Glanz und Gloria mit Haydns Nelsonmesse in St. Vitus

Nicht nur die erste Adventskerze brachte Glanz in die St. Vitus Kirche: Der Katholische Kirchenchor St. Vitus mit dem Katholischen Kirchenchor St. Josef und dem Barockorchester unter der Leitung von Roswitha Bruggaier schlug prachtvolle Töne mit Haydns Nelsonmesse an. Neben Esther Frankenberger (Alt), Ralf Petrausch (Tenor) und Johannes Wilhelmi (Bass) brillierte Gabriele Hierdeis (links), die für die erkrankte Renata Grunwald eingesprungen war, als strahlend heller Sopran.
Foto: Sura

Kronberg (aks) – Joseph Haydn komponierte die Nelsonmesse, eigentlich Messe der Bedrängnis genannt, im Jahr 1798. Es war die elende Zeit der napoleonischen Kriege in Europa. Haydn widmete dieses Werk dem großen britischen General Horatio Nelson als Zeichen seiner Verehrung, das kurz nach Fertigstellung in der Stadtpfarrkirche in Eisenstadt uraufgeführt wurde. Die Legende sagt, dass Haydn als er vom Sieg Lord Nelsons über Napoleons Flotte in der Schlacht von Abukir im August 1798 erfuhr, Trompetenfanfaren in das Benedictus einfließen ließ – eher ungewöhnlich für eine Messkomposition! Die Gambistin und Barockcellistin Roswitha Bruggaier meisterte diese musikalische Herausforderung am 1. Advent in St. Vitus und brachte die katholische Kirche und alle Besucher zum Strahlen. Dem Kirchenchor St. Josef aus Eschersheim, den sie seit 1993 leitet, und dem Kirchenchor St. Vitus in Oberhöchstadt, sowie dem elfköpfigen Barockorchester entlockte sie Jubelgesänge und festliche Klänge. Gabriele Hierdeis, eine international gefragte Sopranistin, die ihre Karriere bei der Oper Frankfurt begann, war für die erkrankte Renata Grunwald eingesprungen. Sie eröffnete mit ihrer hellglänzenden Sopranstimme eindrucksvoll die Messe mit dem Kyrie, Herr erbarme dich, begleitet von der warmen Altstimme von Esther Frankenberger. Im Gloria stimmten der Tenorsänger Ralf Petrausch und der Bass Johannes Wilhelmi mit dem Miserere nobis (Erbarme dich unser) ein. Der Chor erhob die Soli zu einem gewaltigen differenzierten Klangerlebnis, das von leiser Traurigkeit zu volltönender ja, jubelnder Zuversicht changierte und mit dem Amen seinen Schlusspunkt fand. Es folgte die Haydn Motette „O coelitum beati“ ergreifend vorgetragen von Gabriele Hierdeis, die kristallklar und „freudig“ von der Liebe Gottes sang (O ihr Glückseligen ... besingt die Liebe Gottes mit freudiger Stimme), welch Glück und welche Wonne ihr zuzuhören! Das Credo, das allgemeine Glaubensbekenntnis aller Christen, war feierlich und getragen. Der düsteren Stimmung, wenn von Pontius Pilatus und Jesu Tod die Rede ist, verliehen die vier Solisten einen fast wehmütigen Ausdruck. Das Barockorchester erzeugte mit Pauken und Trompeten eine kraftvolle Musik, die ihren akustischen Höhepunkt im Benedictus fand, wo man Kanonenschläge (sozusagen der Musik gewordene Triumph Nelsons) zu hören meinte. Im Agnus Dei alternierten die Solisten, bestens aufeinander eingespielt, teils mit leiseren Tönen und fast gehauchten Flehgebeten des Chores, um dann noch einmal in mächtigen Jubel auszubrechen mit der Bitte um Erbarmen. So endete die Messe mit dem Wort Pacem: Gib uns Frieden! Der Applaus war frenetisch, die Leistung aller Musiker wurde von den Kirchbesuchern lautstark honoriert. Ein herausragendes Konzert am regnerischen Adventssonntag, das die Kirche als Ort der Ruhe und der Einkehr, aber auch als Ort auszeichnet, an dem voller Hingabe Musik gemacht wird, in schönster Harmonie von Laien und Profis – und das gleich um die Ecke! Wie schön wäre es, wenn diese prachtvolle Musik in dieser Form unter vollem Einsatz aller Beteiligten uns allen noch lange erhalten bliebe.



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