Bürgerselbsthilfe Silberdisteln Kronberg feierte Zehnjähriges

Vorsitzender Ad Friedrichs Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Der weihnachtlich geschmückte Festsaal in der Stadthalle bot dieser Tage einen würdigen Rahmen für einen Festakt anlässlich des zehnjährigen Bestehens der „Bürgerselbsthilfe Silberdisteln Kronberg“ (BSK). Obwohl es anfangs der Bewältigung vieler Hürden bedurfte, bis letztendlich die Geburtsstunde des Vereins am 30. Januar 2006 schlug, hat sich die BSK innerhalb der ersten Lebensjahre zu einer festen Institution entwickelt. Gleichwohl mischt sich zu Freude und Stolz über die erreichte Dekade die Sorge um die weitere Entwicklung, da die BSK das Schicksal vieler Vereine teilt, dass zu wenig Menschen zur Übernahme von Verantwortung und Vorstandsposten bereit sind. Allein schon aus diesem Grund hielt Vorsitzender Ad Friedrichs allen, die im Vorfeld eine derartige Feier nach „nur“ zehnjährigem Bestehen hinterfragten, entgegen, „der runde Geburtstag ist eine willkommene und sehr schöne Gelegenheit, die Vereinsmitglieder zum Gespräch zusammenzuführen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf uns zu lenken sowie gleichzeitig auf die Dekade einer Kronberger Vereinsgeschichte zurückzuschauen.“

Daher skizzierte er in seiner einleitenden Begrüßung den Weg von der Prof. Dr. Ulrich Ritter vorschwebenden und schon 2002 in einem Arbeitskreis im Rahmen der „Agenda 2010“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückten Vision, die nach Gesprächsrunden, eingeholten Informationen, regem Austausch mit Ilse Oppermann und Udo Sodenkamp, den Pionieren des schon 2004 gegründeten Wohnprojekts Silberdisteln Kronberg (WSK) und vielem mehr (wir berichteten) schließlich in die Vereinsgründung mündete. Aus der ursprünglich globalen Idee waren folglich zur Optimierung der beiden wesentlichen Zielsetzungen zwei Schwesternvereine entstanden, die sich auf ihre jeweiligen Schwerpunkte konzentrieren. Beide Vereine haben die gemeinsame Internetadresse www.silberdisteln.de.

Die Welt wäre kälter und ärmer

Während das WSK-„Stadthaus“, wie Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) in seinem Grußwort hervorhob, die örtlichen Seniorenwohneinrichtungen hervorragend ergänzt durch die Hausgemeinschaft, die freiwillig und ganz bewusst bestimmte Lebensbereiche mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern teilt, gemeinsam Spaziergänge plant und durchführt, Fahrten und Besuche unternimmt, musiziert, kocht, sich gegenseitig bei Einkäufen, im Haushalt, bei den kleinen Reparaturen und Arbeiten im Alltag und selbstverständlich auch im Notfall hilft, schafft die BSK ein Netzwerk von Menschen aller Altersstufen, die ihre beruflichen und privaten Erfahrungen einbringen und Art und Umfang ihrer angebotenen Hilfe selbst bestimmen. „Dabei versteht sich die BSK als Instrument für vorübergehenden Hilfebedarf. Sie kann, darf und will die professionelle Betreuung von pflegebedürftigen Personen nicht ersetzen“, machte der Rathauschef deutlich. Begleitung zu Behörden und Ärzten, auch mit Fahrhilfe, Computer-Hilfe, Entlastung pflegender Angehöriger in Notfällen, Einkaufshilfe, leichte Gartenarbeit, Gießen von Zimmer- oder Gartenpflanzen, Haus oder Wohnung hüten, kurze Tierbetreuung oder Hilfe bei Korrespondenz und beim Ausfüllen von Formularen seien lediglich einige der Beispiele, wie gegenseitige alltägliche Unterstützung funktioniert und teils sogar längerfristige freundschaftliche Beziehungen entstehen. Darüber hinaus organisiert das Netzwerk „Silberdisteln Kronberg“ zahlreiche Veranstaltungen wie den „Dauerbrenner“ Frühstückstreff jeden Dienstag in der Stadthalle, den Kronberg-Chat im Internet in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei, den Stammtisch im Haus Altkönig, Ausflüge oder das jährliche Sommerfest, um nur einige Aktivitäten zu nennen.

„Besonders freut es mich, dass die ältere Generation auch immer wieder den Bogen zu den Jüngsten in unserer Stadt spannt. Beispielhaft ist das Vorleseprojekt. Die Mitglieder der Gruppe lesen einmal wöchentlich den Kindern des Kindergartens der Evangelischen Kirche Oberhöchstadt vor. Ein Angebot, das von den Kindern gern angenommen wird“, so Temmen, der stellvertretend für die Damen und Hetten der „ersten Stunde“ Prof. Ulrich Ritter und Ilse Oppermann nannte.

„Die ‚Bürgerselbsthilfe Silberdisteln Kronberg‘ geht mit gutem Beispiel voran. Ohne Ihren Einsatz wäre die Welt kälter und ärmer. Dafür herzlichen Dank! Möge das Netzwerk Silberdisteln auch in Zukunft eine wichtige Kontaktplattform für das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt und eine Anlaufstelle für Menschen sein, die Hilfe benötigen und Hilfe spenden wollen.“

Ad Friedrichs zufolge ist der Verein inzwischen von 30 auf über ein über 200 Mitglieder zählendes „emsiges Völkchen“ angewachsen, das über 8.900 Hilfeleistungen erbracht habe. Nun gelte es aus den eigenen Reihen, Verantwortungsträger zu rekrutieren, um die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Sein Dank galt neben der Stadt allen Helfern und den Sponsoren. Auch die Ehefrau des aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Prof. Dr. Ritter, Judy Ritter, richtete einige Worte an die anwesenden Gäste, unter die sich neben dem Bürgermeister, Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche und dem Vereinsringvorsitzenden Hans Willi Schmidt auch Vertreter befreundeter Nachbarschaftsvereine gemischt hatten. Nach einem „stürmischen Start“ sehe sie voller Optimusmus nach vorne, hoffe auf neue Vorstandsmitglieder mit neuen Ideen.

Neben einem gemeinsamen Abendessen umfasste das bunte Rahmenprogramm „Klassiches“ wie die Arie „Strahlender Mond“, präsentiert von Anniek-Manon Althen und Pianist Johan Eggers, Folkmusik vom hemdsärmeligen Revierförster Martin Westenberger mit Gitarre und Mundharmonika sowie Weihnachtliches von Sarah Samuel und nochmals Johan Eggers sowie BSK-Mitgliedern. Sogar der Weihnachtsmann schaute mit Überraschungen vorbei.

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