Leonhard Helm: „Schneidhain vorbildlich entwickelt“

Königstein – Bürgermeister Leonhard Helm sieht Schneidhain als gelungenes Gegenmodell zu vielerorts in Deutschland ausblutenden Ortsteilen. Eine aufwändig sanierte Heinrich-Dorn-Halle, ein ligatauglicher Kunstrasenplatz, geräumige Vereinsheime für die Fußball-Sportler der SG Blau-Weiß Schneidhain und das Fanfarencorps, ein attraktiver Kinderspielplatz als Begegnungs- und Kommunikationszentrum in der Ortsmitte, eine beispielshafte Kinderbetreuung mit neu errichteter U3-Unterbringung und vor allem die Ansiedlung eines Einkaufsmarktes im Stadtteil seien gerade für ältere Menschen und junge Familien herausragende Bausteine in einem gelungenen, urbanen Gesamtkonzept.

Wie deutschlandweit in vielen kleinen Orten seien die Schneidhainerinnen und Schneidhainer gezwungen gewesen, sich selbst bei Lebensnotwendigem in den Nachbarorten zu versorgen, schildert Helm die Situation zu Beginn seiner Amtszeit. Gerade ältere und nicht so mobile Bürgerinnen und Bürger hätten sehr darunter zu leiden gehabt. Sein Ziel sei es deshalb gewesen, Schneidhain neben einer von den Ballsportlern anhaltend vorgetragenen und von Prominenten wie dem Eintracht-Urgestein, Charly Körbel, unterstützten Forderung nach einer zukunftstauglichen Rasensportanlage auch ein Stück dieser einstigen Infrastruktur zurückzugeben. „Mir war aber sehr schnell klar, dass das nur in Verbindung mit der Vermarktung des alten Sportplatzgeländes klappen kann“, sagt Helm rückblickend auch in Hinsicht auf die zu Beginn seiner Amtszeit noch sehr klamme Stadtkasse. Und so sahen die Planungen vor, dass auf dem Gelände außer einem neuen Wohnquartier auch ein Einkaufsmarkt entstehen sollte – neben einer neuen, modernen Sportanlage mit Vereinsheimen für die Fußballer Blau-Weißen und das Fanfarencorps an anderer Stelle im Ort. Ein in Schneidhain durchaus bereits im Vorfeld nicht unumstrittenes Projekt, erinnert sich der Amtsinhaber. „Ich war restlos von den vielen Vorteilen für die Menschen in Schneidhain überzeugt“, nennt Leonhard Helm seine Motivation, das Projekt auch gegen die damals noch zahlreichen Widerstände weiter zu betreiben. Und tatsächlich mussten auf dem Weg viele dicke Bretter gebohrt werden. „Erst mussten wir die Fläche des heutigen neuen Sportplatzes hinter Seeger Orbis vom damaligen Eigentümer in den Besitz der Stadt bringen. Dass es mir gelungen ist, eine Kaufoption für das Gelände zum damaligen Buchpreis auszuhandeln, war schon so etwas wie eine Initialzündung“, erinnert sich Helm gern an die ersten erfolgreichen Schritte. Auch die 700 Unterschriften „Ja zum Supermarkt“, die zwischenzeitlich gesammelt worden waren, beflügelten ihn dabei“. Als zweiten Schritt musste die Stadt einen geeigneten Partner suchen, den man in der Lebensmittelkette Tegut auch schnell gefunden zu haben glaubte. „Die Firma Tegut wäre 2008 bereit gewesen, mit uns ein Pilotprojekt in Form eines Plus-Energie-Marktes – eine besonders ökologisch orientierte Bauweise und damals einzigartig in Deutschland – auf den Weg zu bringen, sogar der Vorstand des Unternehmens hat in einer Bürgerversammlung in Schneidhain dafür geworben“, schildert Helm sein Bemühen um die Zusammenarbeit mit dem Handelskonzern und den Bürgerinnen und Bürgern. Leider aber habe der massiv vorgetragene Widerstand dazu geführt, dass Tegut sich enttäuscht aus dem Projekt zurückgezogen hat, bedauert Helm. „Nach einer Reihe von Grundsatzbeschlüssen im Ortsbeirat und der Stadtverordnetenversammlung konnten wir aber einen neuen Projektpartner ausschreiben und nach gründlicher Bewertung fiel die Wahl der Gremien auf die Firma Ten Brinke“, fährt Helm fort.

