zukunft der Taunushalle einfließen.

Befürchtungen und Vertrauen

Seinem Ärger Luft machte er über die seitens CDU und Bündnis90/Die Grünen zum wiederholten Mal vorgebrachten Befürchtungen, die von der Verwaltung vorgelegten Berechnungen für die energetische Sanierung (405.000 Euro) ließen unter Umständen an Vollständigkeit vermissen. „Alle maßgeblichen Gewerke sind in diese Berechnungen eingeflossen. Natürlich ist man letztendlich vor eventuellen Überraschungen nie gefeit, aber ich wünsche mir doch mehr Vertrauen seitens der politischen Gremien in Bezug auf die Sorgfältigkeit der Arbeit der Stadtverwaltung!“ Rückendeckung erhielt er aus den Reihen der KfB. „Wir haben uns bekanntlich den Ruf erworben vor anstehenden Entscheidungen viele Informationen zu sammeln, die haben wir in diesem Fall erhalten und aus unserer Sicht ist die energetische Sanierung sinnvoll und das Beste für Schönberg“, so Co-Fraktionsvorsitzende Alexa Börner.



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