60 Jahre Purzelbaum: Musikalische Geschichtsstunde im Kindergarten

Bunte Bänder im Haar und hoch die Hände... trotz tropischer Temperaturen feierten Kinder, Erzieherinnen und Eltern das 60-jährige Bestehen des Kindergartens „Purzelbaum“ in Schneidhain. Die Zeitreise durch sechs Jahrzehnte geschah dabei im Ambiente einer Strandparty, zumal die Bühne nicht weit vom großen Sandkasten aufgebaut war. Fotos: Friedel

Schneidhain (hhf) – Es war sehr heiß und auch sehr voll im Kindergarten „Purzelbaum“, als dort am Samstag der 60. Geburtstag gefeiert wurde. Neben den Kindern, die mit Blumen im Haar aufgeregt ihren Auftritten entgegenfieberten und nicht minder nervösen Eltern, die schon mal einen guten Platz zum Filmen vor der Bühne suchten, waren natürlich ganze Familien zum großen Fest erschienen – und auch einige ältere Schneidhainer, die einfach mal sehen wollten, wie es ihrem ehemaligen Kindergarten heute so geht. Erste Erkenntnis: Gut, dass die Bäume seit damals kräftig gewachsen sind, so gab es genug Schatten.

Die Bühne freilich war vor dem Haus in der Sonne aufgebaut, und von dort begrüßte Ulrike Dorn als Leiterin der Einrichtung ihre Gäste auch pünktlich um 14 Uhr – die Sache mit der akademischen Viertelstunde Verspätung kommt schließlich erst später im Leben. „Der Sommer 1958 war noch stark von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges geprägt“, erinnerte sie an die Grundsteinlegung zum Kindergarten am Waldrand vor 60 Jahren, denn die damals noch selbstständigen Schneidhainer hatten beschlossen, in die Zukunft zu investieren, da das Leben bekanntlich weitergeht.

Stetiger Um- und Ausbau

Mit Hilfe der Firma Seeger war in den 1950er-Jahren im Nordwesten des alten Dorfes erst ein großes Wohngebiet entstanden, dann baute man ein „Sozialzentrum“ dazu. Vom Sportplatz über Schule und Mehrzweckhalle beinhaltete es auch Spielplatz, Dorfgemeinschaftshaus, Schwesternstation und eben den Kindergarten – mit direktem Blick auf die Grundschule, man hatte also schon früh einen Plan, wie es einmal weitergehen würde.

Was zunächst mit einer Betreuungsgruppe (halbtags) begonnen hatte, wuchs beständig, schon lange währt die Tradition der Frösche-, Katzen und Mäusegruppe im Haus. 1995 wurden die ersten behinderten Kinder integriert, seit Januar 2002 gab es bei einer Öffnungszeit von 7.30 bis 14 Uhr Mittagessen, 2003 wurde die Betreuungszeit um eine Stunde verlängert. Seit 2010 darf sich die Einrichtung Kindertagesstätte nennen, 45 Betreuungsplätze standen nun (mit Mittagessen) bis 17 Uhr zur Verfügung und ein großer Anbau schaffte den nötigen Platz, obwohl natürlich der große Garten der eigentliche Trumpf ist, dazu die unmittelbare Nähe zum Wald, die reichlich genutzt wird, wie die Gruppennamen schon ahnen ließen.

Selbstverständlich haben sich auch die pädagogischen Programme im Lauf der Jahre mehrfach geändert, was sich besonders gut in einem Film von Susanne Kaminski und Mitstreitern erfahren ließ. Da hatte man nämlich nicht nur alte Aufnahmen ausgegraben, sondern auch etliche Interviews mit ehemaligen Kindern und Erzieherinnen eingefügt, die alte Zeiten wieder richtig aufleben ließen.

Kinder machen Zeitreise

„Neue Aufgaben und mehr Verantwortungsbereiche“ stehen den pädagogischen Kolleginnen heute ins Haus, während die Politik auch 60 Jahre später wieder vor großen Herausforderungen steht, doch dabei sah Ulrike Dorn eine klare Parallele: „Damals wie heute müssen wir in die Zukunft unserer Kinder investieren.“ Dank, dass eben jenes gerade an diesem Tag auch wieder geschieht, erging an Kolleginnen und Helfer „mit Rat und Tat“ und auch an die Stadtverwaltung, die viel für die Einrichtung getan hatte. Von deren Seite überbrachten Frank Müller und Bürgermeister Leonhard Helm kurze Glückwünsche, um – mit Blick auf die Temperatur („sie schmelzen wie Butter auf der Bühne“) – die Kinder endlich auf die Bühne zu lassen.

Nachdem sie den Nachmittag bereits mit einem Willkommenslied in voller Stärke eröffnet hatten, nahmen sich nun die einzelnen Gruppen – auf der Gitarre begleitet von Ralf von Cleef – verschiedene Epochen der Kindergartengeschichte vor, das begann mit „Brüderchen, komm tanz‘ mit mir“ und führte über „Anne aus der Kaffeekanne“ bis zum discomäßigen „Tanzalarm“. Mit einem Geburtstagslied (erst für Theo, dann noch einmal für den Kindergarten) wanderten dann noch Rosen auf die Bühne, die den Erzieherinnen überreicht wurden.

Schließlich durften Blumen, Erwachsene und Kinder in den verdienten Schatten, wo Film, Spiele, Kuchen oder Hüpfburg für genug Programm sorgten, bis gegen 16 Uhr die Vorschulkinder ihre Abschiedsvorstellung geben wollten. Und Würstchen vom Grill gab es natürlich auch, aber das hatte nun wieder so gar nichts mit Schatten zu tun, daher hier noch einmal ein ganz besonderes Dankeschön an die Grillmannschaft, die trotz Sonnenschirm bald mindestens ebenso durchgegart war wie ihre Verpflegung.

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