Lebendige Altstadt – Altstadtkreis und BDS setzen auf Teamarbeit

Weckt das Erscheinungsbild der Friedrich-Ebert-Straße die Neugierde, sie zu besuchen und erkunden und was soll mit dem Durchgangsverkehr passieren? Diese und andere Fragen treiben Betroffene und verschiedene Gremien seit Jahren um. Foto: S. Puck

Kultur/Soziales

Kronberg (pu) – Wollen Sie Veränderung? Mit dieser provokanten Frage konfrontierte der Vorsitzende des Altstadtkreises und Moderator des Abends Hans Willi Schmidt auch im Namen des mitveranstaltenden Bundes der Selbstständigen (BDS) die zur sogennannten Infobörse erschienenen Bewohner, Einzelhändler und Gewerbetreibenden der Altstadt/Kernstadt. Trotz etlicher in der älteren und jüngeren Vergangenheit umgesetzten Maßnahmen wie Verschönerung und ins rechte Licht setzen markanter Altstadtplätzchen sehen die Veranstalter dringenden Handlungsbedarf in Sachen Belebung des Herzens der Stadt. Insbesondere Nutzung, Verkehrssituation und Erscheinungsbild des öffentlichen Raums stehen aktuell im Mittelpunkt der Diskussion. Die unzufriedenstellende Ist-Situation treibt zwar sowohl Anwohner, Gewerbetreibende und städtische Zuständige seit Jahren um und von der Lokalen Agenda 21 (2004) bis zur zehn Jahre später aus der Taufe gehobenen Beratungsgruppe Einzelhandel Kernstadt Kronberg (BEKK) wurde dieses Thema von unterschiedlich besetzten Gremien konstant aufgegriffen und zahlreiche Lösungensvorschläge erarbeitet, doch nach wie vor mangelt es aus verschiedensten Gründen an durchschlagender Wirkung beziehungsweise Umsetzung.

Nun der gemeinsame Versuch von Altstadtkreis und Bund der Selbstständigen entscheidenden Zug in die Angelegenheit zu bringen. Nach einem kurzen Rückblick auf erfolgreiche Aktivitäten der Vergangenheit und einem Blick in die einladend wirkenden Fußgängerzonen Nachbarorte Königstein, Oberursel und Bad Homburg als inspirienenden Denkanstoß, lenkte Hans Willi Schmidt im Kellerraum des Restaurants „Adler“ die Aufmerksamkeit unter anderem auf die Passage am Berliner Platz, Katharinenstraße, Friedrich-Ebert-Straße, Schirn, Zehntscheune, Viktoriapark und die dortige Bühne und die jeweilige ausbaufähige Wirkung auf Einheimische und Auswärtige.

„Der öffentliche Raum erfüllt eine wichtige integrative und kommunikative Aufgabe im städtischen Leben und ist ein tragendes Element der Stadt“, unterstrich Schmidt. Gefordert bei dieser Gemeinschaftsaufgabe seien daher sowohl die Stadtverwaltung als Eigentümerin als auch die Gesellschaft, für das Wohlbefinden von Bevölkerung und Besuchern zu sorgen und durch ein attraktives Erscheinungsbild und bessere Nutzung die Attraktivität als auch das Image zu steigern.

Schattendasein-Beendigung

Als weitere Diskussionsgrundlage lieferten die Veranstalter selbst noch ein paar erste Ansätze wie die Aufwertung der Geschäftspassage des Berliner Platzes und erkennbaren Übergang zur Altstadt, Verkehrsberuhigung der Katharinenstraße durch verschiedene Maßnahmen, die stärkere Einbindung von Viktoriapark samt Bühne und Zehntscheune (Maler, Bildhauer, Musiker) in das Geschehen oder allem voran die sehnlich erwartete Installierung des so lange diskutierten Innenstadtleitsystems. Gerade bei letztem Punkt ist die wachsende Verärgerung von Altstadtbewohnern und einigen Beteiligten des BEKK unüberhörbar. „Wir haben uns zwei Jahre lang engagiert und in anstrengenden Diskussionen Kompromisse erzielt und sie sehen nach wie vor nichts außer einem blauen Licht in der Tiefgarage“, sprach Schmidt dem Großteil der Anwesenden mitten aus der Seele. Neben der großen Hoffnung, dass gerade dieses leidige Thema zeitnah in die finale Phase geht, setzen Altstadtkreis und BDS vor allem „auf kleine Veränderungen, die etwas bringen“.

