Drei FSJK-lerinnen der Kronberg Academy planen Abschlussprojekt

Kronberg (pf) – Nach bestandenem Abitur nicht sofort ein Studium beginnen, sondern im Rahmen eines „Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur“ (FSJK) Erfahrungen sammeln und Einblicke gewinnen, wie es hinter den Kulissen eines Kulturbetriebes aussieht, das war das Motiv, aus dem heraus sich drei junge Damen im vergangenen Jahr bei der Kronberg Academy bewarben. Mit Erfolg, denn seit August und September arbeiten sie im Team der Kronberg Academy mit. 18 Jahre alt sind Esther Bauer aus Tettnang am Bodensee, Luca Waschbüsch aus Bürgstadt und Emily Winter aus Seeheim-Jugendheim, die derzeit in ganz unterschiedlichen Bereichen der Kronberg Academy tätig sind.

Esther, bereits seit August vergangenen Jahres dabei, engagiert sich bei den Veranstaltungen. Die Feuerprobe für sie ließ nicht lange auf sich warten. Das Kronberg Academy Festival vom 28. September bis 3. Oktober vergangenen Jahres mit seinen 21 Konzerten, Workshops, Vorträgen und Ausstellungen war in jeder Hinsicht eine Herausforderung.

„Danach durfte ich ‚Mit Musik – Miteinander‘ vom 27. bis 29. Oktober ganz alleine organisieren und durchführen. Ich habe die Teilnehmer mit ausgewählt, mit den Dozenten die Werke ausgesucht, die gespielt werden sollten, und die Lebensläufe für die Broschüre geschrieben“, erzählt sie. Eine Leistung, auf die sie stolz sein darf. Auch das nächste „MMM“ vom 13. bis 15. April liegt wieder in ihren Händen. „Ich mache die Konzeption, die Künstleranfragen und die Ablaufpläne,“ sagt sie und bereitet bereits Veranstaltungen für 2019 vor. „Schade, dass ich dann nicht mehr dabei bin“, bedauert sie.

Luca und Emily kamen im September nach Kronberg. Luca ist bei den Studiengängen eingesetzt. „Ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen“, schmunzelt sie, empfindet es aber als große Ehre, wenn so weltberühmte Künstler wie der Geiger Gidon Kremer und der Pianist Sir András Schiff in den Studios erscheinen und sie den Unterricht des Cellisten Frans Helmerson und seiner Frau, der Geigerin Mihaela Martin vorbereiten darf.

Zu ihren Aufgabe gehört, mit den Studentinnen und Studenten zu besprechen, welche Werke sie erarbeiten möchten, ob mit oder ohne Klavierbegleitung, die Studienpläne allen Beteiligten zu schicken und dafür zu sorgen, dass sie an den Unterrichtstagen ein Mittagessen bekommen, das von Sabine Fritzen gekocht wird. „Ich schreibe Programme, Lebensläufe, wieviel Unterricht jeder hat und darf manchmal bei den Masterklassen zuhören.“ Das ist für sie besonders anregend, spielt sie doch ebenso wie Esther selbst Geige, während ihrer Zeit in Kronberg regelmäßig im Sinfonieorchester des Philharmonischen Vereins Frankfurt.

Emily ist ebenfalls Musikerin. Sie spielt Klavier, kommt aber derzeit eher weniger zum Üben, wie sie bedauert. Ihr Aufgabengebiet ist Kommunikation und Presse. Dazu gehört auch, mit den Redaktionen zu telefonieren. „Das ist eine Herausforderung für mich, denn ich bin eher schüchtern“, erzählt sie. „Aber ich habe mich reingearbeitet und jetzt läuft es ganz gut.“

