Ein Bahnhof mit vielen Funktionen – Frederik Roths Konzept siegt

Kronberg (mw) – „Schade, dass es nur einen Bahnhof in Kronberg gibt, ich hätte jedem von ihnen gerne einen gegeben.“ Diese Worte schickte der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker in Richtung Empore, auf der Frederik Roth und Konstantin Kovarbasic die Entscheidung abwarteten, welches Konzept für das Bahnhofsgebäude die Mehrheit der Stadtverordneten finden würde. Noch innerhalb der Redebeiträge blieb es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, nachdem die CDU mitteilte, dass sie bei dieser Abstimmung ihre Fraktionsdisziplin aufgehoben habe. Auch die Wortbeiträge der Grünen signalisierten unterschiedliche Überzeugungen, welches Konzept das Bessere für die Stadt Kronberg und ihre Bürger sei. Einig waren sich die Grünen indes darüber, dass sie es nach wie vor vorziehen würden, das Objekt in städtischen Händen zu behalten. „Was spricht eigentlich dagegen, das Objekt mit Landesmitteln zu sanieren und an einen der beiden Investoren zu verpachten“, fragte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Udo Keil von den Grünen in die Runde. Der Antrag, den die Grünen dazu stellten, wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt. Das, obwohl die CDU zuvor ausführlich Revue passieren ließ, dass auch sie am 12. April 2018 sprachlos gewesen sei, als ihr der Erste Stadtrat Robert Siedler (parteilos) „in einem Nebensatz davon unterrichtet hat, dass der Bahnhof verkauft werden soll“. Denn das ursprünglich erklärte Ziel im Rathaus war die Verpachtung des denkmalgeschützten Bahnhofs gewesen, den die Stadt Kronberg 2011 unter Inanspruchnahme ihres Vorkaufsrechtes erworben hatte. Doch außer den Grünen wollte keine Partei der Stadt die Verantwortung für dieses weitere Großbauprojekt und damit die Finanzierung der Restaurierung des Baudenkmals sowie die anschließende Verpachtung übertragen. Der Magistrat hatte davon abgeraten. Also galt es, sich nun nach der langwierig und heftig geführten Diskurs der vergangenen Monate für einen Investor zu entscheiden. Diese Entscheidung fiel schließlich mit 18 Ja-Stimmen zu 13 Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen bei namentlicher Abstimmung für Frederik Roth und seine Real KG aus. Damit folgten die Stadtverordneten mehrheitlich der Magistratsvorlage, die Fredrerik Roths Konzept favorisiert hatte und nicht dem Antrag des Bürgermeisters Klaus Temmen. Der Rathauschef hatte von seinem Recht Gebrauch gemacht, einen eigenen Antrag einzureichen und in diesem für Konstantin Kovarbasic und sein Konzept geworben. Das Konzept von Kovarbasic („Unser Bahnhof“) wurde von den Stadtverordneten jedoch mit 15 zu 18 Stimmen abgelehnt. Kovarbasic hatte mit dem Magistrat bereits zwei Jahre verhandelt. Nachdem die Stadtverordneten erfahren hatten, dass der Bahnhof verkauft werden soll, hatte die KfB einen Antrag auf eine öffentliche Ausschreibung gestellt. Dafür dankte der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker ihnen jetzt noch einmal ausdrücklich in seiner Rede. „Ohne diesen Weg hätten wir jetzt nicht zwei so gute Konzepte“, sagte er. Roth, der bereits vor sieben Jahren mit der Stadt um den Bahnhof im Gespräch gewesen war, war erst durch die Ausschreibung wieder im Rennen. An diesem Abend konnte er die Entscheidung für sein Konzept und damit den Verkauf des Bahnhofs an ihn als Investor noch gar nicht fassen.

Fassungslos war auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Poerschke, der eine „inhaltliche Auseinandersetzung der Konzepte“ an diesem Abend fehlte. Sie warb für „Unser Bahnhof“ und damit Kovarbasic, der die „Erwartungen der Menschen, die am Bahnhof ankommen“, am besten bedienen würde, in dem er in einem modernen Fürstenpavillon Reisezentrum, Info-Point und Kiosk unterbringe. Kovarbasics Konzept sah damit im Erdgeschoss des Bahnhofs eine flexible Bespielung der Flächen durch die Gastronomie vor. „Und selbstverständlich bleibt die Empfangshalle in ihrer großzügigen Kubatur in diesem Konzept erhalten“, warb sie für eine Bahnhofshalle für die Bürger „ohne räumliche Einschränkungen“.

Rückendeckung gab es in ebenfalls auf die inhaltliche Konzeption ausgerichteten Wortbeiträgen indes allein von Seiten der Grünen: Mechthild Schwetje lobte Kovarbasics Konzept als das, was mit dem modernen Fürstenpavillon „in einer zeitgemäßen Formensprache auf die vorhandene denkmalgeschützte Architektur antwortet“. Dagegen lasse das angedachte Faltdach für die Bürger von Roth jede gestalterische Auseinandersetzung mit dem Ort vermissen, befand sie.

Doch außer der SPD, die sich früh für Kovarbasic entschieden hatte, stimmte keine Partei geschlossen für ihn, jedoch KfB und FDP geschlossen für Frederik Roth. Den Liberalen scheint Roth der sicherere Kandidat zu sein, bezogen auf die Finanzierung des Projekts sowie seine Reverenzen in punkto Restaurierung von denkmalgeschützten Objekten.

Die Co-Fraktionsvorsitzende Alex Börner nannte die „klaren Pluspunkte“ für das Konzept für Frederik Roth: „Erstens: Der Bahnhof bleibt Bahnhof, zweitens: Vier Mieter im Erdgeschoss minimieren das Risiko einer Schließung, drittens: Der Vorplatz wird großzügig und nicht durch ein weiteres großes Gebäude bebaut und viertens: Der Bahnhof mit allen Funktionen kann wesentlich schneller realisiert werden.“ Frederic Roth von der Real KG hat die Bäckerei Flach im Erdgeschoss als einen der Mieter vorgesehen. Es sei durchaus denkbar, gab Börner mit auf den Weg, dass auch der Kioskbetreiber Küpeli oder Moe Ennaji, der in Kovarbasics Konzept als Restaurantpächter vorgesehen war, nun mit Frederic Roth das Gespräch suchten. Roth hat für das Restaurant noch keinen Gastronomen benannt. Börner betonte, dass „heute nicht über die Pächter, sondern über das Konzept“ entschieden werde. Die KfB begrüßte außerdem, dass mit Roths Entwurf kein weiterer Neubau am Bahnhof entstehen wird.



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