Sie kommen wieder: Zweiter Ziegeneinsatz rund um die Burg

Die Menschen trafen sich zur Ortsbegehung im Schnee, die Ziegen kommen erst, wenn es warm ist, nach. Von links nach rechts: Die Umweltbeauftragte der Stadt, Birte Sterf, Dr. Nina Strickhausen (Burgenbüro – Strickhausen), Jörg George (Talhof), Dr. Gerd Strickhausen (Burgenbüro – Strickhausen)
Foto: Stadt

Königstein (kw) – Wer sie bereits vermisst hat, kann sich jetzt freuen. Sie kommen wieder, unsere vierbeinigen Rasenmäher. Die Ziegen vom Talhof in Usingen kehren schon in diesem Jahr zurück. „Diesmal lockt ein Großeinsatz“, so Landwirt Jörg George, dem die Tiere gehören und der einen Hof nach dem „Solawi-Prinzip“ betreibt. In der sogenannten „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi) tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten.

Nach den guten Erfahrungen im Vorjahr wurde nun etwa die vierfache Fläche rund um die Burg zur Beweidung ausgewiesen. Auch innerhalb der Burg werden die Ziegen zukünftig ausgewählte Flächen frei halten. Dabei soll um die Burg möglichst eine Wald- und Vegetationsstruktur ähnlich der eines Hutewaldes geschaffen werden. Hutewälder entstehen durch den Weideeinsatz von Nutzvieh, sie gehen von der Weide in den Naturwald über. Es können sich auf den unterschiedlichen Flächen neue und bisher seltene Arten von Vögeln, Amphibien und vor allem auch wärmeliebende Insekten ansiedeln. Gleichzeitig wird um die Burg ein lichter Wald entstehen, der insbesondere für die Burgmauern von Vorteil ist, die an einigen Stellen dann sonnenbeschienen und trockener werden.

Bereits im vergangenen Jahr kam versuchsweise eine Abordnung der Grünvertilger nach Königstein und nahm sich der Vegetation vor der Burg an, wobei die Tiere auch keinen Bogen um die besonders hartnäckigen und dichten Brombeerbestände machten. Kleine Bäumchen nehmen die Ziegen zwischen ihre Hörner und schälen die Rinde, was zum Absterben führt, so die Sukzession eindämmt und eine besonders nachhaltige Wirkung hat. Der Einsatz der Tiere wird von der unteren Naturschutzbehörde und vom Veterinäramt des Kreises begleitet, sodass sowohl in Sachen Umwelt- und Naturschutz als auch im Hinblick auf den Schutz der Ziegen alles regelkonform geschieht.

Die Beweidung ist Teil des über drei Jahre von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Burgpflegewerkes. Dieses vielschichtige Projekt untersucht erstmals bei einer Burg die Möglichkeiten des Denkmalschutzes unter Berücksichtigung des Naturschutzes. Dazu gehören die Begrünung der Mauerkronen und die Untersuchung der Feuchtigkeitsgrade innerhalb der Mauern. Auch die Erforschung einer bautechnischen Besonderheit, der vorgelagerten „Kurtinen“, dem geraden Mauerteil zwischen jeweils zwei Bastionen, die eine in Deutschland seltene Befestigungstechnik darstellen, gehört zum Arbeitsauftrag.

Für die Ziegen heißt es jedoch erst einmal fressen, fressen, fressen – nach dem Trockensommer 2018 wird sich das Nahrungsangebot im Schatten der Burg besonders anbieten, denn hier wuchs es trotz Trockenheit kräftig weiter. Erstmals wird Jörg George gegen Entgelt auch Führungen zum Thema Thüringerwaldziegen, Landschaftspflege mit Ziegen und Hutewald für Schulen, Kindergärten und Interessierte anbieten. Die Königsteiner dürfen sich freuen.



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