Initiative Grünes Kronberg diskutierte mit Politikern über Bauprojekte

Kronberg
(pf) – Sorgen um den „grünen Charakter“ Kronbergs machen sich die in der „Initiative Grünes Kronberg“ zusammengeschlossen Bürger. Mittwochabend vergangener Woche hatten sie daher Kommunalpolitiker der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen zu einem Gespräch in die Hütte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald eingeladen. Angesichts der Baupläne rund um den Bahnhof einschließlich der Schillergärten, des Grünen Wegs, bei Accenture, beim Kronberger Hof und am Guaitapark wollten sie von den Fraktionsvertretern wissen, wie sie es mit ihren Wahlversprechen halten, den grünen Charakter Kronberg zu erhalten.

Als Negativbeispiel nannte Dr. Harals Jossé, Vorsitzender der IG Guaita-Park, der als Moderator durch den Abend führte, das Bauvorhaben in der Merianstraße Eingang Kreuzenäckerweg, ein abschreckendes Beispiel für die „Martialität“ von Bauvorhaben auf Grundstücken, die vorher mit von Grünflächen umgebenen Einfamilienhäusern bebaut waren, Zufluchtsorte für vielerlei Tiere und Insekten.

CDU-Fraktionssprecher Andreas Becker fand das Gebäude ebenfalls „potthässlich“ und will klären, „ob da was nicht rechtens gelaufen ist“. Udo Keil, zweiter Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen gab zu bedenken, dass der Kreis Genehmigungsbehörde für Bauvorhaben ist, wenn es für ein Areal keinen Bebauungsplan gibt und sie nach § 34 Bundesbaugesetz beurteilt werden müssen. Auch Christoph König, Fraktionsvorsitzender der SPD, betonte, dass derartige Verfahren nicht Sache der Stadtverordnetenversammlung seien. Es sei legitim, dass Investoren für sich das Beste aus einem Bauvorhaben herausholen wollen, sie hätten jedoch wie jeder Bauherr Anspruch darauf, dass ihre Pläne vertraulich behandelt werden. Kronberg mit seinen 15.000 Bäumen innerhalb der Bebauung sei immer noch eine grüne Stadt.

Zu den jetzt vorliegenden Bauplänen für Baufeld V am Bahnhof und Schillergärten befürchtet Jossé, dass dort kein einziger Baum mehr stehen bleiben wird. „Bebauung ja, aber Grün retten, was noch da ist“, lautete seine Forderung. Insbesondere sollte der noch vorhandene Grünstreifen entlang der Ludwig-Sauer-Straße vom Lokschuppen bis zum Bahnübergang als Rest des Regionalparkkorridors geschützt und erhalten werden. Die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage dürfe nicht dazu führen, dass alle Bäume gefällt und alles Grün beseitigt werde.

Das Bauvorhaben auf dem Gelände der früheren Gerrixhallen am Bahnhof, derzeit noch Industriebrache, werde das Bild am Bahnhof aufwerten, meinte dazu Andreas Becker. „Wir wollen dort eine Bebauung für kleine und mittlere Einkommen“, betonte Christoph König und erklärte, das Projekt sei noch in der Beratung, Veränderungen noch möglich, Ideen könnten noch eingebracht werden. Eine Anmerkung, die von den Mitgliedern der Initiative Grünes Kronberg sofort aufgegriffen wurde.

Noch am selben Abend formulierten sie ihre Kernpositionen für eine organische Weiterentwicklung: eine aufgelockerte und durchgrünte Bebauung, eine Verkehrsanbindung über die Bahnhofstraße und eine Alternativplanung für die Schillergärten mit deutlicher Reduktion der Bodenversiegelung und eine kleinere Tiefgarage. Über eine dafür nötige Änderung der Stellplatzsatzung werde bereits nachgedacht, versicherten die Kommunalpolitiker.

