„Kunst und Genuss 2“ in der Schneidhainer „Dorfschänke“

Die Künstlergruppe auf der Terrasse „Zur Dorfschänke“ mit Polly Bischoff (links) und Eva Keller-Welsch (hintere Reihe, rechts) vor dem Bild von Doris Schwager „Mein grünes Frühlingshaus“. Foto: Schleer

Schneidhain (cas) – Nach der erfolgreichen ersten Ausstellung im Jahr 2012 gab es immer wieder die Frage nach einer Fortsetzung. Vier Jahre hatte es gedauert, doch nun war es endlich so weit: Zum zweiten Mal stellt die „Sommerwerkstatt“ der „Villa Luce“ aus Eschborn im Landgasthof „Zur Dorfschänke“ in Schneidhain ihre Werke aus. Am vergangenen Montag fand unter großem Interesse der über 50 Besucher die Ausstellungseröffnung statt. Mit etwa 30 Bildern und Skulpturen bieten die sieben Künstler – Ravi Arora, Doris Schwager, Andrea Martin, Heike Simon, Beate Anaskewitz, Gerd Grünhagen und Rolf Trappen – ihre aktuellen Arbeiten dar. Die Gruppe präsentiert ein weites Spektrum an gestalterischen Techniken. So gibt es Gemeinschaftsarbeiten wie beeindruckende Papiermosaiken auf Holzstühlen sowie Skulpturen und Bilder der einzelnen Künstler aus Acryl und Faserstift auf Leinwand (u.a. „Dienstagsblume“ von Ravi Arora und „Mein grünes Frühlingshaus“ von Doris Schwager) zu sehen.

Das lange Warten der letzten Jahre hat sich gelohnt und das konnte man auf der Vernissage spüren. Die Stimmung war sehr herzlich und die Bilder und Objekte gefragt. Einige Ausstellungsbesucher gaben zum Ausdruck, dass sie bereits das eine oder andere Werk der Künstlergruppe zuhause haben und die eigene Sammlung gerne erweitern möchten. Für die kulinarischen Genüsse hatte die Küche der „Dorfschänke“ gesorgt und die Besucher mit einem Sektempfang und einem vielseitigen Buffet verwöhnt. Ravi Arora – Künstler und Sohn der Gastgeber – überreichte seiner Mutter Vera Arora als Dank stellvertretend für die Gruppe einen Blumenstrauß. Den musikalischen Rahmen der Vernissage boten Pat Stasch am Klavier und Udo Salamon mit dem Saxophon.

Die Künstler sind allesamt Bewohner der „Villa Luce“, einem Wohnheim der Lebenshilfe Main-Taunus für Menschen mit Behinderung. Seit 1978 wird 20 Menschen ein Zuhause geboten, in dem sie eigenständig und selbstbestimmt leben können. Es gibt ein vielfältiges Freizeitangebot, darunter auch das Kunstforum der „Sommerwerkstatt“. Bereits 1994 hatte sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die ursprünglich im Sommer im Garten der Villa mit unterschiedlichen Materialien kreativ tätig werden wollte. Heute ist die „Sommerwerkstatt“ das ganze Jahr über schaffend. „Wir machen Kunst zuhause“, erklärt Eva Keller-Welsch, die gemeinsam mit Polly Bischoff die Künstlergruppe leitet.

Doch nicht nur am direkten Wohnort ist die „Sommerwerkstatt“ aktiv. Unterschiedliche Projekte bringen die Künstler auch an viele andere Orte und mit anderen Initiativen zusammen. Im August wurde im Eschborner Rathaus die Ausstellung „Auf Achse“ eröffnet, für die die Künstler auf den Spuren der Skulpturenachse in Eschborn wandelten und im Anschluss ihre Eindrücke kreativ zum Ausdruck brachten.

Weiterhin hat die Gruppe in diesem Jahr den Kalender „Hoch hinaus“ mit der Fachhochschule Darmstadt erstellt, der ebenfalls bei der Ausstellungseröffnung in Schneidhain zu bewundern war. „Es ist ein ganz besonderer Kalender, da wir im Hochhaus der Fachhochschule gemalt haben. Der Kalender wird im Dezember in der Hochschule vorgestellt. Zu diesem Event laden wir Sie schon heute ein“, erklärte Keller-Welsch.

Die Ausstellungen und Projekte der „Sommerwerkstatt“ sind erfolgreiche Beispiele für gelebte Inklusion. Auch wenn unsere Gesellschaft bei der Umsetzung noch einen langen Weg vor sich hat, wird in Momenten wie diesen, bei denen die Ergebnisse eines Projektes präsentiert werden, deutlich, welches Potential in jedem einzelnen Menschen steckt und zum Vorschein kommt, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Die Ausstellung „Kunst und Genuss 2“ ist in der „Dorfschänke“ noch bis Ende Oktober zu sehen. Die Bilder und Skulpturen können käuflich erworben werden. Der Erlös dient der Finanzierung weiterer Projekte der „Sommerwerkstatt“.



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