Aus Fotos und Erzählungen wuchs quicklebendige Historie

Pfarrer Jan Frey, Kirchenvorsteher Fritz Färber, Pfarrer Jan Spangenberg und Kirchenvorsteher Daniel Glock (von links) zeichneten für ein abwechslungsreiches Festprogramm verantwortlich.

Foto: Scholl

Mammolshain (gs) – Mit großer Freude und Stolz beging die Evangelische Kirchengemeinde das 50-jährige Jubiläum ihres Gemeindezentrums. Das Festwochenende begann mit einer Jubiläumsausstellung und der schönen Idee eines Erzählcafés. „Diese Kirche steht für eine besondere Nähe zu den Menschen, die nun schon Generationen von Pfarrerinnen und Pfarrern mit ihren Gemeindemitgliedern erleben durften“, beschrieb Pfarrer Jan Spangenberg den engen Zusammenhalt in der Kirchengemeinde. Diesen Ansatz nahmen die Verantwortlichen auf Wunsch der Gemeindemitglieder zum Anlass, um während der Feierlichkeiten die lebendige Geschichte Revue passieren zu lassen und alte Erinnerungen aufzufrischen. Unter Leitung von Kirchenvorsteher Fritz Färber entstand so eine Fotoausstellung, deren Bilder aus privaten Fotoalben der Gemeindemitglieder stammten.

Fast 1.000 Fotos

Annähernd 1.000 (!) Fotos hatte Färber schließlich zur Auswahl. Keine einfache Aufgabe, zumal es Jahre und Ereignisse gab, zu denen sich viele Aufnahmen in den Fotosammlungen fanden, während zu anderen Zeitabschnitten kaum Bildmaterial vorhanden war. Darüber hinaus sind Fotografien natürlich immer eine sehr persönliche Form der Erinnerung, was es für Färber schwierig machte, eine möglichst neutrale und repräsentative Zusammenstellung der Bilder zu einer fotografischen Gemeindechronik zu gewährleisten. Zusätzlich stellte sich für ihn die grundlegende Frage, ob „ein paar Bilder“ überhaupt Auskunft über die Lebendigkeit einer Gemeinde in einer bestimmten Zeitepoche geben können. Dieser Abwägungsprozess verschaffte ihm, wie er berichtete, einige schlaflose Nächte. Im Endeffekt gelang ihm jedoch eine wunderschöne und informative Ausstellung, die den Anspruch einer bildhaften Gemeindechronik ganz sicher erfüllt.

Darüber hinaus hatte die Vorbereitungszeit zusätzlich den schönen Nebeneffekt, dass Bürger, die eigentlich nur schnell ein paar Fotos beim Vorbereitungsteam mit Egbert Schlegel und Pfarrer Jan Frey abgeben wollten, dann spontan in intensive Gespräche mit den Gemeindemitgliedern verfielen, in deren Verlauf schon erste Erinnerungen ausgetauscht wurden.

Für Fritz Frey eine logische Konsequenz: „Fotos bedürfen des Gesprächs. Dadurch werden sie lebendig, ergänzt und manchmal auch korrigiert. Durch das Gespräch entstehen wieder neue Bilder, die in Form von Visionen auch Ausblicke in die Zukunft der Gemeinde sein können.“

Zweifellos zahlten sich diese intensiven Vorbereitungsarbeiten aus. Zahlreiche Besucher nutzten diese einzigartige Gelegenheit zum besonderen Blick in die Historie und steuerten bei sonnigem Wetter das Gemeindezentrum schon direkt zur Ausstellungseröffnung an. Angefangen mit Luftaufnahmen der Örtlichkeiten, vor und nach dem Bau des Gemeindezentrums, fanden sich daneben Baupläne und Dokumente zur Baugeschichte. Bilder von ersten Trauungen, Taufen und Konfirmationen weckten Erinnerungen an die früheren Pfarrerinnen und Pfarrer, die in den letzten fünfzig Jahren die Gemeinde begleiteten. Viele Besucher fanden auf den Fotos Familienangehörige und Freunde wieder, wobei alleine der modische Aspekt schon Hinweise auf die betreffende Zeitepoche gab. Die Besucher kamen ins Gespräch, lachten und erinnerten sich gemeinsam. Es fanden sich jedoch nicht nur Bilder von kirchlichen Festen, sondern auch Bilddokumente von aktiven Bürgern beim Bau des Gemeindezentrums, darunter beispielsweise eines, wo der frühere Pfarrer selbst mit Spaten und Schaufel tatkräftig Hand anlegt.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung lud die Kirchengemeinde alle Besucher im Gemeindezentrum zu Kaffee und Kuchen ein. So manchem war ein kühles Glas Wasser zwar lieber, doch die Zeit wurde rege von den Gästen zum Austausch genutzt, um auf der Terrasse die Sonne zu genießen.

Bereicherndes Erzählcafé

Parallel startete in der Kirche das Erzählcafé. Die Idee war so einfach wie genial. Im Kontext der Erinnerung, die schon in der Ausstellung einen großen Raum einnahm, hatte man Zeitzeugen eingeladen, über ihre Erlebnisse während der vergangenen fünfzig Jahre in der Kirchengemeinde zu erzählen und eröffnete den Gästen die Chance, zu diesen Erinnerungen selbst etwas beizutragen. Auf diese Weise entstanden aus kleinen Anekdoten ganze Geschichten, die die Gäste begeisterten und an deren „Vervollständigung“ sie regen Anteil hatten. Ein gelungenes Projekt, das allgemein großen Anklang fand. Lediglich die Jugend war an diesem Nachmittag auffallend spärlich vertreten, was jedoch nicht am vorgesehenen Kinder- und Jugendprogramm der Pfadfinder gelegen haben kann. Vielmehr war das Thema „Erinnerung“ naturgemäß ein Anliegen der älteren Generationen, während die Jugend wahrscheinlich im „Hier und Jetzt“ bei den heißen Temperaturen im Schwimmbad weilte.Mit einem offenen Singen und gemeinsamen Abendessen klang der Tag aus. Der Sonntag startete musikalisch mit dem Posaunenchor, bevor sich der Festgottesdienst anschloss, in dessen Verlauf Dekan Dr. Fedler-Raupp die Predigt hielt. Zum Abschluss der Feierlichkeiten traf sich die Gemeinde zum Empfang.



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