Narrenorden: Jörg Pöschl ist jetzt auch WoogBachWasserBaaBambeler

Da war Jörg Pöschl völlig von den (schwarzen) Socken (unten): Mit einer Fußwaschung bekam er von den Plasterschissern den diesjährigen „WBWBBO“ überreicht, nebst einer Laudatio, die Vorgängerin Birgit Becker (links neben ihm auf dem Bild) hielt. Die Bütt, in die er bei den Plaschis normalerweise steigt, ist übrigens etwas größer – und man bekommt darin auch keine kalten Füße ...Fotos: Friedel

Königstein (
hhf) – Es ist zwar nicht genau am 11.11., aber im November feiern die Mitglieder des „Königsteiner Narrenclub 1971/79 e.V. „Die Plasterschisser“ (kurz: Plaschis) ihre ganz eigene Art von Kampagneneröffnung. Aus einigen narrhallesischen Bühnendarbietungen, anstehenden vereinsinternen Ehrungen und der früher eigenständigen Verleihung des WoogBachWasserBaaBambeler-Ordens (WBWBBO) stellen die Narren seit einigen Jahren ein abendfüllendes Programm zusammen, halb vereinsintern – daher genügt der Raum Hardtberg im Haus der Begegnung zu diesem Zweck. Der ist dafür gut gefüllt, in der „Narrhalla light“ kommt bei den vielen aktiven Humoristen schnell beste Stimmung auf, so dass man zum Beispiel auf eine Kapelle verzichten kann – nach Ansage des Ersten Vorsitzenden und Moderators Daniel Georgi singt das Publikum den Auszugsmarsch einfach selbst.

Zur Eröffnung schwor Kurt Nachtsheim zunächst die drei langen Tische voller bekennender Narren auf die fünfte Jahreszeit ein: „Ich gelobe bei Gott Jokus und seinem Gehilfen, dem heiligen Konfettikus, Humor und den Spaß an de Freud‘ ganzjährig in Ehren zu halten...“ Ab dem 11.11. wird nur noch mit „Helau“ gegrüßt, zu Weihnachten ist ein „gesegnetes Helau“ ausnahmsweise gestattet.

„Wir waren schon im Trainingslager“, informierten die Damen über ihre Tanzbereitschaft und vor allem darüber, dass die Weiberparty in diesem Jahr schon vor der GroPlaSi (wieder im Bürgerhaus Falkenstein) terminiert ist, übrigens hat der Kartenverkauf schon begonnen: online oder in der „Tabakbörse“ in der Hauptstraße in Königstein.

Zwischen wohltemperierten Getränken und heißem Chili con Carne demonstrierte das „Duo Gnadenlos“ (Ela van der Heijden und Nicole Hülsmann) schon einmal die bevorstehenden Entbehrungen der Tanzgardistinnen. Zu „Atemlos durch die Nacht“ fiel den Damen auf, dass sie auch nicht jünger geworden sind und dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, aus dem Spagat wieder hochzukommen.

„Warum machen wir das alles?“ – „Weil Du Fasching magst!“ Während das Publikum tieffliegenden Bonbons ausweichen musste, fiel noch eine Bemerkung über den Geburtstag am 31. Oktober: „Seitdem feiern wir Halloween“, gefolgt von einer Betrachtung des Modewandels: Früher musste man die Unterhose zur Seite schieben, um den Bobbes sehen zu können, heute ist das genau andersrum...“

In einer ersten ernsten Einlage wurden gleich 19 verdiente Mitglieder mit Ansteck-Orden ausgezeichnet, das reichte von Silber über Gold bis zu Brillanten, Goldenes Vlies und Goldene Flamme wurden ebenfalls vergeben und mehrfach sogar der „Verdienstorden in Gold mit Anstecknadel und Urkunde“ an Gründungsmitglieder und Mitglieder seit dem Gründungsjahr.

Als sich der Höhepunkt des Abends näherte und Birgit Becker, die letzte Trägerin des WBWBBO, ihren Nachfolger erst verklausuliert und dann immer klarer beschrieb, wähnten einige närrische Geister mafiösen Filz: Immerhin sei das Wasser im Woogtalweiher erst vor wenigen Tagen wieder eingelassen worden, zufällig pünktlich genug, um dem Ersten Stadtrat damit nun die Füße zu waschen. Die ausführliche Begründung seiner Verdienste um den Narrenclub, die Fastnacht und das Vereinsleben der Stadt straften diese Lästerer aber schnell Lügen und man fragte sich stattdessen, weshalb Jörg Pöschl den WBWBBO erst jetzt verliehen bekommt.

Möglicherweise hat die Herkunft aus Falkenstein die Ehrung des „Ur-Himbären“ etwas hinausgezögert, der freilich inzwischen längst als „Mann mit der doppelten Staatsbürgerschaft“ ehemalige ideelle Grenzen überwunden hat. Nicht nur als Politiker hat es sich seit Jahrzehnten für Stadt und Stadtteil eingesetzt, gerade auch in Sportvereinen hat er sich nicht nur engagiert, sondern auch zum Beispiel die Fusion der Falkensteiner und Königsteiner Fußballer mitverantwortet – zeitweise als Vorstandsmitglied beider Vereine gleichzeitig.

„Mach du das, denn du hast eine Schreibmaschine mit Korrekturband“ – nach dieser Ansage von KG Schramm begann er seine Karriere als Schriftführer im Sportverein. Die Schreibmaschine wurde allerdings auch reichlich für humoristische Zwecke benutzt, denn Jörg Pöschl ist ein langjähriger Teilnehmer verschiedener Faschingssitzungen in der Rolle des Büttenredners, stets selbst komponiert und mit Verve vorgetragen. Sogar, wenn er als Alkoholiker den vorher dort deponierten Flüssigkeitsvorrat vom Elferrat während des Auftritts vorenthalten bekommt, verliert er die Ruhe nicht – und jetzt freut sich der frischgebackene Ordensträger schon darauf, die Laudatio für seine/n Nachfolger*in im kommenden Jahr zu schreiben.



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