Naturschutztipp

Edelkastanie – Baum 2018

Die Edelkastanie (Castanea sativa) – auch Ess-Kastanie genannt – ist ein eher seltener Baum in unseren Wäldern, weiß die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Kreisverband Rheingau-Taunus-Wiesbaden. Wie jedes Jahr hat sie den Baum des Jahres schon im Herbst des Vorjahres bundesweit ausgerufen und für 2018 wurde die Edelkastanie ausgewählt.

Die Eigenarten der Edelkastanie sind vielfältig: So ist sie in der Vorweihnachtszeit wegen der Früchte, die als geröstete „Maroni“ auf Märkten angeboten werden, beliebt.

Die Edelkastanie liebt besonders ein warmes Klima und ist deshalb von Natur aus in der Mittelmeer-Region und auf der kleinasiatischen Halbinsel bis südlich des Kaukasus verbreitet. Seit der Antike wird die vielfältig nutzbare Edelkastanie kultiviert, deshalb ist sie auch in nördlicheren Ländern eingeführt worden: In Frankreichs Süden, in der Schweiz hauptsächlich im Tessin, in Südtirol bis in Höhenlagen von 900 Metern, und in Österreich vor allem in der Steiermark und dem Burgenland. Ebenso wie die Spanier nach der Eroberung der Kanarischen Inseln diese Baumart ab 1500 n. Chr. z. B. auf Teneriffa planmäßig anbauten, so wurde bei uns die Edelkastanie durch die Römer in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eingeführt.

Heute finden sich in Deutschland verbreitet Edelkastanienwälder nahe den Weinanbaugebieten an den Hanglagen und Kuppen beiderseits des Rheins, an Nahe, Saar und Mosel. In Rheinland-Pfalz oberhalb der Weinstraße an den Hängen der „Haardt“ ist ein großes Waldgebiet mit Edelkastanie bestockt. Im südlichen Hessen im Rheingau, im Taunus, in Kronberg und Königstein sowie an der Bergstraße und im Odenwald trifft man sie häufig auch in Mischbeständen mit Eichen, Buchen, Linden und Ahornarten an.

Mit der Rosskastanie – auch einfach Kastanie bezeichnet – ist sie nicht verwandt, in der botanischen Systematik gehört sie wie Buche und Eiche zu den Buchengewächsen, die Rosskastanie dagegen zu den Seifenbaum-Gewächsen. Deutlich unterscheiden sich die Blätter: Die Edelkastanie hat Einzelblätter am kurzen Stiel, die lanzettlich geformt sind, einen tief gesägten Rand mit einer ausgezogen Spitze haben und bis 20 Zentimeter lang sein können. Die Rosskastanie hat gefingerte Blätter an einem langen Stiel mit 5 bis 7 Einzelblättern, die regelmäßig schon ab August durch den Fraß der Kastanienminiermotte verwelken. Die Blüten sind auch sehr verschieden: Die Rosskastanien blühen früh im Mai in kerzenartig aufrechten Blütenständen, die weiß oder auch rot gefärbt sind. Die Edelkastanien blühen in grünlich-gelber Farbe erst im Juni und Juli und fallen dabei durch die bis zu 30 Zentimeter langen „Schwänze“ der männlichen Blüten auf, die nach der Blütezeit abfallen und den Boden bedecken.

Sehr ähnlich sehen die Früchte beider Baumarten aus, wenn die Schale sie freigegeben hat: Beide sind glänzend braun, aber die Esskastanie hat eine feinbehaarte Spitze, während die Rosskastanie glatt und fast kugelig geformt ist.

Freistehend können beide Arten sehr stattliche große Bäume werden, deshalb werden sie gerne als Alleebäume und in Parks angepflanzt.

Nutzen der Edelkastanie

Das Holz der Edelkastanie ist durch einen hohen Gerbsäuregehalt sehr dauerhaft. Es wurde und wird gerne für Rebpfähle und für Fassdauben in Weinbaugebieten, als dauerhaftes Holz im Außenbereich, als Pfosten und Masten, zum Lawinenverbau und als Fachwerkholz, aber auch für Möbel, Parkett, Tür- und Fensterrahmen sowie Vertäfelung im Innenausbau verwendet. Die Esskastanien sind sowohl Grundnahrungsmittel als auch Delikatess-Früchte. Sie werden gerne als heiße oder geröstete „Maroni“ auf den Märkten verspeist, in der Küche sind sie als „Keschde-Suppe“ oder als schmackhafte Beilagen und Gänsebraten-Füllungen begehrt.

In vergangenen Jahrhunderten wurden – wie im Obstbau – Edelkastanienhaine gepflanzt, zum Beispiel in Mammolshain, auch verschiedene Sorten gezüchtet und entsprechende Edelreiser auf Unterlagen gepfropft. Allein in Frankreich gibt es über 200 Sorten, die sich in Größe und Geschmack unterscheiden.

Waldtiere wie Mäuse, Häher, Eichhörnchen, Rehe, Hirsche und Wildschweine fressen die Esskastanien sehr gerne; man muss sich deshalb beeilen, wenn man noch selber welche ab Anfang Oktober sammeln will. Auf der Insel Korsika (in der „Castaniccia“) ernähren sich die frei in den Kastanienhainen herumlaufenden Hausschweine im Herbst überwiegend von diesen Früchten. Eine Besonderheit ist der Edelkastanien-Honig, der sich als charakteristisch durch eine fein-herbe Geschmacksnote auszeichnet. Wegen der späten Blütezeit ab Mitte Juni, wenn Obstbäume, Wiesenblumen und Rapsfelder keinen Nektar und Blütenstaub mehr darbieten, können Imker ihre Bienenvölker in die Nähe von Edelkastanien bringen und dann diesen köstlichen Honig im Juli schleudern. Auch über 130 andere Insektenarten besuchen und bestäuben die Edelkastanienblüten. Der charakteristische Duft des Blütenstaubs (Trimethylamin) lockt sie an. Auch Windbestäubung findet statt. Die Stämme bilden im Alter oft Hohlräume, die willkommene Habitate für Fledermäuse, Vögel und Insekten sind.



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