Auch mit 75 Jahren ein Vorbild an Tatkraft: Franz-Bernd Tillmann

Franz-Bernd Tillmann bereitet es Freude, sich für die Stadt und die Bürger einzusetzen Foto: S. Puck

Kronberg (pu/pf) – Gerade einmal neunjährig legte sich der am 29. Dezember 1940 im nordrhein-westfälischen Geseke geborene Franz-Bernd Tillmann auf seinen Traumberuf Schiffsingenieur fest und ließ sich von dieser Idee allen damaligen Widrigkeiten zum Trotz nicht mehr abbringen. Und diese Beharrlich- und Zielstrebigkeit sollten sich auszahlen. Er startete seine berufliche Laufbahn zunächst als Maschinenschlosser, wurde im Anschluss Schiffsingenieur und machte in Cuxhaven sein großes Patent. „Mit 24 Jahren war ich der jüngste leitende Ingenieur in der Hochseeflotte und habe in der Fischerei viel Geld verdient“, erzählt er. Seinerzeit war keinesfalls absehbar, dass seine Wege ihn jemals in den Taunus führen würden, dennoch ist der Westfale längst fest mit Kronberg verwurzelt und hat sowohl beruflich als auch als Stadtrat eine Vielzahl an Herausforderungen und Aufgaben bewältigt und dabei Akzente gesetzt. Sein Wirken ist allerdings vielen Kronbergern alles andere als präsent, denn Franz-Bernd Tillmann entspricht so gar nicht dem weit verbreiteten Bild des macht- und geltungssüchtigen Politikers. Es drängt ihn mitnichten ins Rampenlicht. Er gilt, und das attestieren ihm sogar Kollegen aus anderen politischen Lagern, als akribischer, ehrlicher und gradliniger Macher auf der steten Suche nach Konsens und Lösungen. Kaum zu glauben, nach wie vor dynamisch und jung geblieben, feierte Tillmann am 29. Dezember im Allgäu seinen 75. Geburtstag.

Und wie fügte es sich, dass ein Mann, der früh die Leidenschaft zur See entdeckte, sein Leben ausgerechnet in die Burgstadt verlagerte? „Geschuldet war dieser Umstand immer wiederkehrender Kreislaufbeschwerden meiner ersten Frau, deren Arzt uns explizit riet, wegen des gesunden Klimas nach Kronberg zu ziehen.“ Kennengelernt hatte sich das Paar in Cuxhaven, wohin Tillmann gezogen war, nachdem er nach sieben Jahren Abschied von seinem Seemannsdasein genommen hatte. „Wir waren meist 50 bis 70 Tage auf See und wenn man das zu lange macht, bekommt man später an Land keine gute Stellung mehr.“ Knapp zwei Jahre arbeitete er im Anschluss bei der Caltex-Raffinerie in Raunheim, als der dringliche Rat des Arztes den neuerlichen Umzug erforderlich machte. Glücklicherweise suchte das noch im Bau befindliche Altkönig-Stift zu diesem Zeitpunkt einen technischen Leiter. Franz-Bernd Tillmann bewarb sich zusammen mit 24 weiteren Interessenten und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. „Und nach einer halben Stunde hatte ich die Stelle“, erinnert er sich.

Am 1. September 1970 begann er mit seiner Arbeit im Altkönig-Stift. Es sollten 38 arbeitsintensive Jahre werden, denn es dauerte nicht lange, bis er den Vorstand mit Kompetenz und Fähigkeiten beeindruckt hatte, sodass ihm im Laufe der Jahre nicht nur eine Vielzahl an Projekten und Baumaßnahmen übertragen wurden, sondern sein Rat auch bei der einen oder anderen Schwierigkeit mit dem Personal eingeholt wurde. „Es war eine interessante Aufgabe, die mir viel Spaß machte“, blickt der Jubilar zurück. Die Überwindung einiger Hürden blieb dabei nicht aus, nach fünf Jahren schien sogar ein Wechsel als Betriebsleiter zu einer namhaften Wurstfabrik nach Berlin spruchreif zu werden, bis der damalige Stiftsdirektor ihn schließlich zum Verbleib überredete. Ein Glücksfall für die Senioreneinrichtung. Tillmanns Tätigkeitsbereich weitete sich immer mehr aus. Als 1978 die Kranken- und Pflegestation gebaut wurde, übernahm er die Bauleitung. Der verantwortliche Architekt hatte sein Büro in Hannover und kam nur von Zeit zu Zeit nach Oberhöchstadt. Von da an war er verantwortlich für alle weiteren Bauvorhaben. „Ich konnte eigenverantwortlich handeln, hatte immer freie Hand, auch bei der Firmenauswahl“, erzählt er und ist stolz darauf, dass es in all den Jahren keinerlei Baumängel zu beklagen gab und er niemals mit dem Zeitplan in Verzug geriet. Bei der Auftragsvergabe vertraute er immer heimischen Firmen oder Unternehmen, mit denen er gute Erfahrungen gemacht hatte. „Ich bin ein sparsamer Mensch. Wir haben schon über Preise gesprochen, aber ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte.“ Chefs und jeden einzelnen Mitarbeiter habe er stets mit einbezogen und an einen Tisch geholt, mit ihnen den Zeitplan besprochen und sie mit der Bitte und Frage in die Pflicht genommen: „Ihr lasst mich doch nicht hängen?“ Auf diese Weise gelang es ihm, dass alle an einem Strang zogen.

