Wähler schicken Helm und Majchrzak in die Stichwahl

Ein Moment, wie ihn dieser Wahlkampf bisher nicht zu Tage gefördert hat: Leonhard Helm und Nadja Majchrzak beglückwünschen sich gegenseitig zum Wahlergebnis, dem jedoch noch eine Etappe bevorsteht, um ein amtliches zu sein: die Stichwahl am 18. Februar. Dann entscheiden die Königsteiner endgültig darüber, wen sie auf dem Chefsessel im Rathaus sehen wollen.

Königstein (el) – Aus dem Kandidaten-Quartett, das in den vergangenen Wochen zwei Mal anlässlich von Podiumsdiskussionen für einen vollen Saal im Haus der Begegnung gesorgt hat, ist ein Duo geworden. Schon nach vier von 14 Wahlbezirken ließ sich ein kleiner Trend erkennen, der sich bis zum Endergebnis weiter verstärkte: Amtsinhaber Leonhard Helm (unabhängig) holte mit 32,4 Prozent (2.095 Stimmen) zwar nicht die absolute Mehrheit, dafür aber den Löwenanteil der Stimmen und wird somit in der Stichwahl am 18. Februar auf Nadja Majchrzak (ALK) treffen, die mit 29,5 Prozent (1.907 Stimmen) 2,9 Prozentpunkte hinter dem amtierenden Rathauschef lag. Mehr als Achtungserfolge erzielten der FDP-Kandidat Ascan Iredi (20,7 Prozent) und der Unabhängige Winfried Gann (17,5 Prozent), denn sie schafften es, die Wähler mit Sachthemen zu mobilisieren und waren angetreten, um einen Wechsel im Rathaus herbeizuführen.

Nun geht es darum zu sehen, für wen sich die Wähler, deren Stimmen auf Iredi und Gann entfallen sind, im zweiten Wahlgang entscheiden, jetzt, wo ihr eigener Favorit aus dem Rennen ausgeschieden ist. Leonhard Helm, der von vornherein auf die Unterstützung der CDU zählen konnte, kann sich jetzt auch der Empfehlung des Bündnis-Partners SPD sicher sein. Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dr. Ilja-Kristin Seewald und Fraktionschef Thomas Villmer haben sich – nachdem sie vor der Wahl keine Kandidaten-Empfehlung abgeben wollten – nun doch für Helm als ihren Favoriten ausgesprochen. Dabei setzt die SPD darauf, dass wichtige Zukunftsprojekte für die Stadt wie ein neuer Kindergarten und der Erhalt des Kurbads jetzt auch umgesetzt werden.

Auch Winfried Gann, der noch im Wahlkampf stets moniert hatte, dass er den Wechsel wolle, da sich unter einem Bürgermeister Helm in der Stadt nichts bewegt habe, hat kurz nach der Wahl ein Statement abgegeben, in dem er nach seinem Ausscheiden um Unterstützung für Leonhard Helm wirbt. Die Heftigkeit und die Schnelligkeit dieses Schwenks habe ihn schon ein bisschen verwundert, sagte Ascan Iredi in einer ersten Reaktion. Trotz der Tatsache, dass der liberale Kandidat jetzt aus dem Rennen ausgeschieden ist, sind jetzt alle Blicke auf die FDP gerichtet, die laut dem FDP-Ortsvereinsvorsitzenden Alexander Freiherr von Bethmann noch in dieser Woche entscheiden werde, ob und für wen sie für den 18. Februar eine Wahlempfehlung aussprechen wolle – ob für Leonhard Helm oder Nadja Majchrzak. Davor stehen noch zwei Gespräche an, eines mit der CDU, die natürlich auf die Unterstützung des Bündnis-Partners FDP hofft – und der in den Augen von so manchem CDU-Mandatsträger dem Bündnispartner durch die eigene Kandidatur untreu geworden ist – und eines mit Nadja Majchrzak. Die 48-Jährige sucht ihrerseits auch das Gespräch mit den Liberalen, um Schnittmengen auszumachen. Allzu viel würde Nadja Majchrzak jedoch nicht auf Wahlempfehlungen geben, sagt sie, denn letzten Endes entscheide der mündige Bürger, der sich eben nicht nur von einer Empfehlung leiten lasse.