Sie kümmert sich um Facebook und Instagramm, pflegt Veranstaltungen und Neuigkeiten in die Homepage der Kronberg Academy ein, schreibt Texte für das Jahrbuch, das demnächst erscheinen soll, archiviert Artikel, die über die Kronberg Academy erschienen sind, erarbeitet die Broschüre „Classic for Kids“, denkt sich Rätsel für die Kinder aus und bespricht alles mit dem in Berlin wohnenden Grafiker, der für die Gestaltung aller Broschüren der Kronberg Academy verantwortlich ist. „Mir bringt das persönlich sehr viel“, betont sie, „die vielen Aufgaben, die Arbeit im Team und selbstständig zu überlegen, was muss gemacht werden, damit alles gelingt.“

Alle drei sind sich inzwischen sicher, was sie nach ihrem Jahr in Kronberg studieren wollen. „Dass es etwas mit Musik zu tun haben sollte, wusste ich schon vorher“, sagt Luca. Musikwissenschaften und Management werden ihre Studienfächer sein. „Nachdem ich die Kronberg Academy kennen gelernt habe, kann ich besser einschätzen, wie viel Arbeit dahinter steckt und habe die Bestätigung bekommen, dass meine Entscheidung richtig ist.“

Emily möchte Kulturwissenschaften und Kulturgeschichte, Gesellschaftslehre und Wirtschaftskommunikation studieren. „Ich weiß jetzt, wie ein Kulturbetrieb arbeitet und wo meine Stärken liegen“, meint sie. Esther stand vor der Frage, ob sie Musik studieren soll, hat sich jetzt aber für den in Deutschland noch jungen Studiengang „Liberal Arts and Sciences“ entschieden, der an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau angeboten wird. „Er verknüpft vieles und wird in Englisch unterrichtet“, weiß sie. Das kommt ihr entgegen, denn sie mag Sprachen und hat Freude daran, in Kronberg mit den Studentinnen und Studenten aus aller Welt Englisch zu reden.

Zum „Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur“ gehört für die Teilnehmer, ein Projekt eigenständig zu organisieren. „Wir machen das gemeinsam“, kündigen die drei an. Und sie haben sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Am Samstag, 28. April, zwei Tage bevor am 1. Mai das zehntägige Kammermusikprojekt „Chamber Music Connects the World“ beginnt, laden sie alle musikinteressierten Kronberger nach dem Einkauf auf dem Wochenmarkt zu einem Wandelkonzert in die Studios und Räume der Kronberg Academy ein. „Wir wollen zeigen, wie viele Nationalitäten unsere Studenten repräsentieren.“

Als Mitwirkende haben sie den albanisch-griechischen Geiger Jonian-Ilias Kadesha, den Geiger niederländisch-amerikanischer Herkunft Stephen Waarts, die in Marseille geborene Bratschistin ägyptischer Abstammung Sindy Mohamed, die chinesische Bratschistin Ziyu Shen, den aus Weißrussland gebürtigen Cellisten Ivan Karizna und den in Paris geborenen französischen Cellisten Aurélien Pascal gewonnen. Sie werden in den Studios in Solokonzerten Musik aus ihren Herkunftsländern vorstellen und zum Abschluss gemeinsam einen Satz aus einem Streichsextett spielen, um zu zeigen, dass Musik die Welt verbindet.

Nach dem Konzert sind alle, Besucher wie Mitwirkende, zu einem Buffet mit Gerichten aus den Heimatländern der Künstlerinnen und Künstler eingeladen, bei dem gleichzeitig Gelegenheit besteht, miteinander ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaft zu schließen und sich kennen zu lernen. Unterstützt werden die drei Organisatorinnen dabei vom Altstadtkreis. „Wir werden die Konzerte moderieren, kleine Interviews mit den Künstlern führen und die Marktbesucher persönlich abholen und zu den Konzerten einladen“, kündigen Esther, Luca und Emily an. Eine tolle Idee – und ein Konzert, das es in dieser Form im konzert-verwöhnten Kronberg bisher noch nicht gab.

Luca Waschbüsch, Esther Bauer und Emily Winter (von links) absolvieren bei der Kronberg Academy ein „Freiwilliges Soziales Jahr Kultur“ und planen zum Abschluss ein ungewöhnliches Wandelkonzert mit Studentinnen und Studenten aus sechs Nationen.

Foto: privat



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