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Unser Leser, Jürgen Specht, Hartmuthstraße, Kronberg, schreibt zum Bericht „Durch Matsch und Pfützen über die Baustelle“ vom 14. Juni Folgendes:
„Wollt Ihr fleißige Handwerker sehen, müsst Ihr zu den Kindern gehen. Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein.“ Dieses alte deutsche Kinderlied steht völlig konträr zu den Besuchen von Schulklassen der Großbaustelle am Kronberger Bahnhof, ist doch neben dem Fleiß der Kinder ihre spielerische Kreativität ein prägnantes Merkmal früher Jugend. Man schickt sie jedoch in ideologischer Absicht auf die hoch umstrittene Baustelle. Die launige Bildunterschrift: „In Zukunft wird wohl ein Großteil der Nachwuchsbaumeister aus Kronberg kommen“ ist entlarvend. Denn diejenigen, die die Drecksarbeit machen, können sich eh kaum die Eintrittspreise und Mieten der von ihnen geschaffenen Kulturtempel und Bleiben leisten; sie wohnen oft weit weg oder vegetieren in immer primitiveren Unterkünften.
Der Gipfel des Zynismus der Baustellenbesichtigungen stellte der vorherige Besuch einer anthroposophischen Schulklasse aus Oberursel dar. Hundert Bäume fielen alleine für Hotel und Konzertsaal. Weitere fünfzig Bäume werden für die mittlerweile zum zweiten Mal verkauften Schillergärten geopfert. Hatte nicht Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie vom Bauen mit der Natur gesprochen? Ging er nicht sogar so weit, das „organische Bauen“ zu propagieren und zu verwirklichen, auch bezüglich der Architekturform selbst? Gibt es hierüber Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern oder thematisiert man klimatologische Probleme der Energiekonzepte? Meines Wissens wird weder ein von Bürgerinnen und Bürgern vorgeschlagenes Blockheizkraftwerk realisiert noch ist etwas von Solaranlagen planerisch wahrnehmbar. Steiner, der ja dem Goethe’schen Pantheismus (Gott ist in allen Dingen) huldigte und daraus den Respekt für Mensch und Natur ableitete, kannte den Goethesatz: „Mag man doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine.“
Wollt Ihr bornierte Politiker/Lehrer sehen, müsst Ihr in das Rathaus/die Schulen gehen. Nachhaltigkeit als Schein, Aufklärung als Schein, die Zukunft wird nicht Euer sein.