Leserbrief

Aktuell

Unser Leser Michael Zink, Im Haak, Kronberg, schreibt zur letzten ASU-Sitzung Folgendes: Am vergangenen Dienstag tagte der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) in öffentlicher Sitzung in der Stadthalle. Erster und interessantester Tagesordnungspunkt war die Vorstellung zweier konkurrierender Konzepte zur zukünftigen Nutzung des Bahnhofsgeländes.

An dieser Sitzung haben zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger teilgenommen und ich denke, sie haben ihre Teilnahme nicht bereut.

Versammlungen wie diese machen unser Gemeinwesen lebenswert. Sie machen deutlich, warum es sich für uns alle lohnt, sich für Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Transparenz zu engagieren.

Da waren zum einen die beiden Kaufinteressenten, die beide aus der Kronberger Bürgerschaft kommen und denen man das Engagement und das Interesse für den Standort abnimmt. Nicht Gewinnmaximierung, sondern Verbesserung der Lebensqualität war die Maxime beider Protagonisten. Die Entwürfe waren im Detail durchaus unterschiedlich ausgestaltet, aber man konnte jeweils erkennen, dass viel Zeit, Energie und Herzblut in die Präsentationen geflossen war.

Zu loben sind aber auch unsere gewählten Volksvertreter. Diese waren gut vorbereitet, stellten kluge Fragen und überzeugten mit Sachverstand. Man konnte das überparteiliche Bemühen erkennen, sich unvoreingenommen zu informieren, um dann in den jeweiligen Gremien eine qualifizierte Entscheidung fällen zu können. Dass die gewählten Parlamentarier sich aus der Mitte unserer Stadtgesellschaft freiwillig haben aufstellen lassen, um ehrenamtlich und als Stellvertreter aller wahlberechtigten Kronbergerinnen und Kronberger ihre Freizeit zu investieren und solche starken Debatten zu führen, sei hier nur am Rande erwähnt.

Diese Diskussion zeigt in meinen Augen sinnbildlich auf, dass es in der Politik nur sehr selten einfache Lösungen gibt. Die Materie ist zumeist komplex, die Anforderungen sind hoch, der Wille zu Kompromiss und Ausgleich vorausgesetzt. Beide Vorschläge waren qualitativ auf hohem Niveau. Als neutraler Zuschauer steckt man zum Glück nicht in der Haut der Entscheider, die am Ende ein Modell favorisieren müssen.

Ob in der großen Weltpolitik oder in den Niederungen der Kommune – wer dem Wahlvolk vorgeblich einfache Lösungen anbietet, denkt die Dinge selten bis zum Ende, oder er will ganz bewusst dem demokratischen Prozess und unserer bewährten Staatsordnung schaden. Die Populisten-Politiker in diesem Land mögen am lautesten schreien, aber wenn es um die Beseitigung konkreter Probleme geht oder um das Aufzeigen jener Wege, die dieses Land in eine gute Zukunft führen, kommt nichts Substantielles.

Ich hoffe auch in Zukunft noch viele spannende demokratische Versammlungen, wie am vergangenen Dienstag in der Stadthalle zu erleben. (Kommunal-) Politik ist mitunter mühsam, frustrierend und sehr zeitraubend, aber es lohnt sich, dafür einzustehen.



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