Die Landschaft bleibt Hauptdarsteller KSA diskutiert neuen Entwurf

Den neuen Entwurf für das „Landschaftsfenster Malerblick“ konnten alle Interessierten vor Ort, visualisiert durch ein Holzgerüst, auf sich wirken lassen. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Nach kontrovers geführter Diskussion und Protest aus der Bürgerschaft, den sogenannten „Malerblick“ entlang der B 455 mittels eines überdimensionalen Rahmens mehr Aufmerksamkeit zu verleihen (wir berichteten), wurde das Projekt der Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH an den Landschaftsarchitekten Jörg Spiegel zur Überarbeitung zurückverwiesen. Den weiterentwickelten Entwurf konnten nun die Mitglieder des Kultur- und Sozialauschuss (KSA) und alle Interessierten vor Ort mit Hilfe eines vom Landschaftsarchitekten aufgebauten Holzgerüstes begutachten. Dazu gab es zur Einführung in das Thema einen kunstwissenschaftlichen Exkurs von Heike Strelow von der Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH über die Geschichte und Bedeutung von Kunst im Raum. Was 1953 mit „Plastiken im Freien“ begann, sei heute eine Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. „Im Zentrum steht immer der Ort selbst in seiner Funktion als Lebensraum und weniger das Kunstwerk selbst.“ Nach diesem Verständnis, das Kunst im öffentlichen Raum akzentuiere, störe oder einen Hinweis und Kommentar liefere, versteht Strelow die Kritik am ersten Entwurf, einen vier mal fünf Meter großen roten Stahlrahmen, der „wie ein Möbelstück in der Landschaft steht“ und den Malerblick von der Straße beim Vorbeifahren sogar versperrt hätte. Das der neue wesentlich größere Entwurf eine ganz andere Wirkung hat, davon konnten sich die Ortstermin-Teilnehmer selbst überzeugen: „Er besetzt nicht wie sein Vorgänger das Zentrum des Platzes, von dem aus man den berühmten Malerblick auf Kronberg betrachten kann.“ Die Elemente des nur angedeuteten Rahmens wurden weit an die äußeren Ränder des Platzes verschoben und fügen sich in naturnahem Cortenstahl besser in den durch Bäume begrenzten Ausschnitt ein. „Dieser neue Rahmen tritt trotz oder sogar wegen seiner Größe zurück und fungiert so als Akzentuierung des Vorhandenen. Die Hauptdarstellerin bleibt die Landschaft.“

Der Ausblick zeige diese Brüche – hier die idyllische Landschaft mit der Kronberger Altstadt, dem Motiv, das seit Generationen schon Maler und Fotografen begeistert, dort die Metropolregion Frankfurt, die stetig wächst.

Bürgermeister Klaus Temmen erinnerte in diesem Zusammenhang noch einmal daran, dass es bei dem Projekt nicht nur darum geht, den Blick auf Kronberg und die Malerkolonie mit Museum zu lenken, sondern dass es etwas abseits neben zwei auf den Blick ausgerichteten Bänken auch eine Hinweistafel geben wird, die entsprechend der Hinweisstelen über die Regionalparkroute, aber eben auch entsprechend über die Geschichte der Kronberger Malerkolonie informieren wird.

Der neue Entwurf habe die Kritik, der rote Rahmen sei zu dominant aufgenommen. „Der neue Entwurf akzentuiert den Malerblick, aber verstellt ihn nicht“, argumentierte Temmen. Er appellierte an die Ausschussmitglieder, das Projekt „als eine Chance, auf Kronberg als Kulturstadt aufmerksam zu machen“, denn dazu gehöre auch Kunst im öffentlichen Raum, nicht zu vertun. „Ich würde mir an dieser Stelle mehr Mut bei der Entscheidung wünschen“, befand er.

Doch die CDU hatte sich ihre Meinung zu dem neuen Entwurf bereits gebildet und ähnlich der FDP in den KSA-Ausschuss die vor dem Ortstermin getroffene Fraktions-Entscheidung eingebracht. Die CDU hatte ihr ablehnende Haltung sogar schon vor dem Ortstermin an die Presse übermittelt, die Stefan Möller im Ausschuss sozusagen „wiederholte“: „Die Ausführungen treffen nicht den Geschmack der CDU“, sagte er. „Wir könnten uns an dieser Stelle eher eine Statue eines Malers vorstellen, der sich beispielsweise den Blick anschaut.“ Auch könne man sich eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch eine Plattform für die Bänke vorstellen. Kristina Fröhlich, für die FDP im Ausschuss, fand einen „halben Rahmen abstrus“. Für den roten Rahmen habe sie sich innerhalb ihrer Partei als „klare Aussage“ stark gemacht, für einen „halben Rahmen“ werde sie jedoch nicht stimmen. Eva-Maria Villnow (KfB) ist überzeugt: „Dieser Blick braucht keine zusätzliche Aufwertung.“ Er sei so außergewöhnlich, dass er von den Bürgern und Besuchern auch ohne Akzentuierung gesehen werde. „Außerdem werden die Bürger nicht verstehen, dass wir dafür Geld haben.“ Für diese Sichtweise hatte Helga Michaelis (SPD) wenig Verständnis, da das Malerblick-Fenster ein Projekt der Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH ist. „Entscheiden wir uns dagegen, wird das Geld eben für ein anderes Projekt ausgegeben“, erklärte sie. Die SPD sähe die Kunst im öffentlichen Raum an dieser Stelle jedoch gern verwirklicht, genauso wie die Grünen. „Ich kann mich auch mit dem halben Rahmen anfreunden“, meinte Petra Fischer-Thöns. Erich Geisel von der UBG, informierte darüber, dass sein Fraktion in dieser Frage „gespalten“ sei. „Ich denke, der Malerblick braucht das nicht, der Jugend bei der UBG gefallen die Pläne aber.“

Yvonne Richter, Leiterin des städtischen Umweltreferats und gleichzeitig Geschäftsführerin der Gesellschaft RheinMain Taunushang GmbH als auch Bürgermeister Klaus Temmen verliehen abschließend ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Ausschussmitglieder die Impulse aus der Präsentation des Entwurfs vor Ort noch einmal in ihre Fraktionen mitnehmen. „Ich denke, der neue Entwurf ist einerseits graziler und verstärkt gleichzeitig den natürlichen durch die Vegetation vorgegebenen Rahmen“, sagte sie. Außerdem würde das „Landschaftsfenster Malerblick“ für die Regionalparkroute von der Nidda bis zum Opel-Zoo einen gelungenen Abschlusspunkt geben.

„Es ist wirklich schade, dass man hier den Eindruck bekommt, dass innerhalb der Partei bereits vor dem Ortstermin Festlegungen getätigt wurden“, so Temmen, der dafür warb, das Projekt nochmals in den Fraktionen anzusprechen: „Ich bin mir sicher, es kann ein tolles Projekt für Kronberg werden.“



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