Was haben Keime, Neutronensterne und Amy Winehouse gemeinsam?

Kronberg (kb) – Die Schülerinnen und Schüler der Q-Phase konnten bereits zum sechsten Mal in Folge am AKS-Wissenschaftstag viele Anregungen für ihren weiteren Bildungsweg sammeln. Forscherinnen und Wissenschaftler der Universität Frankfurt präsentierten aktuelle Forschungsaspekte und kamen mit den Oberstufenschülern darüber ins Gespräch.

Organisiert wurde dieser „kleine Wissenschaftskongress“ von Petra Duwe, Leitung des Fachbereichs 3 der Altkönigschule, in Zusammenarbeit mit dem Referenten des Dezernates der Stadt Frankfurt, Gläsel. Es sollen dabei Brücken geschlagen werden zwischen denen, die Wissenschaft „machen“ und denen, die sie bisher vor allem als Unterrichtsfach kennen und vielleicht selbst einmal Wissenschaftler werden wollen.

Der erste Vortrag fand im Plenum für alle Oberstufenschüler statt und wurde mit der Vorstellung der Referenten durch Frau Ute Keppler, Oberstufenleiterin der Altkönigschule, eingeleitet. Prof. Dingermann und Prof. Steinhilber, beide Pharmokologen, referierten über „Amy Winehouse – wenn Alkohol zum tödlichen Problem wird“.

Wer beim „Kampfsaufen“ gewinnt, hat schon verloren

Professor Dieter Steinhilber stellte das kurze Leben der Sängerin mit der unverkennbaren Stimme – und der Haartolle, die für Auftritte unter Alkoholeinfluss berüchtigt war, vor. Neben der Vorstellung der Persönlichkeit wurde vor allem der Weg vom Alkoholgenuss über die Sucht bis hin zum Entzug beschrieben. Der Vortrag schloss mit dem tragischen Tod der 27-Jährigen ab, die von dem Rauschmittel loskommen wollte und bei einem Rückfall starb. Professor Dingermann zeigte den Schülern den neurophysiologischen Hintergrund des Suchtverhaltens. Im Lustzentrum des Gehirns ist der Neurotransmitter Dopamin zu finden, und sobald dieser Bereich des Gehirns aktiviert wird, wird Dopamin ausgeschüttet und wir fühlen uns glücklich. Alkohol verstärkt diese Wirkung. Er sorgt für Wohlbefinden. Unser Gehirn verbindet dann diese positive Erfahrung mit dem Alkohol und gewöhnt sich an das Belohnungssystem. Hinzu kommt noch: „Die Versorgung mit Alkohol in unserer Gesellschaft ist jedenfalls lückenlos. Und wer beim Kampfsaufen gewinnt, hat schon verloren“, so Prof. Dingermann. Der Weg in die Sucht ist damit bereitet, denn das Gehirn wird so dauerhaft umprogrammiert.

Krise der westlich-russischen Beziehungen

Im Anschluss konnte zwischen zwei naturwissenschaftlichen und einem politik-wissenschaftlichen Vortrag gewählt werden. Frau M.A. Vera Rogova von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung führte die Schüler in die spannende Fragestellung „Wieder Russland in den Nachrichten? – Außenpolitik unter Putin und die Krise der westlich-russischen Beziehungen“ ein. Bei dem Vortrag wurde die historische Entwicklung der Beziehungen hergeleitet und dargestellt. Die Schüler wurden aktiv in den Vortrag eingebunden. Sie hatten zunächst die Aufgabe, in Kleingruppen mögliche Gründe für die bestehenden internationalen Spannungen zu finden. Die nach dem Vortrag stattgefundene kritische Diskusssion begeisterte sowohl die Schüler als auch die Referentin, es war ein gelungener Einblick in ein politikwissenschaftliches Studium.

Resistente Erreger

Mit dem in den Medien sehr präsenten Thema „Resistente Erreger – ein Wettlauf um Leben und Tod“ konnte Prof. Dr. Grininger vom Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie die Schüler fesseln. Es war spannend zu erfahren, wie schnell und auf welche Art und Weise Bakterien Antibiotikaresistenzen weitergeben können und sich so multiresistente Keime ausbilden. Besonders gefährlich sei MCR-1, ein Enzym, das Bakterien eine Resistenz gegenüber Colistin, dem Reserveantibiotikum gegen multiresistente Keime, ermögliche. Colistin stehe als letztes Mittel der Wahl zu Verfügung und dürfe nur dann eingesetzt werden, wenn sich alle anderen Antibiotika als wirkungslos erweisen sollten. Leider wurden bereits vereinzelt multiresistente Erreger gefunden, die auch gegen Colistin eine Resistenz ausgebildet hätten.

Neutronensterne und Quarks

Auch die Physiker kamen nicht zu kurz. Prof. Dr. Jürgen Schaffner-Bielich vom Institut für Theoretische Physik an der Goethe-Universität Frankfurt referierte über die faszinierende Welt der „Neutronensterne und Quarks“. Die Schüler konnten in die Welt der Astrophysik eintauchen und etwas über das Entstehen eines Neutronensterns aus einer Supernova erfahren. Erstaunlich war, dass diese nur aus sehr massereichen Sterne entstehen können und selbst eine Masse enthalten können, die ein Vielfaches der Sonne ist. Ab einer bestimmten Massengrenze sind sie jedoch nicht mehr stabil. So kollabiert dann ein Neutronenstern zu einem Schwarzen Loch.

An der Untersuchung des Inneren der Neutronensterne arbeiten zur Zeit viele Forscherteams, da man in ihnen eine eisenhaltige Kruste gefüllt mit Neutronenflüssigkeit und einer Quark-Phase vermutet. Diesen Quarks versucht man beispielsweise in Darmstadt im GSI auf die Spur zu kommen. Professor Schaffner-Bielich schaffte es, die Schüler in Staunen zu versetzen und hat vielleicht eine/n Schüler/in dazu gebracht, über ein Physikstudium nachzudenken. Denn nur wer von seiner Sache begeistert ist, kann auch andere begeistern. Nach so viel spannender Wissensvermittlung freuen sich Lehrer und Schüler auf schon auf den Wissenschaftstag im nächsten Jahr.



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