Belebte Fußgängerzone zum Eröffnungsfest macht gute Laune

Kronberg (mw) – In einem waren sich die Kronberger Bürger und Gäste an diesem herrlichen Frühlingssamstag, angekommen in Kronbergs kleiner Fußgängerzone (vom Frankfurter Tor bis zum Schirnplatz) einig: So viel Publikumsverkehr wäre der Stadt täglich zu wünschen wie zum Eröffnungsfest der neuen Fußgängerzone. Nach vielen Jahren immer wieder angeregte Diskussionen für eine halbjährige Probephase Wirklichkeit geworden, hatte die Stadt nun zu einem Eröffnungsfest für die kleine Fußgängerzone eingeladen. Die Bürger nahmen die Einladung gerne an, genossen die plötzlich so lebendig gewordene Friedrich-Ebert-Straße, nahmen Platz an einem der von der Stadt aufgestellten Tischen oder der neu in der Straße platzierten Holzbänke und ließen sich bei den vier Ständen der Partnerschaftsvereine mit kulinarischen Happen oder einem Glas Wein verwöhnen. Echter Publikumsmagnet war das neu eröffnete Café neben der Receptur, das nicht nur mit einem überzeugenden Interieur aufwartete, sondern vor allem mit einem Platz an der Sonne, ohne dass den Gästen dabei die Benzinabgase in die Nase fuhren oder gar beinahe die Füße abgefahren wurden, wie das früher bei der Pizzeria im „Zum Adler“ der Fall gewesen war. „Das Café ist ein Publikumsmagnet und damit ein echter Gewinn für die Altstadt“, sind jetzt schon einige Besucher überzeugt. Allerdings sehen sie die Schwierigkeit der Innenstadtbelebung noch lange nicht gebannt. Denn so nett und lebendig die Stände von der Burg Kronberg, vom Altstadtkreis, der Kronberg Academy, vom Malermuseum, der Galerie des fleurs, vom gemeinsamen Stand der Stadt Kronberg, mit Taste-ination und Citynfo auf der Schirn, vom Kamera Klub oder Recepturkeller auch waren, sie sind eben nicht jeden Tag dort. Fehlen sie, fehlen gerade in der Friedrich-Ebert-Straße trotz einiger ansprechende Geschäfte nebst einer Kunstgalerie – sieht man von der Kronberger Bücherstube einmal ab – ein weiterer Frequenzbringer, wie es ein Geschäft mit Lebensmitteln, Obst und Gemüse oder ein Metzger vor einigen Jahren noch war, oder ein Reformhaus beispielsweise sein könnte. Eine Fußgängerzone ist dann lebendig, wenn man gerne durchspaziert, dabei entspannt die Dinge des täglichen Bedarfs findet und dazu noch weitere schöne Ideen und damit Lust auf ein Mehr-Shoppen erhält. Doch ein Geschäft-an-Geschäft ist nun einmal in diesem Bereich gar nicht möglich. Zwei, drei Geschäfte mehr im Innenstadtbereich – siehe leerstehender Laden mit größerem Raumangebot in der Hainstraße – könnten aber dennoch für die gesamte Innenstadt eine positive Entwicklung bewirken. Ein richtungsgebendes Signal hin zu einer deutlich steigenden Aufenthaltsqualität in der Altstadt bietet die Fußgängerzone sogar jetzt schon.

Neben den vielfältigen Informationen, die es an den Ständen zur offiziellen Eröffnung gab, sorgte an diesem bunten Frühlingstag in der neuen Fußgängerzone auch Giovanni Gassenhauer mit „Original italienischen Glücksmomenten“ für gute Laune. In seinem auf den ersten Blick nach Obst und Gemüse anmutendem mobilen Händlerstand verkaufte er in Wirklichkeit etwas ganz anders: Einfallsreich, amüsant sorgte er mit Glücksknoten, süßen Drops und der passenden Idee tatsächlich für Glücksmomente bei den großen und kleinen Passanten, während Dirk Sackis, Inhaber des Buchladens, eigens für die kleinen Gäste einen jungen Vorleser engagiert hatte und am Nachmittag zu einer Kinderbuchlesung mit dem Kinderbuchautor Frank Kaufmann einlud. Die ganz Kleinen brauchten allerdings keine weiteren Unterhaltungsangebote – sie erfreuten sich an den Seifenblasen, die Martin Müllerleile auf Stelzen für sie in die Luft blies und an dem Kinderkarussell, bei dem man seine Eltern nicht nach weiteren Jetons anbetteln musste. Welches Kind erträumt sich das nicht! Und so drehten die Kleinsten, während ihre Eltern den zweiten Cappuccino gegenüber bei „Sylvie‘s Café“ genossen, munter weiter ihre Runden. Zwar gab es die obligatorischen „Ich will aber“-Tränen doch noch, aber erst als die Eltern nach Hause wollten. Viel Freude bereiteten auch die weiteren Kultur-Angebote am Nachmittag und am Abend: Beispielsweise die „Kneipenvorträge“ von Hans-Robert Philippi und die nächtliche Laternenwegführung der Kronberger Laienspielschar. Wer Kronberg meinte schon zu kennen, erfuhr hier jedenfalls noch einiges Neues: Beispielsweise, wer in den Gaststätten entlang der Friedrich-Ebert-Straße ein und aus ging, oder wann der erste viel gepriesene mit Wasserdampf betriebene Deckenventilator im Gasthaus „Zum grünen Wald“ angebracht worden war – im März 1898 – und wann das elektrische Licht in den Schützenhof Einzug hielt. Oder warum der Maler Anton Burger im „Zum Adler“ gern gesehener Gast war, auch wenn er den Wirt mit Erbsen beschoss und sich mit ihm allerhand anderen Schabernack erlaubte. Bleibt zu hoffen, dass die Kronberger selbst noch mit weiteren Ideen zur Belebung der nun vor Autoverkehr geschützten Straße aufwarten, damit hier einerseits Ruhe und andererseits „neues Leben“ einkehrt, das den Einzelhandel stärkt und Kronberg damit noch lebenswerter macht.



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