Durchgangsverkehr bis Navigations-App

Und an Ideen mangelt es nicht, wie sich trotz verschiedener Interessenlagen und unverhohlener Kritik, vor allem an die Adresse der Stadt, rasch zeigte. Der Bogen spannte sich unter anderem von Forderungen „Durchgangsverkehr raus“ über „Navigations-App“, mehr Stadtmarketing, Tourismusförderung und Kurzzeit-Parkplätze (Parkdauer halbe Stunde), Café in der Innenstadt, Belebung des Recepturhofes bis zur Realisierung der vor Jahren initiierten Ideen zur Verschönerung des Berliner Platzes. Als charmante Idee wurde allgemein in den Raum geworfen, schon vor einer seit längerem geforderten Probephase mit Verbannung des Durchgangsverkehrs durch eine stärkere Außenbewirtschaftung und Nutzung des öffentlichen Raums selbst für eine gewisse Verkehrsberuhigung zu sorgen und gleichzeitig mehr Leben auf die Straße zu bringen. „Die Verschönerung der Altstadt hängt an uns selbst“, nahm einer der BDS-Sprecher Einzelhandel, Joachim Klinger, seine Kollegen in die Pflicht und verwies auf das Beispiel Tanzhausstraße mit Bepflanzung von Balkonkästen und Blumenkübeln durch die dortigen Einzelhändler.

Diesen Ball nahm ein weiterer Redner auf, der den Satz eines Experten einer Veranstaltung in der Stadthalle hinsichtlich eines elementaren Instruments zur Belebung des Einzelhandels in Erinnerung rief, „Blumen und Besen“. Eine andere gab zu bedenken: „Wir sind Kronberg! Wenn wir hier nicht einkaufen, dann ist der Einzelhandel verloren!“ Kurz beleuchtet wurde außerdem erneut die leidige Diskussion einheitliche Öffnungszeiten, in diesem Punkt sei, so der Vorstandssprecher des BDS, Christian Hellriegel, kein Konsens zu erwarten.

Allem zum Trotz sieht der ehemalige Erste Stadtrat Karsten Stahlberg dennoch erste Hoffnungsschimmer durch schon erfolgte beziehungsweise anstehende Veränderungen in der Altstadt: „Die bereits umgezogene Kronberger Bücherstube, die noch zu findende Gastronomie im Restaurant Adler und die für Frühjahr nächsten Jahres angekündigte Eröffnung eines Cafés in der Friedrich-Ebert-Straße 6a werden für weitere Belebung der Altstadt sorgen!“

Weitere Vorschläge können im Übrigen an den Altstadtkreis (www.altstadtkreis-kronberg.de) und den Bund der Selbstständigen (www.bds-kronberg.de) gerichtet werden. Anschließend werden diese Ideen gebündelt, in kleinen Gruppen für jeweilige Sachgebiete ausgearbeitet und anschließend der Stadt zur weiteren Bearbeitung vorgelegt.

Neuigkeiten zum Innenstadtleitsystem

Apropos Stadt: Die Nachfrage bei Erstem Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) nach dem aktuellen Stand der Dinge beim Innenstadtleitsystem brachte die Auskunft, die von der Graphikerin erstellten Druckunterlagen sollen noch in dieser Woche an den Hersteller der drei Stelen herausgehen. Erst nach Erhalt der Unterlagen könne jener ein Lieferdatum nennen. In Sachen Durchgangsverkehr in der Friedrich-Ebert-Straße gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Demzufolge wird sich der Magistrat am 11. Juli in einem Workshop mit dem Ergebnis eines Verkehrsgutachtens (Durchgangsverkehr 40 bis 70 Prozent) und möglichen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung befassen.



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