Aktualisierte Konzepte beider Interessenten für Bahnhofsgebäude werden nochmals vorgestellt

Kronberg (pu) – Was ist das Beste für Kronberg und die Bürger der Burgstadt in Bezug auf die Zukunft des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes, einem wesentlichen Baustein im Bahnhofsquartier? Mit dieser konfliktgeladenen Frage setzen sich, wie mehrfach berichtet, Magistrat und Stadtverordnete seit Monaten auseinander.

Obwohl die Nutzungskonzepte der beiden verbliebenen Kaufinteressenten, „Unser Bahnhof GmbH & Co. KG“ und REAL Grundstücksverwaltungs-GmbH mittlerweile nach Anforderungen der Oberen Denkmalschutzbehörde nachjustiert und vorgestellt wurden, drängt sich der Eindruck auf, die offenen Fragen werden alles andere als weniger.

Parlament tagt eine Woche später

Weil die Nerven der Entscheidungsträger teils blank liegen, Misstrauen und Schuldzuweisungen mangelnder Transparenz eklatant zunahmen, hat Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) in den letzten Tagen die Initiative ergriffen und den Ältestenrat zu einer Sondersitzung am Montag einberufen mit dem Ziel, die Diskussion zu versachlichen und den Vorgang rechtssicher zu Ende zu bringen.

Im Ergebnis ist nach den Worten Knoches eine von der FDP und KfB geforderte Sondersitzung vom Tisch. Vielmehr wurde den beiden Bietern die Gelegenheit eingeräumt, ihre am 29. Oktober im Magistrat vorgestellten Nutzungskonzepte, die aufgrund der Nachjustierungen von denen im August öffentlich vorgestellten abweichen, mehrfach in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Stadtverordnetenversammlung wurde um eine Woche auf Donnerstag, 13. Dezember verschoben.

Präzisierungen

So geschehen zum einen am Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU). Dabei schärften sowohl Konstantin Kovarbasic, Alleingesellschafter der „Unser Bahnhof GmbH und Co KG“ als auch sein Kontrahent Frederick Roth (Real KG), der an diesem Abend aufgrund eines Auslandsaufenthalts von seiner Architektin vertreten wurde, den Blick der Mandatsträger und der interessierten Öffentlichkeit für die jeweiligen Zielausrichtung und deren Beweggründe.

Vorstellungen des ersten Bieters

Nach Anschauung von Kovarbasic muss die vorhandene beziehungsweise aktuell im Bau befindliche Infrastruktur am Bahnhof zwingend mit in die Planung einbezogen werden. „Durch die dort zu erwartende Belebung durch Kammermusiksaal, Studienzentrum der Kronberg Academy und Hotel der Contraco GmbH sowie die geplanten Nutzungen im Bahnhofsgebäude werden Anzahl der dort verkehrenden Menschen und Platzbedarf stark steigen!“ Diesem Gedanken Rechnung tragend habe man sich für den Bau des Fürstenpavillons mit ausreichend Platz auf 75 Quadratmetern für Kiosk/Minimarkt, Reisezentrum und Infopoint entschieden.

„Idealerweise sind am Bahnhof sechs Busstationen und die S-Bahn“, unterstrich Kovarbasic, das Reisezentrum, das derzeit 600.000 Euro Umsatz mache, sollte daher erhalten bleiben weil es im Gegensatz zu einem herkömmlichen Servicestore der Deutschen Bahn ein viel breiteres Angebot habe. Der derzeitige Kioskmieter, mit dem Kovarbasic eine weitere Zusammenarbeit anstrebt, hatte, wie bereits berichtet, ein solches Service Store bereits betrieben und informiert, dass dieses Konzept nicht wirtschaftlich erfolgreich gewesen sei.

Am Infopoint soll es künftig unter anderem Karten vom Taunus und der Stadt Kronberg geben, Tickets für Burg und Museum, Eintrittskarten für die Veranstaltungen der Kronberg Academy, Infos zu Sehenswürdigkeiten und mehr. Darüber hinaus ist die Einrichtung von E-Bikes Verleih samt Aufladestation von Fahrradständern vorgesehen. Dieser Anlaufpunkt wäre aus Sicht der „Unser Bahnhof GmbH und Co KG“ geradezu prädestiniert als Ausgangspunkt für Wander-, Stadt- und Fahrradtouren.

Ein besonderes Augenmerk gilt bei diesem Bieter außerdem dem Vorplatz direkt vor dem Pavillon. „120 Quadratmeter südöstliche Lage mit viel Sonne, hier wollen wir einen mit Bäumen begrünten Platz mit viel Aufenthaltsqualität schaffen. Der Viktoriapark soll in Abstimmung mit der Kronberg Academy und Contraco GmbH durch die Außenanlagengestaltung quasi schon am Pavillon beginnen“, so Kovarbasic.

Ohne Chi-Chi

Im Entwurf für die Nutzung des Bahnhofsgebäudes ist im Erdgeschoss ein Restaurant mit einem Angebot für jung und alt vorgesehen. Dafür haben sich Konstantin Kovarbasic und sein Team Moe Ennaji ins Boot geholt, den Kronbergern als momentaner Pächter des Restaurant/Bar Zehntscheune bekannt. „Das soll eine stilgerechte und mit viel Feingefühl realisierte Location sein für alle – also gänzlich ohne Chi Chi, wo auch mal die Tische zusammengerückt werden können“, betonte der Bieter. Abgerundet würde das Ganze durch ein Bistro (Café to go) mit Lounge in der Schalterhalle. Nach den Vorstellungen des Investors entstünde dort „ein Ort zum Wohlfühlen“, der auch Vereinen und Privatleuten für Veranstaltungen zur Verfügung stehen würde.

