Bund bewilligt weitere 9 Millionen Euro für Casals Forum

Blick über die Baustelle am Bahnhof, dort entsteht das Casals Forum. Das wird jetzt teurer als ursprünglich geplant.
Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Der deutsche Bundestag hat vergangenen Donnerstag mit breiter Mehrheit entschieden, für den Bau des Casals Forums in Kronberg am Bahnhof zusätzliche 9 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rabanus hatte bereits nach Tagung des Haushaltsausschusses in Berlin in einer Pressemitteilung erklärt, warum der Neubau des Kammermusiksaals mit angeschlossenem Studien- und Verwaltungszentrum teurer wird. „Eine schwierige Geländesituation, unvorhergesehene erforderliche Planungsänderungen – bedingt durch hohe Anforderungen an die Akustik und gleichzeitig an die Ästhetik der Saalform – sowie eine insgesamt hohe Projektkomplexität mit überproportionalem Steueraufwand machten eine weitere Förderung der Kronberg Academy notwendig, um ihre bauliche Erweiterung überhaupt abschließen zu können“, hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete erklärt.

Damit die Bauarbeiten nach Zeitplan zügig voranschreiten können, ist der Ansatz im Bundeshaushalt 2018 um eine halbe Million Euro auf 1,5 Millionen Euro erhöht worden. Wie der Vorsitzende des Vorstandes der Kronberg Academy Stiftung und künstlerische Leiter der Kronberg Academy, Raimund Trenkler, bestätigt, sind weitere 8,5 Millionen Euro als Verpflichtungsermächtigung im Haushaltsjahr 2020 für das Bauvorhaben eingestellt.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Altenkamp freut sich, „dass sein Einsatz für die zusätzlichen Bundesmittel für den Bau des neuen Casals Forums der Kronberg Academy erfolgreich war.“ Und der Haushälter und Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion Dr. Stefan Ruppert verkündet nach der Erhöhung der Mittel: „Ich freue mich als Mitglied des Haushaltsausschusses daran mitgewirkt zu haben. Das wird den Bau entscheidend voranbringen.“ Und Altenkamp betont: „Damit wird eine herausragende Institution mit weltweiter Ausstrahlung zurecht herausragend vom Bund unterstützt.“

Die Mittel, die für den Bau des Casals Forums mit angegliedertem Studien- und Verwaltungszentrum fließen, sind nach Information Raimund Trenklers: 21,5 Millionen Euro vom Bund, 4,5 Millionen Euro vom Land, 13 Millionen Euro von privaten Spendern und durch Zuwendungen. Weiter geben die TaunusSparkasse, der Kulturfonds Rhein-Main sowie die Stadt Kronberg jeweils 500.000 Euro als zweckgebundene Spende dazu.

Bei der Vorstellung des Projektes der Kronberg Academy war 2015 zunächst noch von 31 Millionen Euro die Rede gewesen, 2017 waren es schließlich 36 Millionen Euro, nach aktuellem Stand belaufen sich die Baukosten des ehrgeizigen Großbauprojektes auf 45 Millionen Euro. Nach wie vor ist es erklärtes Ziel der Stiftung der Kronberg Academy, die darin enthaltenen knapp 5 Millionen Euro an Eigenmitteln möglichst durch Spenden einzuspielen, statt Kredite aufzunehmen, um die Kronberg Academy langfristig nicht zu belasten.

Dass die Kosten bereits zum zweiten Mal nach oben korrigiert werden mussten, sei „keinen Managementfehlern“ geschuldet, betont Trenkler. Das Projekt, das jetzt 14 Millionen Euro über den ursprünglichen Planungskosten liegt, sei aus „inhaltlichen Gründen“ teurer geworden. Trotz zweier Baugutachten seien „unvorhersehbare“, jedoch „unabwendbare“ Maßnahmen neben den allgemeinen Preissteigerungen in der Baubranche erforderlich geworden.

Das Eine sei der komplexe Prozess der Saalakustik: Daran arbeiteten der Akustiker und der Architekt bereits über einen längeren Zeitraum in enger Verzahnung. In Holland sei eigens aus diesem Grund ein Modell im Maßstab 1:10 gebaut worden, an dem schon über 80 verschiedene Messungen vorgenommen worden sind. „Eine gute Akustik kann man nicht aus der Schublade zaubern“, erklärt Trenkler. Es sei schwer vorstellbar, aber es gehe um jedes Stück Fläche im Raum, die als Resonanz- und Absorptionsfläche glatt oder mit einer speziellen Struktur versehen werden müsse, bis eben die hohen Anforderungen an die Akustik erfüllt seien.

Zweitens sei trotz einer Vielzahl von Bohrungen nach Abtragen der Erde noch mehr Fels und Schichtwasser im Boden aufgetaucht als prognostiziert. Um auf der absolut sicheren Seite zu sein – beispielsweise im Falle einer Jahrhundertflut (während oder nach der Bauphase), die das Gebäude anheben könnte, sodass es sich verkantet – habe man sich für eine noch dickere Bodenplatte entschieden und für zusätzliche Anker gegen einen möglichen Auftrieb.

Bei alledem gelte es natürlich auch, nachhaltige Materialien zu verwenden, wie von Seiten der Geldgeber erwartet.

Hinzu sei eine „Explosion der Baupreise“ gekommen. Natürlich habe man in der Planungsphase 2014/2015 einen Anstieg der Preise bereits berücksichtigt, doch schließlich habe sich das gesamte Projekt nach hinten verschoben und die Bau-, aber auch die Stahlpreise seien extremer als angenommen in die Höhe geschnellt.

Dass es für den Kammermusiksaal nun weitere 9 Millionen Euro gibt, versteht Trenkler als „großartige Wertschätzung“. „Das Casals Forum wird als „Leuchtturmprojekt für Deutschland gesehen“, betont er und versichert, dass das Bauvorhaben nach wie vor im geplanten Zeitrahmen liege. Der sieht eine Fertigstellung des Baus der Staab Architekten aus Berlin im Jahr 2021 vor. „Das Richtfest allerdings darf bereits nächstes Jahr erwartet werden“, erläutert der künstlerische Leiter der Kronberg Academy. „Dass es danach noch so lange dauert, ist dem komplexen Innenausbau des Kammermusiksaals geschuldet.“



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