Diskussion zur palliativen Versorgung im Hochtaunuskreis

Dr. Dippel inmitten der Akteure der hospizlichen und palliativen Hilfen im Hochtaunuskreis. Foto: HTK

Hochtaunus. – In einer Veranstaltung im Rahmen der Charta für Schwerstkranke und Sterbende haben Akteure der Hospizbewegung des Hochtaunuskreises vor rund 100 Gästen mit Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration in Wiesbaden, Landrat Ulrich Krebs und Sozialdezernentin Katrin Hechler diskutiert. Thema war die die Weiterentwicklung und Möglichkeiten der palliativen und hospizlichen Hilfen im Hochtaunuskreis.

Dr. Dippel informierte sich über ein neues Konzept, das ihm an diesem Abend erstmals vorgestellt wurde. Dieses sogenannte „AAPV“-Modell („allgemeine ambulante Palliativversorgung“) soll eine wichtige Lücke bei der Versorgung der Schwerstkranken und Sterbenden schließen. Es soll verhindert werden, dass zu Hause lebende Patienten bei einer Krise zu Zeiten, in denen ihr behandelnder Arzt nicht verfügbar ist, gegen ihren Willen in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Um das zu ermöglichen, braucht es einen immer erreichbaren sogenannten Case-Manager, der elektronische Einsicht in die komplette Patientenakte mit allen Behandlungsnotizen und Verfügungen hat. Im Krisenfall soll der Case-Manager die vom Patienten gewünschte, palliativ qualifizierte Hilfe koordinieren und herbeirufen.

Das AAPV-Konzept wurde von der AG Dr. Hentschel, die sich aus unterschiedlichen Mitgliedern der hospizlichen und palliativen Hilfen im Hochtaunus zusammensetzt, erarbeitet. Das vorgestellte Modell habe echten Vorbildcharakter, sagt Dr. Dippel.

Auch alle anderen Akteure der Hospizbewegung im Hochtaunuskreis stellten sich und ihre Arbeit vor und sprachen mit Staatssekretär Dr. Dippel unter anderem über Personalnot in der Pflege oder die Frage, wie das Thema Sterben in der heutigen Gesellschaft mehr ins Bewusstsein gerückt werden kann.

Dr. Wolfgang Dippel, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, würdigte die Palliativmedizin- und -pflege, die das Sterben als natürlichen Prozess in das öffentliche Bewusstsein gerückt habe und bekannte sich ausdrücklich zu der Sorgegesellschaft. „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um Rahmenbedingungen zu gestalten, die ein würdevolles, gut begleitetes Sterben ermöglichen. Eine gute Sterbebegleitung, gepaart mit einer umfassenden palliativen Versorgung kann der Angst vor einem langen Sterbeprozess wirksam begegnen und ein menschenwürdiges Leben bis zum letzten Atemzug ermöglichen“, betonte der Staatssekretär.

Im September 2015 unterschrieben viele Städte und Gemeinden die Charta für Sterbende und Schwerstkranke anlässlich einer Veranstaltung im Forum des Landratsamtes. Seitdem veranstaltet die „Initiative zur hospizlichen und palliativen Betreuung im Hochtaunuskreis“, dem Akteure aus dem ganzen Kreis angehören, regelmäßig Veranstaltungen zum Thema hospizliche und palliative Hilfe im Kreis. Darunter sind Informationsveranstaltungen, Fortbildungen und Diskussionen, aber auch kulturelle Events wie Filmvorführungen oder Lesungen.

Sozialdezernentin Hechler lobte die gute Zusammenarbeit der Initiative. „Hauptamtliche und Ehrenamtliche schaffen es hier, gemeinsam und kooperativ zum Wohle der Patienten und ihrer Angehörigen zu arbeiten“, sagte Hechler. Ihre gemeinsame Arbeit gebe kranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen Halt und Hilfe und sorge dafür, dass jeder in Würde und Respekt bis zum Tod leben könne. Die Initiative hatte sich 2012 zusammengetan, ihr gehören Hospizvereine, stationäre und ambulante Hospize, der DRK-Pflegedienst, Krankenhaus-Seelsorger, das Palliativteam Hochtaunus und der Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises an. Die Vernetzung soll helfen, Patienten und deren Angehörigen angemessen, schnell und auf allen Ebenen bei Pflege und Sterbebegleitung zu helfen. Auch Landrat Ulrich Krebs plädierte dafür, dem Sterben mehr Raum im Leben und im öffentlichen Bewusstsein unserer Gesellschaft zu verschaffen. „Schwerstkranke und ihre Familien müssen wissen, dass und wo sie hier im Hochtaunuskreis Hilfe bekommen können. Wir müssen darüber reden und das Thema Tod vom Tabu befreien.“ Auch Krebs bedankte sich für den unermüdlichen Einsatz der Aktiven, unter denen auch viele Ehrenamtliche seien.

Weitere Informationen zu allen hospizlichen und palliativen Hilfen im Hochtaunuskreis gibt es auch beim Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises unter pflegestuetzpunkt[at]hochaunuskreis[dot]de.



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