Anke Helfrich Trio begeisterte und sorgte für Gänsehaut-Erlebnis

Mit einem Blumenstrauß bedankte sich Peter Forster im Namen des Lions Clubs Kronberg bei Jazz-Pianistin Anke Helfrich und ihren Trio-Mitspielern Dietmar Fuhr und Jens Düppe (rechts) für einen unvergesslichen Jazz-Abend.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – Jazz erklingt eher selten in der Kronberger Stadthalle. Dem Lions Club Kronberg und seiner Jugendorganisation Leo Club ist es zu verdanken, dass Sonntag Jazzliebhaber – und davon gibt es offensichtlich viele in der Burgstadt, wie der fast bis auf den letzten Platz besetzte Saal bewies – ein Konzert erleben konnten, das sie so schnell nicht vergessen werden. Sie hatten das Anke Helfrich Trio für ein Benefiz Jazz Konzert gewinnen und einladen können. Es bot Jazz auf höchstem Niveau und spielte zum Abschluss eine Komposition der vielfach ausgezeichneten Jazz-Pianistin, die unter die Haut ging.

„The Prize“ heißt das Stück, das dem Friedensnobelpreisträger, Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. gewidmet ist. Er war zu Beginn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einer der herausragendsten Vertreter im gewaltfreien Kampf der Afroamerikaner gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit und wurde am 4. April 1968 in Memphis erschossen. Seine berühmteste Rede „I have a Dream“ hielt er am 28. August 1963 vor dem Lincoln Memorial in Washington, D.C. bei der Abschlusskundgebung des „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ vor mehr als 250.000 Menschen.

Dass sie viel mehr als eine Rede ist, die zu den Meisterwerken der Rhetorik zählt, zeigte Anke Helfrich mit ihrem Trio dem Publikum. Sie ließ die Filmaufnahme dieses denkwürdigen Teils der Kundgebung auf ihrem Laptop laufen und untermalte die ausdrucksstarke melodische Stimme von Martin Luther King Jr. musikalisch auf dem Flügel so gekonnt, dass sie wie ein Gospel klang – ein bewegendes Gänsehaut-Erlebnis für die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Anke Helfrich, die als Kind fünf Jahre lang in Namibia lebte, wo sich ihre Eltern in der Anti-Apartheidsbewegung engagierten, hatte schon als dritten Programmpunkt des Konzerts ihre Komposition „Invictus“ gespielt, ein Werk, das Nelson Mandela gewidmet ist. Das Gedicht gleichen Namens schrieb William Ernest Henley, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und es begleitete, wie die Pianistin berichtete, den späteren ersten schwarzen Präsident Südafrikas sein Leben lang, insbesondere auch in den 27 Jahren seiner Haft.

Sie rezitierte das Gedicht, während sie spielte, und in dem es heißt: „I am the master of my fate, I am the Captain of my soul“ („Ich bin der Meister meines Schicksals, ich bin der Käpt‘n meiner Seele“). Diese Komposition, die auf ihrer vierten CD „Dedication“ enthalten ist, schaffte es 2015 unter 18.500 Einsendungen ins Finale der „International Songwriting Competition“.

Mit ihren Trio-Partnern Dietmar Fuhr, Bass, und Jens Düppe, Schlagzeug, hat die Jazz-Pianistin, die für ihr Album „Dedication“ 2016 als „Instrumentalist des Jahres Piano/Keyboards“ mit dem ECHO Jazz und 2017 mit dem Hessischen Jazzpreis ausgezeichnet wurde, zwei ebenbürtige und ebenfalls ausgezeichnete Jazz-Musiker gefunden, die hervorragend miteinander harmonieren. Dem Trio war anzusehen, wieviel Freude ihm das gemeinsame Musizieren macht.

Für ihn sei es ein langer Weg zum Jazz gewesen, hatte eingangs Dr. Werner Pues, amtierender Präsident des Lions Clubs Kronberg gestanden. Als Student habe er als Kassierer eines Jazz-Clubs gejobbt und nur selten sein dort verdientes Geld für eine Eintrittskarte ausgegeben. Aber für dieses Konzert, versicherte er, hätte er sich auf jeden Fall eine Karte gekauft.

Peter Forster, der für den Lions Club den Kontakt zu Anke Helfrich und ihrem Trio geknüpft hatte, bedankte sich nach dem in jeder Hinsicht überzeugenden und mitreißenden Konzert und überreichte der Namensgeberin als Dankeschön einen dekorativen Blumenstrauß. Den allerdings durfte er gleich wieder mitnehmen und zurück in die Vase stellen, denn sein Wunsch nach einer Zugabe wurde gerne erfüllt. Und Anke Helfrich, die als charmante und kompetente Moderatorin ihrem Publikum im Laufe des Abends viel Interessantes und Wissenswertes zu den einzelnen Kompositionen erzählt hatte, gab der Zugabe „Song for Larry“ kurzerhand einen neuen Namen: „Song for Kronberg“.



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