Bewusstsein für Inklusion ins Rollen bringen – mit Spielzeug-Rollstühlen

Hochtaunus. – Integration und Inklusion ist in aller Munde. Politisch propagiert und gesellschaftlich weitgehend akzeptiert scheitert für körperlich Behinderte immer noch vieles an der praktischen Umsetzung. Rollstuhlfahrer, Rollatorfahrer, Kinderwagenfahrer, Krankenbaren und Krankentransporte stoßen immer noch zu oft auf unüberwindliche Hemmnisse – im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Verein Muskelkranke Hessen will jetzt mit einem ungewöhnlichen Ansatz schon die Jüngsten sensibilisieren: Mit Spielzeug-Rollstühlen für Kindergärten soll eine Kampagne angestoßen werden, die weltweit Schule machen kann. Spielzeug-Rollstühle sollen weltweit Kindern zeigen, wie Lebenserleichterung von Behinderten funktioniert

Erst vor drei Jahren kamen namhafte Spielzeughersteller in Deutschland auf die Idee, die ersten Rollstühle im Kleinformat zu produzieren. Eigentlich erstaunlich, denn nach dem Zweiten Weltkrieg prägten Invaliden, die Beine oder Arme verloren hatten, das Bild unserer Städte. Damals von vielen Teilhabemöglichkeiten unserer Gesellschaft ausgeschlossen, hat sich bis heute zwar vieles zum Beispiel im öffentlichen Verkehr verbessert, doch das Potenzial weiterer Optimierungen gerade für Rollstuhlfahrer ist groß. Während im Ausland beim Bau nicht nur öffentlicher Gebäude die Barrierefreiheit bei den Planungen häufig Berücksichtigung findet, ist dies in Deutschland immer noch selten der Fall – obwohl es die technischen Möglichkeiten längst erlauben.

Die Idee des Vereins Muskelkranke Hessen: Wenn bereits Klein- und Vorschulkinder spielerisch den Umgang mit Rollstühlen lernen, denken sie Behinderung sozusagen immer mit, berücksichtigen die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Handicap und verlieren schon als Kinder Berührungsängste. Wer sieht und fühlt, dass bereits ein Blatt Papier eine Schwelle für einen Spielzeug-Rollstuhl darstellen kann, wird dies später als Architekt, Investor oder Vermieter auf die Situation der reale Schwelle in jedem Haus übertragen können.

Der Verein will die Versorgung von Kindergärten, Spiel- und Bastelstuben mit Spielzeug-Rollstühlen selbst anstoßen. Mit mehreren Herstellern wurde gesprochen, um Prototypen für Rollstühle zu entwickeln. Unter eigener Regie plant Muskelkranke Hessen die Produktion und den Vertrieb der Rollstühle, die demnächst zu einem akzeptablen Preis in Serie gehen und weltweit Absatz finden sollen. Selbstverständlich ist die Mithilfe von Politik, Verbänden, Organisationen und Institutionen notwendig, um ein solches Vorhaben auf breiter Ebene durchzusetzen. Der Verein setzt auf Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden, Politikern und Behörden.

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der Website www.muskelkranke-hessen.de.



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