Kronberg legt in Sachen Opel-Zoo mit klarer Parlamentsmehrheit vor

Kronberg/Königstein (pu) – Ebenso wie für die finale Entscheidung über den Verkauf des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes Kronberg (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) war für die Beschlussfassung über die 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 123 „Opel Zoo“, Teile der Flur 24, 25 und 26, Gemarkung Kronberg, Weiterführung des Verfahrens, namentliche Abstimmung gefordert worden.

Keine Befestigung der Wiesen

Dementsprechend groß war die Spannung, als Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) das Wort ergriff. Unerwartet nahm der jedoch durch die Mitteilung von Änderungen gegenüber der bisherigen Vorlage ordentlich Wind aus den Segeln. Zum einen handelte es sich dabei um den Verzicht auf die Befestigung der Wiesenbehelfsparkplätze durch Schotter oder Rasengittersteine. Dieser Punkt war vor allem von FDP, Bündnis90/Die Grünen und der Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“ ein Dorn im Auge. Des Weiteren gab der Baudezernent die Absicht auf Verringerung der Fläche und daraus resultierend Begrenzung der Wiesenbehelfsparkplätze auf ein „notwendiges Mindestmaß“ bekannt. Das heißt in Zahlen ausgedrückt, die Zusatzparkplätze reduzieren sich von 250 auf 195 oder 190. Bei der dritten Modifizierung handelt es sich um die Herausnahme des Baufensters am Fritz-Emmel-Haus aus dem Entwurf. Diese Fläche, dem Zeltplatz der Pfadfinder, war auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise eine der Optionen für die Stadt Kronberg für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft. Für das Vorhalten der Fläche für diesen Zweck besteht nach den Worten Siedlers keine Notwendigkeit mehr. Infolge dieser Nachjustierungen waren prompt einige der vorbereiteten Änderungsanträge obsolet, weshalb die anschließende Debatte deutlich kürzer als ursprünglich erwartet dauerte. Bündnis90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil bemerkte dazu: „Herr Siedler, Sie sind immer wieder für eine Überraschung gut!“

Abstimmungsergebnis

Um es vorwegzunehmen, 22 Parlamentarier sahen letztendlich den richtigen Zeitpunkt für ein Ende der jahrelang emotional geführten Debatten gekommen. Sie machten den Weg frei für die von Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels als „wichtigsten Schritt“ für den Erhalt des Privatzoos bezeichnete 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 123 „Opel Zoo“. Lediglich vier Stadtverordnete zückten die rote Karte, sechs enthielten sich der Stimme.

Mit diesem entscheidenden Pass liegt der Ball nunmehr im Spielfeld der Königsteiner, die in der kommenden Sitzungsrunde beraten wollen. Im Interesse der interkommunalen Abstimmung haben die Verwaltungen der Städte Kronberg und Königstein im Taunus eine bilaterale Vereinbarung entworfen, die den inhaltlichen Rahmen für das weitere Änderungsverfahren hin zu einem rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ aufzeigen soll. Ferner haben die Städte Kronberg und Königstein im Taunus einen städtebaulichen Vertrag in Abstimmung mit der von Opel Hessischen Zoostiftung entworfen, welcher die Umsetzung der entsprechenden, planungsrechtlichen Vorgaben und flankierenden Maßnahmen aus einem rechtskräftig gewordenen Bebauungsplan Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ regelt.

Option Parkdeck bleibt drin

Wie berichtet tut man sich auf Königsteiner Seite offenkundig nach wie vor schwer mit der Einziehung des Wegs trotz aller Zugeständnisse vonseiten des Opel-Zoos für Königsteiner und Kronberger Bürger. Eine wichtige Voraussetzung für ein mögliches Königsteiner „Ja“ dürfte von deren Seite daher wachsam registriert worden sein. Obwohl ein Teil der Kronberger Parlamentarier keineswegs die Notwendigkeit eines Baufensters als Option für ein Parkdeck sieht, schluckte die Mehrheit diese Kröte als „Friedensangebot an Königstein“, wie es SPD-Fraktionsvorsitzender Christoph König umschrieb. Vor allem KfB und Bündnis90/Die Grünen hatten dagegen eine Streichung dieser Option angestrebt. Für all jene, die gebetsmühlenartig darauf beharren, die Wegeverbindung müsse in jedem Fall aus historischen Gründen komplett offen bleiben, hatte Christoph König die Botschaft parat, er wiederum kenne alte Karten von 1820, die als traditionelle Verbindung zwischen Kronberg und Königstein vielmehr die heutige Bundesstraße 455 zeigten. Aus seiner Sicht sei daher die alternative Nutzung des Scheibelbuschwegs durchaus adäquat. „Er ist mit insgesamt 900 Metern lediglich 41 Meter länger als der Philosophenweg und der Höhenunterschied beträgt 63 statt 56 Meter. Das ist vertretbar!“

Eckpunkte

Ein erster entscheidender Schritt ist mit diesem Parlamentsbeschluss gesetzt, wonach der durch das Zoogelände verlaufende Teil des Philosophenwegs zwar im Eigentum der Stadt Kronberg verbleiben würde, die jedoch der Zoostiftung die kostenfreie Nutzung des Philosophenwegs innerhalb des Zoogeländes für die Zwecke des Zoobetriebs überlässt. Die bisher notwendige zweite Kassenanlage unterhalb der des Haupteingangs soll nach Unterzeichnung der Verträge an den östlichen Eingang (Kronberg) verlagert werden, um dort künftig als Ein- und Ausgang zu dienen. Am westlichen Ende des Zoogeländes (Königstein) kommt ein Ausgang mit Chipsystem hin, das Kronberger und Königsteiner Bürgern ein auf 60 Minuten zeitlich limitiertes, kostenfreies Passieren des durch den Zoo verlaufenden Privatweges ermöglicht. Darüber hinaus gewährt die Zoostiftung allen Bürgern der Städte Königstein und Kronberg einen 50-prozentigen Rabatt auf die Jahreskarten des Opel-Zoos. Dies war eigentlich auf zehn Jahre befristet vorgesehen mit Verlängerungsoption um weitere zehn Jahre.

Änderungsanträge

Auf Antrag der CDU soll diese Regelung jedoch für die komplette Vertragsdauer gelten. Ein Erfolgserlebnis verbuchten an diesem Abend auch Bündnis90/Die Grünen nachdem sie eine Mehrheit für ihren Vorschlag fanden, den Zoo mit dem Ziel der Steigerung des Anteils des öffentlichen Personennahverkehrs damit zu beauftragen, gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und beiden Städten ein Konzept für die bessere Nutzung von Bus und Bahn zu erarbeiten und dieses bis Ende des Jahres 2019 vorzulegen. Grünen-Vorstand Udo Keil schwebt beispielsweise ein Kombi-Ticket vor.

Theoretisch könnten Kronberg und Opel-Zoo, wie berichtet, das Ganze nunmehr allein in trockene Tücher bringen, da sämtliche benötigten Flächen auf Kronberger Gemarkung liegen. Da nach wie vor mehrfach von diesen Seiten das Interesse bekundet wurde, mit Königstein eine einvernehmliche Regelung anzustreben, sieht man mit Spannung der dortigen Entscheidung entgegen.



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