Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt feierte seinen 25. Geburtstag

25 Jahre lang sind diese Mitglieder des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstedt nun schon für den Verein aktiv. Fotos: Wittkopf

Kronberg (pf) – Mit einer festlichen Matinée in der Stadthalle beging am Sonntag der Partnerschaftsverein Kronberg – Ballenstedt seinen 25. Geburtstag. Nachdem am 7. Dezember 1989, knapp vier Wochen nach dem Fall der Mauer in Berlin, sechs Kronberger Bürger den Verein nach dem Vorbild des Partnerschaftsvereins Kronberg – Le Lavandou ins Leben gerufen und beim Kronberger Weihnachtsmarkt entsprechende Informationsblätter verteilt hatten, kamen am 26. Januar 1990 zur konstituierenden Mitgliederversammlung über 200 Kronbergerinnen und Kronberger. Sie alle wollten die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt im Harz und ihrer Heimatstadt, die 1988 offiziell besiegelt worden war, mit Leben erfüllen. Damit begann eine Erfolgsgeschichte, die 2013 in den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft in beiden Städten und in der Herausgabe einer Chronik ihre Höhepunkte fand.

Zum Vereinsjubiläum waren trotz Schnee und Eis Bürgermeister Dr. Michael Knoppik und 18 weitere Bürgerinnen und Bürger aus Ballenstedt in den Taunus gekommen. „Ein Zeichen tiefer Freundschaft“, so würdigte es die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Dr. Ursula Philippi in ihren Begrüßungsworten.

Bis zum Mauerfall am 9. November 1989 war die Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und Ballenstedt, die auf Anregung von Dr. Walther Leisler Kiep zustande kam, eher ein „politisches Regelwerk“ gewesen, so drückte es die Vereinsvorsitzende aus. Nach dem 9. November, als es plötzlich unbegrenzte Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger in den Westen gab, kamen fast 3.000 Ballenstedter nach Kronberg. „Es herrschten Euphorie, Freude und Dankbarkeit“, erinnerte Dr. Ursula Philippi.

Für den damaligen Bürgermeister Rudolf Möller, der als erster überhaupt später Ehrenbürger beider Städte wurde, war es eine Herzensangelegenheit, jungen Menschen aus Ballenstedt, die in ihrer Heimat keine Chance auf einen Ausbildungsplatz hatten, in Kronberg und im Rhein-Main-Gebiet Lehrstellen zu vermitteln. 500 junge Menschen aus der Partnerstadt erhielten im Laufe der Zeit so eine Berufsausbildung. Aber auch auf kultureller Ebene entstanden zahlreiche Partnerschaften und Freundschaften. Es begann mit einem Benefizkonzert des Musikvereins Kronberg in Ballenstedt zugunsten der Schlosskirche.

Gemeinsam wurde deutsche Geschichte entdeckt und wieder entdeckt, die Vielfalt im europäischen Haus mit Leben erfüllt. Viele Spenden Kronberger Bürger sind Zeichen des sozialen Engagements, das vor allem Kindern und Jugendlichen in der Partnerstadt galt und gilt, sagte die Vereinsvorsitzende. Einer der jungen Menschen, die derzeit vom Partnerschaftsverein unterstützt und gefördert werden, ist Alexander Dammeier aus Ballenstedt, der die Matinée mit seinem Klavierspiel musikalisch umrahmte. Er spielte zwei Stücke aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Erst seit drei Jahren, sagte Dr. Ursula Philipp, hat Alexander Klavierunterricht, vorher hat er sich alles selbst beigebracht. „Der Partnerschaftsverein ließ aus Partnern gute Freunde werden und wir sind stolz, ein Stück Kronberger Stadtgeschichte mitgeschrieben zu haben“, so beendet sie ihre Ansprache, die sie bewusst kurz gehalten hatte. „Denn vor 15 Monaten bei den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft ist bereits alles ausführlich gesagt worden.“

