Mit allen im Boot – Martin Peppler ist neuer AKS-Schulleiter

Martin Peppler bleibt auf dem Schulhof nicht lange allein. Die Schülerinnen und Schüler kennen ihren Schulleiter und hier und da erschallt ein freundliches „Guten Morgen, Herr Peppler“.
Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Herr Peppler, haben sie auch Kinder?“ Diese Frage und noch einige mehr beantwortete Martin Peppler in der vergangenen Woche Donnerstag- und Freitagvormittag nicht nur einmal. Die 230 frisch eingeschulten Fünftklässler waren in Kleingruppen auf Erkundungstour durch die Altkönigschule (AKS). Dazu gehörte auch ein Besuch beim ebenfalls neu ernannten Schulleiter der kooperativen Gesamtschule mit etwa 1.450 Schülerinnen und Schülern. Und jedes Mal fallen die Antworten des Schulleiters geduldig und freundlich aus: Er lebt mit seiner Frau, seinem 14-jährigen Sohn und seiner elfjährigen Tochter in Frankfurt, verrät er den Fünftklässlern. Auch dass er sehr gerne Lehrer ist und seine Fächer Deutsch und Sport auch nach der Ernennung durch das Kultusministerium zum Schulleiter der AKS weiter unterrichten will. Die Schüler ziehen weiter durch die große Schule und erkunden ihre neue Umgebung, während Martin Peppler, der aus dem hessischen Nidda stammt, sich zurücklehnt und auf seine Anfänge als Lehrer zurückblickt: Seit zwanzig Jahren ist er im Schuldienst, erzählt er. Seine eigene Schullaufbahn sei „übrigens nicht so grandios“ gewesen. Auch hält er nicht hinter dem Berg, dass er in der achten Klasse zurück in die siebte wechseln musste. Warum er das erzählt? Weil er es für seinen Job als Lehrer im Nachhinein als positiv empfindet, zu wissen, dass nicht immer alles rund laufen kann und nicht jeder Schüler Überflieger ist, aber deshalb noch lange nicht die Flinte ins Korn werfen sollte. Am Ende habe er sogar noch ein ganz gutes Abitur gemacht, fügt er augenzwinkernd hinzu. Nach Zivildienst in der katholischen Kirchengemeinde begann Peppler zunächst technisches Gesundheitswesen an der Fachhochschule zu studieren. Schnell merkte er, dass es nicht das Passende für ihn war und entschied sich von Gießen nach Marburg zu wechseln, um dort Germanistik und Sport zu studieren. „Bei den Schulpraktika merkte ich sofort, das ist meins“, blickt er zurück. Und wie das so oft der Fall ist, hat man erst einmal gefunden, was einen wirklich interessiert, ist der Weg plötzlich viel einfacher. „In den Noten hat sich das dann auch niedergeschlagen“, erzählt er. Die Erfahrungen, die er in seiner Zusatzausbildung, Sport mit Blinden und Sehbehinderten, gemacht hat– seine erste Stelle trat er als Lehrer nach Studienabschluss an der Blindenschule in Marburg an, – sind ihm heute in Zeiten der Inklusion ebenfalls sehr hilfreich, sagt er. Danach entschied sich Peppler für die katholische St. Lioba-Schule in Bad Nauheim, an der er insgesamt zehn Jahre unterrichten sollte. „Von dort aus habe ich mich bei der Altkönigschule als Gymnasialzweigleiter beworben“, blickt er zurück. Stefan Engel, seinen Vorgänger an der AKS, kannte er von der St. Lioba-Schule schon. Seit 2011 ist Peppler an der Altkönigschule „zu Hause“, für ihn ein weiterer klarer Vorteil und mit ein Grund, sich überhaupt nach Absprache mit der Familie um den Schulleiterposten zu bewerben. Es sei viel einfacher, auf diese Weise in die Leitung reinwachsen zu dürfen, als von außen zu kommen und loslegen zu müssen, sagt er nach einem Jahr als kommissarischer Schulleiter. Er habe das Gefühl und auch Signal erhalten, dass er als Schulleiter gewollt ist, und das beim Kollegium, dem Schulelternbeirat und der Schülervertretung. „Das war für mich die Grundvoraussetzung, die Herausforderung anzunehmen.“

An einem Strang ziehen

Als Teamplayer weiß er,, dass er die AKS dann am besten weiter entwickeln kann, wenn alle – Lehrer, Schüler und Eltern – an einem Strang ziehen. „Das ist hier schon ein mittelgroßer Betrieb, bei dem sollte man möglichst alle in einem Boot haben.“ Zugute käme ihm auch die Arbeit seines Vorgängers Stefan Engel, der die Schule, die damals, als Engel sie übernahm, drei- bis vierzügig lief, mit ihren Schwerpunkten, wie Musik, Sport oder den naturwissenschaftlichen Angeboten (die Schule ist gerade zur MINT-Schule ernannt worden) zu einer heute acht- bis neunzügigen kooperativen Gesamtschule entwickelt habe.