Im Guaita-Park, einem geschützten Gesamtensemble, sind durch Abholzungen tiefe Wunden geschlagen worden, wies Jossé anhand von Luftaufnahmen nach. Der neue Besitzer des Geländes plane, auf den Grundstücken rechts und links der Parkzufahrt mehrere „Millionenvillen“ zu bauen und im Bebauungsplan Guaita-Straße seien neuerdings Baufenster in zweiter Reihe eingezeichnet worden, berichtete er. Obwohl das den Besitzern Wertzuwächse in Millionenhöhe bringen würde, wollten alle Anwohner ohne Ausnahme bei einer von ihm persönlich durchgeführten Befragung darauf „dankend verzichtet“. Sie sehen keinen Bedarf für Baufenster in zweiter Reihe.

Zu diesen Themen lägen keine Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung vor, erklärte Christoph König. Es gäbe aber keinerlei Neigung zu Änderungen. Die Stadt habe jedoch wenig Einfluss auf den Denkmalschutz für das Ensemble Guaita-Park und Villa ter Meer. „Dazu fehlen uns Zahlen, Daten und Fakten“, meinte Andreas Becker. Er habe keine Ahnung von den Gesprächen, die nach Jossés Informationen zwischen der Stadt und dem neuen Besitzer laufen. Alexa Börner von der KfB-Fraktion betonte, sie sehe in diesem Bereich keine Gefahr.

Auf die große und weiter wachsende Zahl von Hütten und Zäunen im Außenbereich Kronbergs wies Philipp Werner von der AG Kulturlandschaft Königstein-Kronberg hin. Er ist Jagdpächter für Kronberg und betonte, dass angesichts der illegal errichteten Hütten und Zäune schon jetzt kein Wildwechsel mehr möglich sei. Dabei dürften im Außenbereich nur Landwirte mit Ausnahmegenehmigung bauen. Er bat die Kommunalpolitiker, beim zuständigen Bauamt des Hochtaunuskreises Druck zu machen, damit diese illegalen Bauten verschwinden.

Christoph König erinnerte in diesem Zusammenhang daran, wie lange es gedauert habe, ehe der zuständige Hochtaunuskreis die Bauruine oberhalb des Falkensteier Stocks endlich beseitigt habe, für die schon lange eine Abrissverfügung vorlag, nämlich ungefähr zehn Jahre. Mit der Entwicklung seien sie alle nicht einverstanden, betonten auch Alexa Börner und Udo Keil. Da sei Mut gefordert, um den verantwortlichen Leuten beim Kreis immer wieder auf die Füße zu treten.

Heiko Fischer vom Obst- und Gartenbauverein Kronberg, der sich um die Streuobstwiesen sorgt und die drei Streuobstwiesen seines Vereins betreut, berichtete, dass der städtische Arbeitskreis Streuobstwiesen seit 2008 eingeschlafen sei und nicht mehr getagt habe. Gabriele von Stockhausen, Mitglied im Ortsbeirat Kronberg versprach, das Thema im Ortsbeirat anzusprechen.

Die Bauprojekte bei Accenture und im Grünen Weg, die der Initiative Grünes Kronberg ebenfalls Sorgen machen, sind derzeit noch nicht spruchreif, erklärten die Kommunalpolitiker. Am Grünen Weg werde nicht gebaut, solange nicht das Verkehrsproblem Frankfurter Straße gelöst sei, versicherte Andreas Becker. Für das Gelände hinter dem Campus Kronberg von Accenture werde derzeit überlegt, aus dem im Bebauungsplan ausgewiesenen reinen Gewerbegebiet für nicht störendes Gewerbe eventuell ein Mischgebiet zu machen. Die derzeit beantragte massive Bebauung wolle jedoch keiner. Da es einen gültigen Bebauungsplan gibt, müsse geprüft werden, ob bei einer Planänderung Entschädigungsansprüche auf die Stadt zukommen könnten.

In seinen Schlussworten gab Christoph König den Diskussionsteilnehmern in den Reihen der IGK zu bedenken, die ihre Kritik zum Teil emotional und beinahe aggressiv geäußert hatten, dass alle Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit für die Stadt nach bestem Wissen und Gewissen engagieren. Solche Töne seien daher nicht angebracht.



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