Ein außergewöhnliches Hilfsprojekt in Kenia

Königstein (hhf) – Die Erträge aus dem Benefizkonzert mit Christopher Park, das der Lions Club Hochtaunus am 24. März um 18.30 Uhr im Haus der Begegnung veranstaltet, kommen auch dem „Freundeskreis Ostafrika-Hilfe“ zugute. Nach beinahe 30 Jahren höchst engagierter Tätigkeit verbirgt sich hinter dieser Gruppe und ihrem Werk eine ebenso interessante wie hierzulande eher unbekannte Geschichte.

Es war eigentlich Zufall, dass der Arzt Dr. Hans Meisemann – Mitglied des Lions Club Hochtaunus – und seine Frau Eva 1990 bei einem Keniabesuch mit ihren Kindern das Buschhospital „St. Lukes“ in Kaloleni entdeckten.

Von der für sie unfassbaren Armut überwältigt, entschlossen sie sich, spontan zu helfen. Freunde wie der Zeilsheimer Helmut Kärcher, der Niederjosbacher Heinz Erhard und viele andere schlossen sich unmittelbar an. Mitglieder des deutschen Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztverbandes kamen hinzu und der Verein „Freundeskreis Ostafrikahilfe St. Lukes e.V.“ wurde gegründet, Hippokrates hätte seine Freude daran gehabt.

Zwölf Jahre Erste Hilfe

Zwölf Jahre rehabilitierte der Freundeskreis das Buschkrankenhaus mit vielen Geld- und Materialspenden, bis es auch ohne diese Unterstützung wieder lebensfähig war. Neben großen Mengen an Medikamenten, Instrumenten und Geräten wurden die Gehälter der wichtigsten Angestellten bezahlt, zwei Krankenwagen dorthin gebracht, ein Brunnen von 152 m Tiefe durch den Fels gebohrt, ein 50 KW Generator und vor allem eine Röntgenanlage installiert.

Für die angeschlossene Krankenpflegeschule bezahlten sie die Lehrer und kauften einen gebrauchten Schulbus in England. Unterstützung kam über all die Jahre auch vom Lions Club Hochtaunus getreu seinem Auftrag, Menschen in Not zu helfen.

Nach Beendigung der Hilfe für Kaloleni wandte der Freundeskreis sich einem der größten Probleme der Region zu. Hunderte Kinder sterben dort jährlich allein an Fehl- und Mangelernährung im Distriktkrankenhaus Kilifi. Darin aber gab es keinen Raum für die vielen, sterbend gebrachten Kinder.

Eine englisch-kenianische Forschergruppe bat den Freundeskreis über die angehende Ärztin Bernadette Meisemann, die damals dort praktizierte und so diesem Elend hautnah begegnete, um Hilfe.

Station zur Behandlung Armer

Der Freundeskreis baute eine große Station zur Behandlung der Ärmsten der Armen, wiederum mit Spenden der Bevölkerung unserer Region, der HelpAlliance der Lufthansa und Condor sowie des Lions Club Hochtaunus. Diese ist seither voll in Funktion.

Nach Fertigstellung dieser Station zur Rettung der mangel- und fehlernährten Kleinkinder dachte der Freundeskreis, dass es ebenso wichtig sei, die mangelhafte medizinische Versorgung der gesamten Bevölkerung zu verbessern. Viele der Menschen dort können sich keine ärztliche Behandlung erlauben, das wenige, das sie haben, reicht sogar oft nicht einmal, ihren Hunger zu stillen.

Der Freundeskreis baute von 2006 bis 2007 das medizinische Versorgungszentrum „Kanarnai Health Services“ in Majengo mit Labor, Röntgen und Sonographie auf. Das installierte Röntgengerät stammt aus dem Landratsamt Fürth, Siemens spendete ein Ultraschallgerät. Ein Entbindungsraum und Betten für den meist kurzen Aufenthalt nach der Entbindung, stehen zur Verfügung – wie alles Inventar aus deutschen Krankenhäusern dorthin gebracht. Ein sogenannter Clinical Officer und ausgebildete Schwestern, neben Laborant, Röntgenassistent und Verwaltungsangestellter, betreuen die Patienten.

Dem Leben eine Chance geben

Die Einrichtung arbeitet sehr gut, bedarf jedoch wegen der Zahlungsunfähigkeit der meisten Patienten noch erheblicher Unterstützung durch den Freundeskreis und andere Helfer. Deren Motto – Leben retten, Leben erhalten – ist nun immerhin schon zum Teil erfüllt. Wenn sich in Afrika aber irgendetwas dauerhaft bessern soll, so muss der dritte Teil des Mottos – dem Leben eine Chance geben – ebenfalls realisiert werden. Es gilt daher: „Nichts ist wichtiger als Schul- und Berufsausbildung.“

Die „Baharini Primary School“ in Maweni wird mit der Bezahlung von sechs Lehrern seit ihrer Gründung vor 15 Jahren unterstützt und ihre 1.250 Kinder erhalten vom Freundeskreis täglich eine vollwertige Mahlzeit, die umgerechnet 10 Cent pro Kind kostet.

Nach Abschluss der achtjährigen Grundschule ist für die allermeisten Schüler der Besuch einer weiterführenden Schule oder ein Studium unmöglich, weil die wenigsten Familien das nötige Schulgeld aufbringen können. Auch eine Handwerkslehre ist für die meisten nicht möglich, da Lehrgeld gezahlt werden muss, so wie bis vor rund 100 Jahren auch noch bei uns.

Schule und Lehrwerkstätten

Mit Hilfe des Freundeskreises wurde auf dem freien Gelände, das eine Einheimische zur Verfügung gestellt hatte, zunächst ein Domizil für eine Schneiderklasse gebaut. Mittels in den Ortsteilen Eppsteins gespendeter – meist noch mechanischer – Nähmaschinen erlernen bis zu 30 Mädchen und einige Jungen darin das Schneiderhandwerk.

Der Bau anderer Lehrwerkstätten, für Schlosser und Spengler, Schweißer, Schreiner und Automechaniker wurde vom Freundeskreis Ostafrikahilfe finanziert und mit deutschen Werkzeugen und Maschinen ausgerüstet. Auch die Lehrkräfte dieser Berufsschule wurden zunächst vom Freundeskreis bezahlt. Schließlich konnte sogar ein Klassenraum für Computerunterricht an den lokalen Trägerverein „St. Joseph, House of Hope“ übergeben werden. Er wurde, wie auch die anderen Projekte, mit Spenden aus der Eppsteiner und Zeilsheimer Bevölkerung, des Lions Club Hochtaunus sowie auch in diesem Fall der HelpAlliance der Lufthansa erbaut und ausgestattet. Hier können nicht nur Jugendliche die in fast allen Berufen auch in Kenia geforderten Computerkenntnisse erlernen, sondern auch Erwachsene.

Anlieferung benötigter Medikamente, moderne Behandlungsräume und Metallarbeiten in der Lehrwerkstatt – die Bilder sprechen für sich.
Fotos: privat

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