Zeit des Erinnerns: Königsteins vergessene Tage

Eines der „Markenzeichen“ für den 18. März ist diese Fotocollage der Festung Königstein im Beschuss am 8. Dezember 1792 von Christoph Schlott.

Königstein (kw) – Was Anfang Dezember 2017 begann, findet nun am 18. März 2018 seinen Höhepunkt: Das Erinnern an die „schlimmste“ wie auch spannendste Phase der Königsteiner Stadt- und Burggeschichte, wenn auch aus dem nationalen wie europäischem Blickwinkel gesehen: Was am 2. Dezember in der Fußgängerzone und im Kurpark geschah, die lautstarke Erinnerung mit Kanonenschüssen an die Zerstörung Königsteins durch preußische Artillerie 225 Jahre zuvor, wurde am 8. Dezember mit der Vorstellung des „Festungsfolianten“ fortgesetzt.

Nun allerdings, am Sonntag, 18. März 2018, steht ein Erinnerungsdatum an, das Königstein nicht alleine angeht: Mindestens Mainz, in diesem Fall der rheinland-pfälzische Landtag in Anwesenheit des Bundespräsidenten, wird ebenso diesen Datums gedenken:

Es ist das 225-jährige Jubiläum der Ausrufung der „Republik des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“ in Mainz am 18. März 1793, die auch kurz als „Mainzer Republik“ bezeichnet wird.

„Die Festung Königstein war nun einmal das Hauptgefängnis für die Mainzer Demokraten“, erläutert Christoph Schlott von Terra Incognita e.V., „und das für immerhin zwei Jahre, zwischen 1793 und 1795“. Nach der Liquidierung der „Mainzer Republik“ wurden mehrere hundert der Demokratie-Aktivisten von der wiedergekehrten kurmainzischen Regierung in das Gefängnis auf der Festung Königstein gesteckt.

Inzwischen hat das Projekt „Festung Königstein – Ort europäischer Demokratiegeschichte“ in Königstein breite Unterstützung erfahren, wird seit Dezember 2017 gar von der Flughafenstiftung des Landes Hessen gefördert. Ziel ist dabei im Kern die „Aufrüstung“, um im Wortbild zu bleiben, der Festungsruine zu einem Erinnerungsort und unserer deutsch-französischen Demokratiegeschichte: „Allerdings weitgehend virtuell. Gebaut soll hier nach unseren Vorstellungen nicht werden“, bemerkt Schlott: „Im zweiten Schritt indes könnte unsere Burg zu einem wichtigen außerschulischen Lernort generell für Demokratie werden.“

Zu dem besonderen Anlass am Sonntag, 18. März, erscheinen zwei Sonderzeitungen und haben sich insgesamt vier Königsteiner Vereine zusammengetan, unterstützt von der Stadt Königstein: „Und das geht weit über die Hilfe durch den Bauhof hinaus, eine historische Kanone auf die Burg zu schaffen, immerhin 800 Kilogramm schwer“, bedankt sich Schlott mit Blick auf Bürgermeister Helm.

Der erläutert in seinem Grußwort zum 18. März unter anderem: „Damit eilt Königstein mit einer bürgerschaftlichen Bewegung den Bemühungen auf Bundesebene voran, die eigenen demokratischen Wurzeln wieder mehr in den Mittelpunkt unserer Identität zu rücken, wie dies bereits Bundespräsident Gustav Heinemann gefordert hatte.“ Und Stadtverordnetenvorsteher Freiherr Alexander von Bethmann ergänzt an gleicher Stelle: „Mit dem Event am 18. März 2018 soll etwas in Gang gesetzt werden, was uns allen und auch auswärtigen Besuchern die Burg noch näherbringen kann.“

Das Programm des 18. März ist mit verkaufsoffenem Sonntag, Ausstellung in der Fußgängerzone, Artillerievorführung auf der Burg, zweimaligen „Salut für die Demokratie“ mit historischen Kanonen und Böllern und Führungen reichhaltig.

„Für uns vom Verein für Heimatkunde e.V. Königstein ist die ganze Entwicklung rund um die Königsteiner Demokratiegeschichte hoch willkommen und Anlass, uns selbst auch neu zu positionieren und in neuen Formen zu präsentieren. Deshalb gestalten wir gerne aus diesem Anlass mehr als 20 Schaufenster der Geschäfte in der Hauptstraße mit historischen Exponaten“, erklärt Rudolf Krönke, 1. Vorsitzender des Vereins: „Das ist vermutlich das erste Mal weit und breit, dass ein Stadtmuseum zumindest temporär in die Auslagen von Geschäften auszieht. Ich bin gespannt, wie unser Publikum auf diese Gestaltung reagiert.“ Und Krönke fügt hinzu: „Vier Königsteiner Vereine gemeinsam mit der Stadt, auch das ist ein schönes Sinnbild für dieses Demokratieprojekt.“

Informationen zum Projekt insgesamt: www.koenigstein-demokratie.de



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