Wer erhält den Zuschlag? Stadtverordnete entscheiden über Verkauf und Konzept für Bahnhofsgebäude

Kronberg (mw) – Heute, 13. Dezember um 19.30 Uhr in der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus wird sich entscheiden, welcher Investor den Zuschlag für den Bahnhof erhält. In einer Sondersitzung vergangenen Donnerstag mit dem Ortsbeirat Kronberg, dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt und dem Haupt- und Finanzausschuss stellten beide Bieter, die „Real GmbH & Co. KG“ und die „Unser Bahnhof GmbH & Co. KG“ ihre Konzepte noch einmal vor. Eine Woche hatten die Stadtverordneten nun noch einmal Zeit, eine Entscheidung für den einen oder anderen Bieter zu treffen. Die Sondersitzung nutzten die Ausschussmitglieder, um Fragen zu stellen. Aus einigen Fragen wurden allerdings Statements für oder gegen den einen oder anderen Bieter. Sitzungsleiter Christoph König musste die Stadtverordneten einige Male daran erinnern, „kurz und knackige Fragen zu stellen“, und bat die Bieter um ebenso kurze Antworten.

Das Konzept von Frederik Roth (Real KG), das er gemeinsam mit der Architektin Bettina Dirks-Schmunk vorstellte, will den Bahnhof als zentrales Element wieder zum Leben erwecken: mit seinen Funktionen, die er auch früher lange Zeit hatte – allerdings nicht als Wartehalle für die verschiedenen Klassen-Passagiere, wie es anfänglich einmal üblich war. In die 120 Quadratmeter große Wartehalle sollen Reisezentrum, der Verkauf von Reisebedarf sowie eine Bäckerei mit Cafeteria (Bäckerei Flach) untergebracht werden.

Um das Reisezentrum zu integrieren, wird die Warte-/Schalterhalle kleinteiliger werden, da neben dem kleinen Kundenraum auch noch ein Sozialraum für die Mitarbeiter benötigt wird. Im gegenüberliegenden Flügel, ganz früher die Wartehalle „dritter Klasse“, danach viele Jahre Restaurant, soll auch jetzt wieder nach Vorstellungen von Roth ein Restaurant einziehen. Auch ein Raum für Vereinsversammlungen ist eingeplant. Wer der Betreiber des Restaurants wird, ist noch offen. Die Architektin Bettina Dirks-Schmunk sprach hier von einer kleinteiligen Raumaufteilung, die seitens der Denkmalschutzbehörde favorisiert worden sei, weshalb zur Planung von vor sieben Jahren im ersten Stock nun keine Tanzschule mehr vorgesehen sei. Statt dessen sind dort jetzt zwei Wohnungen für Mitarbeiter der Bäckerei und/oder Gastronomie angedacht, unter dem Dach ist Lagerfläche vorgesehen. Zwischen Basa-Häuschen, in dem derzeit Toiletten und Bahntechnik untergebracht sind und dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude will Roth ein „filigranes Dach“ bauen, unter dem die Bahngäste vor Regen und Sonne geschützt sind. Hier sollen Sitzgelegenheiten, die Packstation, Fahrradstellplätze und die Fahrkartenautomaten integriert werden.

Als Zweiter war Konstantin Koverbasic von „Unser Bahnhof GmbH & Co. KG“ an der Reihe, sein Konzept zu präsentieren: Zum Unterschied zu Roth will er mit dem Reisezentrum, das derzeit in einem Container vor dem Bahnhof untergebracht ist, nicht zurück in den Bahnhof. Sein Plan ist, zwischen Basa-Häuschen und Bahnhofsgebäude einen Pavillon zu errichten, der das Reisezentrum plus Info-Point und den Kiosk integrieren soll. Das Bahnhofsgebäude möchte er als Multifunktionsgebäude „flexibel bespielbar“ gestalten. So sollen in der ehemaligen Warte-/Schalterhalle eine Lounge untergebracht werden, mit einem Café to Go, aber auch der Möglichkeit, diesen Bereich für kulturelle Veranstaltungen zum Restaurant dazuzunehmen, das ebenfalls im Bereich der ehemaligen „dritten Klasse-Wartehalle“ liegen wird. Als Betreiber hat er Moe Ennaji, den Pächter der Zehntscheune vorgesehen. Koverbasic sieht im ersten Stock ebenfalls Wohnraum vor, allerdings favorisiert er hier Wohngemeinschaften für Studenten der Kronberg Academy. Im Dachgeschoss sieht er Büroräume für seine eigene Firma vor. Zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Basa-Häuschen plant er zum Schattendach angeordnete Bäume.

Klar wurde innerhalb der Sondersitzung, dass der derzeitige Rahmen der Leistungen im Reisezentrum durch einen Vertrag bis 2025 gesichert ist – wie es dann weitergeht, entscheidet die Nachfrage und die daraus resultierende Entscheidung des RMV nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Ungeklärt blieben jedoch der Zeitfaktor und die Realisierungsmöglichkeiten des Pavillons und der Baumreihen von Koverbasic, genauso wie des filigranen Faltdachs von Roth. Diese setzen Wissen voraus, welche Leitungen der DB dort entlanggehen, die dort Wegerecht besitzt. Das wird erst im weiteren Prozedere bekannt werden und damit auch die Höhe der damit verbundenen Kosten für die Investoren, falls Leitungen umgelegt werden müssten. Ebenfalls nicht abschließend geklärt werden konnte die Frage einer möglichen oder nötigen Teilentwidmung dieser Bereiche, die eine Realisierung (unabhängig von der Restaurierung des Bahnhofsgebäudes) zeitlich nach hinten schieben würde. Weitere Fragen – ob der Keller, der niedrig ist, vertieft werden kann, werden sich ebenfalls erst im weiteren Verfahren klären und werden von dem Bieter, der den Zuschlag erhält, immer in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde zu behandeln sein.

Beim Kaufpreis (400.000 Euro Real KG), (450.000 Euro Unser Bahnhof KG) liegen die Bieter eng beieinander und auch bei den Investitionskosten, die bei beiden über 4,5 Millionen Euro angesetzt sind. Die Zusage, das Nutzungskonzept 20 Jahre zu garantieren, haben ebenfalls beide schriftlich gegeben. Es könnte also, ähnlich der Entscheidung im Magistrat (6:5 für die Real KG) ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Stadtparlament werden.

Bieter Frederic Roth von der „Real GmbH & Co. KG“ plant, das Reisezentrum in die Schalter-/Wartehalle zurückzuverlegen. Zwischen Basa-Häuschen soll ein filigranes Dach für die Reisenden entstehen. Beide Bieter restaurieren das Bahnhofsgebäude in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, ursprünglich nicht vorhandene Anbauten werden zurückgebaut.

Bieter Konstantin Kovarbasic von „Unser Bahnhof GmbH & Co. KG“ will zwischen Basa-Häuschen und Bahnhof einen Pavillon errichten, der den bestehenden Kiosk, einen Info-Point und das Reisezentrum aufnehmen soll. Im Bahnhofsgebäude bleibt auf diese Weise mehr Platz in der Schalter-/Wartehalle, die als Lounge, aber auch vom Restaurant – das ebenfalls beide Bieter planen – bei Kovarbasics Konzept für Veranstaltungen mit bespielt werden kann.

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