Auftakt zur Beteiligung – Aus dem Blickwinkel der Bürger

Ein Blick auf die notierten Vorschläge Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Opposition und Bürger hatten bisher im Zusammenhang mit der von den Fraktionen von CDU und SPD ins Gespräch gebrachten und von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen moderierten Bürgerbeteiligung im Rahmen der Bauleitverfahren „Quartier Bahnhof Kronberg, Baufelder V (Wohnbebauung Gleis 3) und VI (Wohnbebauung Schillergärten) nicht mit harscher Keitik gespart. Von „Mogelpackung“, „Alibi-Veranstaltung“ und viel zu später Terminierung war ob bereits erfolgter Entscheidungen wie Rahmenplan (2012) oder B-Plan-Aufstellungsbeschluss (Juni) die Rede gewesen.

Ungeachtet dessen folgten zwischen 60 und 70 Interessierte – Bürger und Parlamentarier – vor wenigen Tagen der Einladung zur informellen zweistündigen Auftaktveranstaltung in der Stadthalle, lauschten zunächst einer durch Ersten Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) vorgetragenen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse samt Vorschau auf den weiteren Ablauf und gaben anschließend einen ersten Einblick in ihnen unter den Nägeln brennende Themen.

Am Ende des Abends erklärten sich 24 der Anwesenden dazu bereit, am Samstag, 16. Januar von zirka 14 bis 18 Uhr, termierten Workshop teilzunehmen, um in vier Kleingruppen à sechs Personen im Rundlaufverfahren á jeweils 30 Minuten drei vorgegebene Themenfelder und eines aus dem Forum im Detail zu beleuchten und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Moderiert wird das Ganze durch Mitarbeiter des 1974 gegründeten Darmstädter Büros „stadt.bau.plan GmbH“, dessen geschäftsführender Gesellschafter Hans Rausch und sein vierköpfiges Team bereits große Erfahrungen mit immer mehr in den Blickpunkt rückenden Bürgerbeteiligungsverfahren haben. Wohlwissend um Bedenken, Unsicherheiten und Hemmschwellen versicherte Rausch mit Nachdruck, die Planungswerkstatt sei sowohl zum richtigen Zeitpunkt terminiert als auch leicht händelbar. Bei den drei vorgegebenen Aufgabenfeldern „Gesamtwirkung/Einbindung“, „Wohnumfeld“ und „Nachbarschaft“ sind die Workshop-Teilnehmer aufgefordert, die jeweilige Perspektive in imaginären Augenschein zu nehmen. Wie schaue ich von der Gesamtstadt auf die tiefer liegende Fläche? Was sehen die Menschen aus ihren neuen Wohnungen heraus? Was empfindet die Nachbarschaft beim Blick auf das Bahnhofs-Quartier?

Neben diesen stellvertretenden Beispielen wurden die Stichworte „Homogenität“, „Vielfältigkeit“, „Qualität“ genannt. Des Weiteren ist Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen gefragt in punkto Wirkung des künftigen Entrées auf ankommende Bahnreisende oder welche verbindenden/vernetzenden Elemente wie Schilder, Wege, Farbe als Beitrag für ein attraktives Erscheinungsbild des Quartiers dienen könnten. Nicht zu vergessen Infrastruktureinrichtungen wie unter Umständen Tankstelle für E-Bikes, Seniorentreffpunkt, Apotheke, Bäckerei, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr sowie Abgrenzung einzelner Flächen oder Gestaltung von Geländesprüngen.

„Die Themen sind vielfältig und weit mehr, als bisher durch die Politik verabschiedet wurde. Es ist von Ihrer Seite kein Expertenwissen notwendig, sondern Ideen gefragt. Sie können Skizzen mitbringen oder einfach nur Anregungen geben, es stehen ihnen vier Stadtplaner zur Seite“, umriss Hans Rausch in groben Zügen das Prozedere.

Motiviert und inspiriert durch die Ausführungen ließen nach einem kurzen Imbiss Wortmeldungen und Anregungen für das aus dem Forum gesuchte vierte Themenfeld nicht lange auf sich warten.

„Das Thema Nachhaltigkeit mit sämtlichen ökologischen und energetischen Aspekten fehlt mir“, meldete sich die erste Stimme zu Wort. „Wenn man vom Wohnen spricht, sind Stellplätze für Kinderwagen und Fahrräder wichtig und die Grundrisse der Wohnungen“, so eine andere Aussage. Die schon zu verschiedenen Gelegenheiten angesprochenen Auswirkungen auf die Verkehrssituation durch die Baumaßnahmen ist nach wie vor ein großes Anliegen ebenso wie die Bedenken der Bewohner der Ludwig-Sauer-Straße in Bezug auf die beabsichtigte Tiefgaragen-Ausfahrt (Schillergärten), Stellplätze oder Fußgängersituation. „Genau dazu ist der Workshop da, damit das im weiteren Verfahren gelöst wird, benötigen wir die Fragestellung mit der Bitte der Lösung durch die Experten“, warf der Baudezernent ein. Ein weiterer Kronberger wünscht sich ein grüneres Entrée mit möglichst wenig versiegelter Fläche. „Wasserversickerung ist schließlich wichtig für die Luftfeuchtigkeit und das Klima, außerdem empfehle ich blütenreiche Pflanzen.“ In diesem Zusammenhang wurde von anderer Stelle auch noch Dachbegrünung genannt. Die Offenlegung des Winkelbachs sowie Innovation bei der Architektur zählten ebenfalls zu den genannten Punkten.

Keine vergebliche Liebesmüh

„Sie werden sehen, ihr Einbringen ist keine vergebliche Liebesmüh, bei der Erfolgskontrolle im März wird jeder genau nachvollziehen können, welche Ideen in das weitere Verfahren, den Aufstellungsbeschluss, einfließen können beziehungsweise, für den Fall der nicht möglichen Realisierbarkeit, werden Sie dennoch Rückmeldung über die Hinderungsgründe erhalten“, warb Rausch für hohe Mitwirkungsbereitschaft und Durchhaltevermögen.

Beim Revue passieren lassen der bisherigen Bahnhofs-Quartier-Entwicklungen hatte Erster Stadtrat Jürgen Odszuck auf den kontinuierlichen Öffentlichkeits-Prozess verwiesen. So gab es bisher unter anderem zwei Bürgerveranstaltungen. Außerdem wurde das Thema „Entwicklung des Bahnhofsgeländes“ mehrmals im Stadtentwicklungs-Ausschuss aufgegriffen, etwa bei der Vorbereitung des Aufstellungsbeschlusses, bei der Präsentation der Ergebnisse des Architektur-Wettbewerbs oder der möglichen Varianten der Wohnbebauung Schillergärten.

Nun sind im Januar die Workshop-Teilnehmer gefordert; die ausgewerteten Ergebnisse werden voraussichtlich im März im Verlauf einer weiteren Informationsveranstaltung präsentiert, verabschiedet und fließen in das weitere Prozedere ein.

Die formelle Öffentlichkeitsbeteiligung ist für Oktober 2016 und Juni 2017 (Schillergärten) beziehungsweise Mai 2017 und Januar 2018 (Gleis 3) vorgesehen.



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