Viele Beschlüsse später – zwei Bebauungspläne mit je einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung, einem Offenlage- und einem Satzungsbeschluss sowie ein Vorvertrag und ein städtebaulicher Vertrag waren erforderlich – war es 2014 dann soweit: Die neue Rasensportanlage konnte nach nur einem halben Jahr Bauzeit eingeweiht werden. Vertraglich war von der Stadt ausgehandelt worden, dass die neue Sportfläche fertiggestellt sein musste, bevor die Arbeiten auf dem alten Gelände beginnen konnten. Auch der neue Spielplatz mit Rollschuhbahn, die der Schneidhainer Kerb zugleich als allwettertauglicher Festplatz dient, konnte kurz danach in Betrieb genommen werden.

Dennoch konnte bereits ein Jahr später, Mitte 2015 konnte , dann auch der neue Einkaufsmarkt seine Pforten öffnen; die letzten Wohnhäuser wurden in diesem Jahr wurden die letzten Wohnhäuser an ihre neuen Besitzer, übergeben. Die Bebauung habe Schneidhain also im dreifachen Sinne genutzt, resümiert Helm, denn auch das über den Verkauf des alten Sportplatzgeländes zusätzlich für die Stadtkasse erwirtschaftete Geld – rund zwei Millionen Euro Geldertrag bei einem Buchgewinn von rund acht Millionen Euro – sei zu einem großen Teil wieder für die Sanierung der Heinrich-Dorn-Halle mit Kosten von über 1,4 Millionen Euro ausgegeben worden. Und die Stadt, so Helm weiter, habe über eine Tochtergesellschaft nochmal einen ähnlichen Betrag in die neue U3- Betreuung auf dem Rodelberg investiert.

Helm sieht das Schneidhainer Projekt rückblickend auch als den Punkt der Entfremdung zwischen ihm und der Wählergemeinschaft ALK. „Bereits lange bevor das Projekt überhaupt in der Planung fertig war, hat die ALK vor Ort mit Fantasiezahlen und unhaltbaren Argumenten Angst geschürt“, erinnert sich Helm und schildert auch ganz konkret: Einmal wurde die Zulässigkeit des gesamten Projektes infrage gestellt, ein anderes Mal suggeriert, Schneidhain könnte am Ende ganz ohne Sportplatz dastehen, dann wurden wieder die Ertragsprognosen angezweifelt und am Schluss den Fußballern von Blau-Weiß gleich ganz die Überlebensfähigkeit abgesprochen, beschreibt Helm die unterschiedlichen Störmanöver. „Auch in den städtischen Gremien hat die Wählergemeinschaft alles für das Nichtzustandekommen des Projektes getan“, ruft Helm in Erinnerung. „Dieselbe ALK, die heute die Arbeit der beiden Vereine überschwänglich lobt und lautstark nach einer noch günstigeren Miete für sie ruft“, schüttelt Helm ungläubig den Kopf. Das alles sei zwar ein Stück weit Geschichte, sagt Helm, aber er lege schon Wert darauf aufzuzeigen, dass entgegen den düsteren Vorhersagen der ALK alle Versprechen Punkt für Punkt eingehalten wurden. Und er freue sich, dass die Schneidhainer Bevölkerung ihre Zustimmung zu der Umgestaltung durch eine große Akzeptanz der Sportanlage und des Spielplatzes sowie eine hervorragende Annahme des Lebensmittelmarktes tagtäglich zum Ausdruck bringe – darunter auch viele einstige Gegner des Vorhabens, sieht Helm den Stadtteil heute weitgehend versöhnt.



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