Während man die Wahlergebnisse bei der ALK so interpretiert, dass 67 Prozent den Wechsel wollten (wenn man die Prozentanteile von ALK, FDP und Gann zusammenrechnet) und nur knapp 30 Prozent den Status quo erhalten wollten, könnte man das Zahlenwerk aus Sicht von Amtsinhaber Leonhard Helm auch anders auslegen – und hier würde er mit 2,9 Prozent – die Länge, die er Majchrzak voraus ist – vorne liegen. Bei näherer Analyse lässt sich auch feststellen, dass sich der Wähler trotz eines großen Interesses im Vorfeld nur mäßig mit 53,1 Prozent an der Wahl beteiligt hat. Leonhard Helm hat für sich ausgemacht, dass der Bürger stark auf einen personenbezogenen Wahlkampf reagiert habe. In Schneidhain habe er zum Beispiel bei der Wahl vor sechs Jahren sein schlechtestes Ergebnis eingefahren und jetzt im selben Bezirk nach diesem Urnengang und dem abgeschlossenen Sportplatz-Projekt sein bestes, so Helm, der aber auch die Sachthemen sieht, die den Wähler umtreiben und an denen man noch arbeiten müsse. Das habe sich ebenfalls im Wahlergebnis widergespiegelt. So kann Helm nicht zufrieden sein mit den Zahlen aus der Kern- und der Altstadt. Der 53-Jährige leitet daraus für sich ab, dass man sich auch in Zukunft verstärkt um „die kleineren Dinge“ in der Stadt kümmern müsse, die dem Bürger am Herzen liegen, wie etwa Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung. In Zeiten von Sparsamkeit habe man den Fokus hierauf nicht legen können. Eine Wahlempfehlung der FDP sieht Helm als hilfreich an, allerdings betrachtet er das auch ebenso nüchtern wie seine Konkurrentin Nadja Majchrzak: Den Parteien gehörten die Wähler nicht und man könne diese folglich auch nicht an andere verschenken.

Er werde sich jetzt auf den zweiten Wahlgang konzentrieren und baue dabei weiter auf sein Wahlkampfteam, so Helm, das eines seiner Erfolgsrezepte darstellt. Denn es bestünde aus Menschen jeden Alters, die sich ideal ergänzen. Bis zum 18. Februar seien eine Reihe von Veranstaltungen geplant, unter anderem auch mit Ministerpräsident Volker Bouffier.

Auch Nadja Majchrzak will in den nächsten drei Wochen noch mal alles geben und hat dabei nicht etwa Prozente im Kopf, wie sie sagt. Sie habe im Laufe des Wahlkampfes viel Zuspruch von den Bürgern erfahren und möchte die Menschen bewegen, auch am 18. Februar zur Wahl zu gehen. Sie werde weiterhin in ihrem Wahlkampflokal anzutreffen sein sowie Gespräche am ALK-Wahlstand in der Fußgängerzone führen. Das Wahlergebnis habe gezeigt, dass sie viele Menschen erreichen konnte. Gerade im Bereich der Siedlung bzw. rund um den Standort des Kindergartens habe sie gut abgeschnitten. Das führt sie auch auf ihren Bekanntheitsgrad zurück, der auf sozialem Engagement – sowohl im privaten als auch im politischen Bereich – als Stadtverordnete fußt. In Falkenstein habe sie noch einiges nachzuholen, so Majchrzak, denn sie habe hier bislang im Wahlkampf weniger Präsenz gezeigt als in den anderen Stadtteilen. Majchrzak betonte, dass sie in Zukunft mit allen Fraktionen zusammenarbeiten wolle. Das „Nein-Sager“-Image der ALK nehme sie indes nicht persönlich. Denn dieses werde von denjenigen kolportiert, die kein wirkliches Interesse an einem Meinungsaustausch hätten und stattdessen sofort verurteilen. Ebenso verhalte es sich mit den Unterstellungen bezüglich der Rolle, die ein ALK-Fraktionsvorsitzender Robert Rohr im Hintergrund spiele. Majchrzak geht souverän damit um, dass ihr unter vorgehaltener Hand unterstellt werde, Rohr ziehe die Fäden. Das sei absolut nicht wahr, Rohr sei ein Mitglied ihres Wahlkampfteams und unterstütze sie wie andere auch, kontert sie.

Winfried Gann sieht dagegen seine Standpunkte nicht von Majchrzak vertreten und schlägt scharfe Töne an, um das nach außen zu kommunizieren. Dabei fragt sich so mancher, ob das in der Schärfe unbedingt angemessen und notwendig ist. Er habe seinen Wahlkampf auf konkrete Sachthemen aufgebaut, so Gann, der seine Interessen nun am ehesten durch Leonhard Helm vertreten sieht. Enttäuscht habe ihn auch die Tatsache, so Gann, dass er von Seiten des HGK – der Verein, dessen Vorstand er seit Jahren angehört – während des Wahlkampfes keinerlei Unterstützung erfahren habe. Da habe er mehr erwartet, so Gann, der ankündigte, aufgrund dessen aus dem Verein austreten zu wollen.

Ein versöhnlicheres Fazit zieht Ascan Iredi trotz Niederlage für sich, der er noch etwas Positives abgewinnen kann. Die Kandidatur habe sich jetzt schon gelohnt, sagt Iredi im Hinblick auf die Zukunft, in der er als Stadtverordneter verstärkt Anträge in das Parlament einbringen möchte. Und dies aus einem anderen Blickwinkel, auch dank der vielen, im Wahlkampf mit Bürgern geführten Gespräche.

Insofern habe sich diese Investition für ihn ausgezahlt, sagt der 50-Jährige, der stets ein gut funktionierendes Team in seinem Rücken gehabt habe. Und auch diese Äußerung lässt Motivation und Bewegung erkennen: Wenn sich personelle Änderungen innerhalb der FDP ergeben, dann werde er parat stehen, so Iredi.



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