Der Umbau des ehemaligen Personalgebäudes an der Feldbergstraße sollte eigentlich sein letzter Arbeitseinsatz sein, denn seinen 65. Geburtstag hatte Franz-Bernd Tillmann bereits zweieinhalb Jahren vorher gefeiert. Die Bitte des damaligen Stiftsdirektors Herbert Otterstätter, auch Umbau und Erweiterung des Café-Restaurants noch zu betreuen, konnte er jedoch wiederum nicht ausschlagen.

Bereits während seines Berufslebens brachte sich der früh an Politik interessierte Franz-Bernd Tillmann in die Kronberger Kommunalpolitik ein. Der Oberhöchstädter Josef Conradi, mit dem er viele Jahre lang eng zusammenarbeitete, warb ihn 1972 für die CDU. „Der stand ich schon immer nahe“, erzählt Tillmann. „Konrad Adenauer und Ludwig Erhard waren meine großen Vorbilder.“ Nach der Kommunalwahl 1977 wurde er Stadtverordneter und wenige Jahre später ehrenamtlicher Stadtrat. Dieses Amt hat er bis heute inne, abzüglich einer vierjährigen Pause, die daraus resultierte, dass die Parteiführung ihn nach der Kommunalwahl 1997 entgegen vorheriger Absprachen und Zusagen nicht mehr in den Magistrat schickte, er die Konsequenzen zog und der Partei zugunsten eines vorübergehenden Engagements in der Nachbargemeinde Oberursel den Rücken kehrte. Nach drei Jahren holten ihn die Kronberger reumütig zurück, nach der Kommunalwahl 2001 übernahm er wieder einen Sitz im Magistrat. Sein Vorhaben, in diesem Jahr Platz für Jüngere machen wollen, hat er auf vielfachen Wunsch weiterzumachen, ad acta gelegt.

Darüber hinaus fungiert er bereits seit fünf Jahren als Brandschutzdezernent. „Ja, mach ich“, habe er Bürgermeister Klaus Temmen geantwortet, als der beim Hessentag in Oberursel in der Adenauerallee die Übernahme dieses Amtes an ihn herantrug. Seitdem setzt er sich mit Vehemenz und Beharrlichkeit auch noch für die Belange der Feuerwehr ein.

Trotz allen Einsatzes, legt der zweifache Großvater, der während seines Berufslebens, wie er einräumt, nie auf die Uhr sah, monatelang ohne freien Tag und Urlaub am Stück arbeitete, sodass daran schließlich seine erste Ehe nach 18 Jahren in die Brüche ging, inzwischen weitaus mehr Augenmerk auf Freizeit. Seine heutige Frau Bärbel lernte er im Altkönig-Stift kennen, sie leitete dort 25 Jahre lang das Personalbüro. „Wir kamen uns während einer Weihnachtsfeier näher und meine Tochter hatte mir bereits, als Bärbel im Stift anfing, aufgetragen, ich soll mich um sie kümmern“, erinnert er sich schmunzelnd. Hochzeit war 1987. Das Paar verbindet unter anderem die Leidenschaft für Wandern, Natur Reisen – und Fußball. Gemeinsam wird die Dauerkarte zum Besuch der Spiele des FC Schalke 04 ausgiebig genutzt. Fit hält sich Franz-Bernd Tillmann durch das konsequente morgendliche Wandern von 15 bis 18 Kilometern mit Schritt- und Kalorienzähler bei Wind und Wetter.

Weil auch seine Frau sich noch zu jung für den Aufenthalt in einem Seniorenwohnheim fühlt, leben die beiden zurzeit nicht wie ursprünglich vorgesehen im Altkönig-Stift, sondern sind kurzerhand im März in einen Wohnung in der Kernstadt gezogen.



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