Nach unruhigen Zeiten und des leidigen Themas G8 und G9, das auch innerhalb des Kollegiums für viele Differenzen sorgte, ist mit der Rückkehr zu G9 wieder Ruhe eingekehrt. Das Jahr, in dem der Schulleiterposten ungeklärt war und er als Gymnasialzweigleiter und kommissarischer Schulleiter fungierte und weitere Fachleiterstellen unbesetzt waren, habe der Schule nicht geschadet, im Gegenteil, sagt er. Irgendwie habe das dazu geführt, dass das Kollegium stärker zusammengewachsen sei. „Jeder wusste, dass wir unterbesetzt sind und hat nicht gleich an meiner Tür geklopft, sondern selbst nach einer Lösung gesucht.“

Auf sein inzwischen „echt junges“ Kollegium – mit 49 Jahren zählt er da eindeutig schon zu den Älteren – lässt er übrigens nichts kommen. „Sie sind wirklich alle super engagiert“, freut er sich. Für die Lehrer, die schon länger an der Altkönigschule seien, gelte das übrigens genauso. Er predigt hin und wieder den Austausch zwischen den Generationen, denn die Älteren hätten so allerhand im Gepäck, was den Jüngeren vielleicht antiquiert vorkommen mag. Doch blicke man genauer hin, hätten gerade diese älteren Lehrer, die oftmals strenger erschienen, das Wohl jedes einzelnen Kindes sehr gut im Blick.

An Ideen mangelt es nicht

Ideen hat er genügend, um die Schulgemeinschaft zu stärken, aber beispielsweise auch um die verschiedenen Schulzweige besser zusammenwachsen zu lassen: Und seinem Kollegium fehlt es ebenfalls nicht an Ideen, wie er betont. Wichtig sei, diese gemeinsam weiterzuentwickeln und umzusetzen. Seine Augen beginnen zu leuchten, wenn er von der Chorgemeinschaft erzählt, den Cambridge-Zertifikaten, die Gymnasial- wie Realschüler gleichermaßen erwerben können, von den Haupt- und Realschülern, die eine eigene Firma betreiben oder der Hauptschulklasse, die jetzt als erste probehalber mit Aktiv-Panels und E-Pads ausgestattet wird. Ein trockener Schulverwalter scheint Martin Peppler jedenfalls nicht zu sein: Er hat seine eigene Vision von Schule und seine Art und Weise, sie voranzutreiben: Indem er Überzeugungsarbeit leistet, um möglichst mit allen das Boot auf Kurs zu halten. Von guten Vorsätzen auf Papier, die dann in der Schublade verschwinden, hält Peppler dabei weniger. Und die Lehrerinnen und Lehrer, die er einstellt, schaut er sich genau vorher an. Trotz Lehrermangels nehme er nicht jeden, der sich hier bewerbe, betont er. Er müsse schon zu dem Team passen und die entsprechenden Voraussetzungen für Lehrer einer kooperativen Gesamtschule mitbringen.

Von dem Wunsch der Elternschaft nach einer Schulordnung allein, die alle Seiten unterzeichnen, hielt er wenig, da sich in einem Monat keiner mehr daran erinnern könne, was er unterschrieben hat. Als sich daraus die Idee weiterentwickelte, dass die Altkönigschule jeden Monat ein Motto, beispielsweise „Respekt“ vorgibt, mit dem sich Lehrer, Schüler und Eltern aktiv auseinandersetzen können, gefiel ihm das schon besser: „Eine Lehrerin beispielsweise kam im PoWi-Leistungskurs anschließend die Idee, eine mit Hakenkreuz besprühte Graffiti-Wand neu zu streichen, nachdem sie sich mit dem Thema Respekt vertiefend auseinandergesetzt hatte. Diese Art von Unterricht ist mit Sicherheit nachhaltiger, als sich mit einer Unterschrift zu verpflichten, das Schulmobiliar nicht zu zerstören.

Nach einer gelungenen Einschulungsfeier für die neuen Fünftklässler, die den Gedanken einer starken lebendigen Gemeinschaft ebenfalls aufzeigte – neben den vielfältigen Möglichkeiten der AKS, aktiv mitzugestalten, darf man gespannt sein auf die weitere Entwicklung der Altkönigschule.



X