Budenzauber mit Musik und vielfältigen Handarbeitsideen

Budenzauber, wohin das Auge reicht. Am Samstag machte auch das Wetter mit, am Sonntag war bei Dauerregen und Sturmböen Durchhalten angesagt.
Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Minusgrade, Schneegestöber, ein Winterhimmel wie gemalt – nein, damit konnte der Kronberger Weihnachtsmarkt dieses Jahr nicht punkten. Aber das hat er auch gar nicht nötig. Der Reiz der über 100 Stände ergibt sich nicht nur durch die schöne Altstadtkulisse in der sie stehen, sondern auch dadurch, dass nur Kronberger Standbetreiber zugelassen sind, die ihre Erlöse aus den Verkäufen ganz oder teilweise für soziale, karikative Zwecke zur Verfügung stellen. Angefangen in der Katharinenstraße – der Berliner Platz blieb dieses Jahr unbespielt – lockten überall auf dem Weihnachtsmarkt, der sich über die Friedrich-Ebert-Straße durch die Altstadt bis hinauf zur Burg zog, vielfältige Düfte, von Glühwein angefangen, über Grillwürstchen, Suppen, Bratäpfeln, bis hin zu den immer wieder verführerisch duftenden Waffeln. Glögg und Feuerzangenbowle gab es nachhaltig in den von der Stadt individuell gestalteten Weihnachtsbechern, die zu halten es bei zunehmendem Regen als schwierig gestaltete, da der Regenschirm eindeutig ebenso wichtig war. Die Vereine, darunter alle vier Partnerschaftsvereine, Organisationen, Schulen und Privatleute, waren mit Freude in ihrem Holzbuden, im Terracottasaal und in der Zehntscheune zugegen, um Getränke, Gebäck, Waffeln und andere süße Ideen, jedoch auch ihre mannigfaltigen selbst kreierten und selbst gefertigten Geschenkartikel anzubieten. Was gab es nicht alles zu sehen, zu probieren und zu kaufen! Wirklich alles, was das Herz begehrt. Auf der Burg konnten die ersten Gäste am Samstag noch in die Ebene schauen und das verhaltene Abendrot genießen. Dieses Jahr musste kein Standbetreiber in Zelten vor der Burgbühne frieren. „Wir sind aus den Zelten in die Gesindekammer gezogen“, meinte Holzkünstler Matthias Schmidt augenzwinkernd. „Gesindekammer“ hin oder her, das sei definitiv ein Aufstieg meinte er, da die Zelte keinen guten Wetterschutz boten, es in der Gesindekammer jedoch sogar eine Fußbodenheizung gebe. Bei ihm fanden die Besucher neben selbstgeschnitzten Krippenfiguren Holzsterne aus filigranen Strauchhölzchen, beim Stand des Kamera Klubs Weihnachtskarten mit Kronberg Motiven. Die meisten Blicke und wahre Besuchertrauben erntete jedoch der Stand einer Fimo-Künstlerin. Sie hatte kurzerhand das gesamte Weihnachtsgebäck-Sortiment als winzige, liebevolle Ohranhänger hergestellt. Viele kreative Dekoideen und Geschenkartikel, vom Weihnachtsbaumschmuck in allen erdenklichen Variationen angefangen, über Kinderspielzeug, vielfältige Dekoideen aus Filz, selbst gestrickte Wollmützen und in mühsamer Handarbeit gefertigte Kissen und Decken bis hin zu selbst gemachten Likören und Schnäpsen gab es zu entdecken. Überall vor den Ständen mit liebevollen Handarbeitsartikeln bildeten sich neugierige Menschentrauben, um zu schauen und auszuwählen. Liebevoll von Hand Gefertigtes gab es oben auf der Burg im Terracottasaal in allen Ausprägungen: Glaskugeln, umrandet von feinster Klöppelspitze, freches, buntes Handgenähtes für die lieben Kleinen, Goldschmiedekunst und selten gesehene Origamiarbeiten – mit viel Geduld und Kreativität zu neuen Kunstwerken umfunktionierte Bücher. Unter ihnen auch die Glasmeisterin Anja Gilles, die in Kelkheim ihr eigenes Atelier hat, in dem sie auch Kurse in der Glaskunst-Herstellung gibt. Ihre Eiskristalle aber auch Blumen-Glasvasen in allen erdenklichen Farbkombinationen verkauften sich gut. „Meine Glasarbeiten verkaufen sich auf Märkten am besten“, sagte sie. Nicht nur, weil sie bei Bestellungen über das Internet leicht zerbrechliche Ware sind. „Glas will erlebt und angefasst werden“, erklärte die Künstlerin.

Der Stand einer kleinen Seifenmanufaktur in der Zehntscheune zog an beiden Tagen ebenfalls viele Menschen an. „Das ist doch eine tolle Geschenkidee“, fand eine Dame, die dann die Qual der Wahl hatte: Welcher Duft könnte es denn sein: „die verliebte Biene“ oder „heiße Liebe“ oder doch eher etwas Erfrischendes wie ein Zitronen-Limetten-Duft?

Auf der anderen Seite in der Zehntscheune zog Karin Krantz mit ihren farbenfrohen Bildern ebenfalls viele Blicke auf sich: Vor allem jedoch das Bild im Bild, das sich den Besuchern am Samstagnachmittag bot, begeisterte: Eine Elster hatte sich in die Zehntscheune verirrt und setzte sich auf die Steinvorsprünge äußerst dekorativ genau zwischen die Bilder. „Wir haben sie Christel getauft“, erzählt Krantz. Am Sonntag habe sie schließlich durch die Tür doch das Weite gesucht.

In der Altstadt wechselten sich Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten und Deko- und Weihnachtsideen ab, von Papiersternen über Weihnachtskarten bis hin zu den beliebten Weihnachtsplätzchen – die nicht nur beim Stand von Poll Immobilien schon vorbestellt waren und für einen guten Zweck (Myanmar Kinderhilfe) verkauft wurden.

Besucher, die das erste Mal zum Kronberger Weihnachtsmarkt in der Stadt waren, genossen den Budenzauber, der sich durch die lichttechnisch in Szene gesetzte Altstadt vom Recepturhof mit den Pfadfindern über Schirn, Tanzhaus und Zehntscheune zog, in vollen Zügen. Wer am Samstag bei seinem Spaziergang über den Weihnachtsmarkt noch an der Johanniskirche zum Gospel-Konzert der „The Original USA Gospel Singers“ einkehrte, der ging, von den Mut machenden, einfühlsamen wie mitreißenden Songs der Gospel-Singer berührt, spätestens nach „Every Time I feel the Spirit“... ein Stück weit beseelt über das vorweihnachtliche Treiben. Aber auch „Schönberg Brass“ und das Bläser-Ensemble erfüllten die Johanniskirche an diesem vorweihnachtlichen Wochenende mit Musik und mit Freude und boten Sonntag eine trockene Alternative zum äußerst nassen Marktgeschehen.



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