Im ersten Obergeschoss, das ist im Gegensatz zur ersten öffentlichen Präsentation im August neu, sind nunmehr Studentenwohnungen geplant. Dafür bestehe allein schon von Seiten der Kronberg Academy Interesse. Nach wie vor kämen ins zweite Obergeschoss Büroräume des potenziellen Käufers, dessen Kaufangebot sich aufgrund des vorgesehenen Neubaus auf 450.000 Euro erhöht hat. Die „Unser Bahnhof GmbH & Co. KG“ will den

Bahnhof vertraglich abgesichert mindestens 20 Jahre halten. Vereine können kostenfrei die Schalterhalle für Treffen nutzen. Auch das will Konstantin Kovarbasic gerne vertraglich festschreiben lassen.

Vorstellungen des zweiten Bieters

Der zweite Bewerber, die Real KG, hinter der Frederick Roth steht, stellt sein Konzept bekanntlich unter die Überschrift „Revitalisierungsvorhaben“.

Im Vergleich zur ersten vorgelegten Planung im August musste allerdings aufgrund der Forderung der Denkmalpflege, im Inneren des Bahnhofs die kleinteiligen Raumstrukturen zu erhalten, von der Idee einer Tanzschulnutzung im Obergeschoss abgerückt werden. Stattdessen liegt auch in diesem Fall inzwischen der Fokus auf vermietbaren Wohnungen, für die die Bäckerei Flach, die im Erdgeschoss eine Verkaufsstelle einrichten würde, schon Bedarf angemeldet hat. Stefan Flach, Arbeitgeber für etwa 60 Mitarbeiter, war am Ausschussabend persönlich anwesend. „Es wird händeringend bezahlbarer Wohnraum gesucht!“

120 Quadratmeter reichen

Im Gegensatz zum Konkurrenten ist Frederick Roth der festen Überzeugung, dass im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes ausreichend Platz vorhanden ist für die Unterbringung der klassischen „Bahnhofs“-Nutzungen Reisezentrum, Bäckerei / Café, Reisebedarf plus Gastronomie. „Das sind 120 Quadratmeter, davon beansprucht die Bahn-Vertrieb lediglich 34 Quadratmeter für ihren Store“, informierte die Architektin über ihr vorliegende Gesprächsergebnisse. „Die sind voll bei uns und haben schon ihre Möbel in einer Skizze eingezeichnet!“ Für das Restaurant gäbe es zum momentanen Zeitpunkt noch keinen fixen Favoriten. Das Konzept umfasst nach wie vor Raum (etwa zehn Plätze laut Architektin)zur Nutzung durch Vereine, wobei man sich am ehesten Stammtische vorstellen könnte.

Für die Real KG kommt aus unterschiedlichen Gründen kein zusätzlicher Neubau infrage. Zum einen wegen ihres Eindrucks der in diesem Gebiet bereits starken Nahverdichtung und benötigter Teilentwidmung, zum anderen unter dem Aspekt der schnelleren Abwicklung. „Für uns läuft der Bahnhof unter dem Begriff Sanierungs- und Renovierungsmaßnahme. Daher sehen wir kein Problem darin, dass zum Zeitpunkt der Öffnung des Hotels Bahnhofsgebäude und -vorplatz zumindest soweit ordentlich gestaltet sind, damit es nicht, wie aus der Bevölkerung heraus befürchtet wird, wie Kraut und Rüben aussieht!“

Leitungsrechte

Eine Bepflanzung des Vorplatzes mit Bäumen hält die Real KG nach ihrem aktuellen Informationsstand für ausgeschlossen. „Die Bahn hat eingeräumt, dass sie selbst nicht genau wissen, wo die Leitungen liegen!“

Diese Wege- und Leitungsrechte der DB seien allerdings kein Hindernis für die Realisierung des Wetterschutzes als „Bürgerpavillon“. „Hier schwebt uns eine filigrane Lösung mit maximaler Flexibilität aus Holz, Metall oder textilen Materialien vor.“ Für Paketstation, RMV-Fahrscheinautomaten und Fahrradständer wäre dort ebenfalls Platz.

„Man kann nicht vorhersehen, was in Zukunft

angeboten wird und es nicht beeinflussen, vieles wird später im Detail zu klären sein“, unterstrich die Architektin abschließend.

Weiteres Procedere

Die Ausschussmitglieder stellten im Anschluss lediglich Verständnisfragen. Eine Abstimmung wurde nicht vorgenommen, gemäß Festlegung des Ältestenrates. Dagegen wurde der Vorschlag der SPD mit 4:5 abgelehnt, die unter anderem eine öffentliche Veranstaltung zwecks besserer Information der Bürger forderte. Dieser Antrag steht am heutigen Donnerstag im HFA ebenfalls auf der Tagesordnung. Am ursprünglich für die Stadtverordnetenversammlung vorgesehenen Termin am Donnerstag, 6. Dezember, findet eine gemeinsame öffentliche Sitzung von Haupt-, Petitions- und Finanzausschuss, ASU und Ortsbeirat Kronberg voraussichtlich im Haus Altkönig statt, in deren Verlauf beide Investoren nochmals ihre Konzepte vorstellen. Die Abstimmung über die Anträge 5191, 5184 und 5183 wird allerdings erst – so Festlegung des Ältestenrats – in der Stadtverordnetenversammlung am 13. Dezember erfolgen.



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