„Stühlchen wechsel dich“ im Haus Raphael nun elektrisch

Tagespflegerin Patricia Bingsohn „liftet“ ihre Kollegin Annette Lietz, während Heimleiter Detlev Oberhell (links) und Prior Frater Karl Wiench gemeinsam mit den Damen von „Bürger helfen Bürgern“ die interessante Technik bewundern.
Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Der Name von „Bürger helfen Bürgern“ macht eigentlich jede Erklärung überflüssig, schon lange ist der Verein (derzeit rund 80 Mitglieder) für unkomplizierte Hilfe genau dort bekannt, wo es „brennt“. Wenn das Arbeitsamt den ersten Scheck nicht schickt, kein Geld für einen Schulranzen da ist oder die Krankenkasse notwendige Geräte verweigert, sind die „Bürger“ zur Stelle, stets in enger Kooperation mit Stadtverwaltung und anderen Stellen, um die wirklich Bedürftigen von den anderen zu unterscheiden.

Da wundert es nicht, dass die Nothelfer schon seit langem mit dem Alten- und Pflegeheim Haus Raphael bekannt sind, viele erinnern sich noch an die „Falkensteiner Zeit“ der Barmherzigen Brüder. Zum festen Programm gehören zum Beispiel Geburtstagsbesuche oder monatliche Kaffeenachmittage (mit Live-Musik). Durch diesen ständigen Kontakt fällt schließlich auch auf, wenn es irgendwo „klemmt“, und „wenn Geld da ist“ wird ein klares Wort mit Heimleiter Detlev Oberhell gewechselt – ganz unkompliziert, man kennt sich eben.

Speziell für die Tagespflege

Das Ergebnis des letzten Gesprächs dieser Art konnte nun im Forellenweg vorgeführt werden: Für rund 2.200 Euro konnte dem Haus Raphael nun schon die dritte elektrische Aufstehhilfe übergeben werden – diesmal für die Tagespflege. Das Altenheim betreut nämlich nicht nur über 70 feste Bewohner, sondern bietet auch bis zu acht Gästen an ein bis fünf Tagen pro Woche – ganz wie sie wollen – vollwertige Betreuung von 8 bis 16 Uhr an, gegebenenfalls inklusive Transfer von zu Hause und zurück.

Unterhaltung, ein wenig Abwechslung für die Senioren und gleichzeitig einige Stunden Entlastung für die Angehörigen sind der Sinn hinter diesem Angebot, erläutert Tagespflege-Leiterin Bettina Weinlich. Außerdem können die älteren Herrschaften die Einrichtung auf diesem Wege für den Fall des Falles am besten kennenlernen, was eine spätere Entscheidung zum Umzug erleichtern kann.

Da der Tagesbesuch nicht von der eigenen Beweglichkeit abhängen soll, steht mehrfach am Tag Hilfe beim Sitzplatzwechsel zur Debatte, vom Tisch zum Liegesessel oder auch auf die Toilette. Um ihren eigenen Rücken zu schonen und den Gästen manche vielleicht unangenehme Umarmung zu sparen, hatten die Tagespfleger sich schon früher oft eine der Aufstehhilfen aus der stationären Pflege ausgeliehen. Künftig entfällt nicht nur der Bittgang zu den Kollegen, sondern das neue Gerät ist auch wendiger, also ganz auf den aktuellen Einsatzbereich abgestimmt.

Eher Sessellift oder Gabelstapler?

Bis zu 150 Kilogramm darf ein Kandidat wiegen, der mittels eines gepolsterten Gurtes um den Oberkörper per Knopfdruck aus seinem bisherigen Sitz gehoben wird. Die Hände liegen eher zur Sicherheit auf einem Griff wie auf einem Fahrradlenker auf, Kraft braucht man nicht. Die Beine bekommen etwas Stabilität durch einen gepolsterten Bereich, gegen den die Schienbeine sich beim Aufstehen automatisch drücken.

Einmal in der Schwebe, kann der Patient nun mit der gesamten Aufstehhilfe (fast wie mit einem Gabelstapler) zu einer neuen Sitzgelegenheit gerollt werden, an deren Unterbau die Rollfüße stufenlos verstellbar angepasst werden können – drehbar ist die Vorrichtung aber auch. Abends werden die Akkus wieder aufgeladen und einmal im Jahr steht eine professionelle Wartung an, damit das Gerät auch lange hält.

Mit diesem gelungenen Beispiel von genialer Technik, die dem Menschen tatsächlich dient anstatt ihn zu unterwerfen, sind tatsächlich alle Beteiligten rundum glücklich. Das nötige Geld für solche Punktlandungen verdienen sich die „Bürger“ zu einem wesentlichen Teil auf ihrem großen Adventsbasar, zu dem sich das Haus Raphael traditionell freut, sich mit rund 100 Litern Suppe aus seiner Küche revanchieren zu können. Natürlich sind die Vorsitzende Angelika Rupf und ihre Mitstreiter(innen) auch auf Einzelspenden angewiesen, vom Geldbetrag (mit Spendenquittung) bis zur Sachspende für den Basar. Ein paar Blumenvasen könnte der Geburtstags-Besuchsdienst aktuell auch direkt gebrauchen ... Wer spenden will, aktiv mithelfen möchte oder gar über eine Mitgliedschaft nachdenkt, wird auf der gut strukturierten Homepage www.bhb-koenigstein.de unverbindlich in bester Weise informiert.



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