Der Biber ist zurück im Landkreis

Deutlich zu sehen gab es gefällte Bäume inklusive der typischen Nage-und Schleifspuren.

Foto: privat

Hochtaunuskreis. – Der Hochtaunuskreis ist um eine Tierart reicher: Im November 2017 hat die Untere Naturschutzbehörde einen frei lebenden Biber im Landkreis bestätigt. Zahlreiche Spuren belegen die Rückkehr der Tierart. Dies ist eine besondere Beobachtung, denn diese streng geschützten Tiere kamen hessenweit seit der Ausrottung Mitte des 19. Jahrhundert in unserer Region nicht mehr vor. „Ein Biber hat eine Lebenserwartung von zwölf bis 20 Jahren, sodass wir hoffen und durchaus die Chance besteht, dass sich die Tiere in unserer Region vermehren. Wir drücken alle Daumen, dass er uns erhalten bleibt und in absehbarer Zeit die ersten Hochtaunus-Biber das Licht der Welt erblicken“, sagte Umweltdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Uwe Kraft. Im Rahmen einer Begehung des wahrscheinlichen Biberhabitates hat das Team um den Wildbiologen Dr. Dieter Selzer erstaunliche Spuren entdeckt. Deutlich zu sehen gab es gefällte Bäume inklusive der typischen Nage- und Schleifspuren sowie der Anfangsbau für eine typische Biberburg. Der Europäische Biber wurde im 17. und 19. Jahrhundert im eurasischen Raum vor allem wegen seines dichten Pelzes bejagt und nahezu ausgerottet. Außerdem wurde der Biber, so fasst es der Jesuitenpater Charlevoix 1754 zusammen, durch die Medizinische Fakultät in Paris und darauf basierend auch durch die Theologische Fakultät gerichtlich zum Fisch erklärt. Das heißt, sein Fleisch durfte offiziell als Fastenspeise verzehrt werden. Nachdem wenige heimische Biber an der Mittelelbe diese Zeit überstanden hatten, wurden die Tiere dank mehrerer Wiederansiedlungsprojekte seit den 1930er Jahren erfolgreich in weiteren Regionen Deutschlands neu angesiedelt. Heute liegt der bundesweite Bestand bei rund 25.000 Bibern. In Hessen galt der in Europa und Asien heimische Castor Fiber seit 1864 als gänzlich ausgerottet. Um 1990 wurden 18 Tiere der Elbe-Population im hessischen Spessart ausgesetzt. Aus diesen und weiteren Zuwanderern hat sich inzwischen eine Population von hochgerechnet 591 Tieren in 179 Revieren angesiedelt (Regierungspräsidium Darmstadt, Stand 2016). Der Main-Kinzig-Kreis ist das Zentrum der Population. Woher der Biber im Hochtaunuskreis stammt, ist bislang unklar. Die nächsten bestätigten Vorkommen (Stand 2016) befinden sich im Erlenbach bei Massenheim, in der Nidda bei Frankfurt Harheim sowie Frankfurt Bonames und nordöstlich im Fauerbach bei Ober-Mörlen. Um sich in unserer Region anzusiedeln, müsste der Biber eine Strecke von rund 20 bis 25 km Luftlinie zurückgelegt haben. Spannend bleibt, wie es mit den Jungbibern weitergeht. In jungem Alter begeben sich die Tiere gerne auf Wanderschaft, da sie geschlechtsreif geworden sind.



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