Bürgermeister Klaus Temmen dankte ihr und dem gesamten Vereinsvorstand für die ehrenamtliche Arbeit in den vergangenen Jahren. Der Verein, betonte er, sei Motor und Seele der Partnerschaft, die tragende Säule, die die Ziele und den Gedanken der Partnerschaft mit Leben erfülle. Er habe zahlreiche städtische und organisatorische Aufgaben bei den Planungen von Besuchen in Ballenstedt und als Repräsentanten der Stadt übernommen. „Erst die Partnerschaftsvereine“, so Temmen, „machen die Städtepartnerschaften zu Partnerschaften zwischen den Menschen.“ Für dieses herausragende ehrenamtliche Engagement wurden die vier Partnerschaftsvereine 2013 mit dem Bürgerpreis der Stadt Kronberg ausgezeichnet.

Dank sagte der Bürgermeister auch Walther Leisler Kiep, dem „Vater“ der Städtepartnerschaft, dessen Großeltern väterlicherseits in Ballenstedt lebten. Er konnte selbst nicht an der Matinée teilnehmen, hatte aber ein Grußwort geschickt, dass Temmen vorlas. Der Rathauschef kam nicht mit leeren Händen. „Mit Dank haben wir zu Hause die Hühner gefüttert, sind alle verhungert“, zitierte er einen alten Freund und überreichte Dr. Ursula Philippi neben einem Blumenstrauß einen Briefumschlag mit einem kleinen Präsent für den Vorstand.

Zu den Gratulanten, die dem Partnerschaftsverein zum 25. Geburtstag alles Gute wünschten, gehörte auch Ballenstedts Bürgermeister Dr. Michael Knoppik. Der Partnerschaftsverein, bedankte er sich, habe ebenso wie die Walther Leisler Kiep Stiftung vielen geholfen, vor allem Kindern und Jugendlichen. Als Geburtstagsgeschenk hatte er eine Flasche mit Schlossparkkräutern aus Ballenstedt mitgebracht, dazu kleine Anstecknadeln, die sonst nur verdienten Ballenstedter Bürgern verliehen werden. Erinnerungsfotos in einem großen Bilderrahmen hatte Hans-Joachim Schulze, der Vorsitzende des Ballenstedter Partnerschaftsvereins, mitgebracht. Und auch er bekräftigte: „Aus Bekanntschaften sind Freundschaften geworden.“

Alt-Bürgermeister Wilhelm Kreß, der gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger Rudolf Möller viele Jahre lang Motor der Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und Ballenstedt war, erzählte eine kleine Anekdote. Bei einem der ersten Besuche im Harz seien sie in Quedlinburg untergebracht worden, weil so Kontakte zur Ballenstedter Bevölkerung vermieden werden sollten. Doch in ihrem Hotel seien sie mit jungen Leuten ins Gespräch gekommen, die unbefangen die Regierung kritisiert hätten. „Und da wusste ich, dass sie sich nicht mehr lange einsperren und den Mund verbieten lassen würden,“ so Kreß. „Sie waren die Wegbereiter der Wiedervereinigung.“

In der Arbeit des Partnerschaftsvereins sah Hans-Willi Schmidt, Vorsitzender des Altstadtkreises und des Vereinsrings, einen wichtigen Beitrag, über Grenzen hinweg Vorurteile abzubauen. So wie man vor 25 Jahren die Landsleute aus der DDR willkommen geheißen habe, so heiße man jetzt in Kronberg die Flüchtlinge willkommen. 77 Flüchtlinge aus zwölf Nationen lebten mittlerweile in der Stadt. 25 Jahre sei mehr als eine Zahl, betonte er: „Das ist gelebte Zeit, gelebtes Miteinander.“ Er hatte als Geburtstagsgeschenk fünf Flaschen des „Roten Regenten“ mitgebracht, des Weins, der im Rathausgarten wächst, je eine Flasche der letzten fünf Jahrgänge.

Ehe sich die Festversammlung den Spiegel-Dokumentationsfilm „Der 9. November 1989 – Protokoll eines historischen Versehens“ ansah, ehrte Dr. Ursula Philippi 25 Vereinsmitglieder der ersten Stunde, unter ihnen auch eines der Gründungsmitglieder.

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