Königstein (aks) – Nicht nur die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Königstein hatte sich im Vorfeld die Frage gestellt, ob es bei der Malerei von Franziska Kuo im Rathaus mit rechten Dingen zugeht. Leicht bekleidete schöne Frauen im Mix mit Raubtieren, so setzt die Künstlerin ihre Vorstellung von ungezähmter Natur um. Dass die Frauen bei der Inszenierung keine Opfer sind, weil sie siegessicher und selbstbewusst – und zugegebenermaßen auch ziemlich sexy – von der Leinwand blicken, ist auch für Frauen ein Lichtblick: Modellhafte Göttinnen, unnahbar, aber Herrscherinnen in ihrem Universum. Man sieht viel Wasser, Sonne, Palmen und dazu passend auch viel Haut. Es ist keine schüchterne Kunst, sondern Franziska Kuo präsentiert uns Frauen in aufreizenden Posen und in knalligen Farben, in Gelb, Rot und Grün.
Das mag mancher Gleichstellungsbeauftragten nicht gefallen, entspricht aber durchaus dem heutigen Schönheitsideal und auch der Selbstinszenierung junger Frauen. Dass sie daran nichts Negatives sieht, zeigt die Künstlerin, gelernte Illustratorin und Goldschmiedin, in ihrer ersten Vernissage im Rathaus. Da hängt das pralle Leben – Tropical Feeling inklusive an diesem glühend heißen Sommerabend, an dem man sich nach Palmen und Pools sehnt. Kuo gibt zu, dass sie Lampenfieber hatte. Malen sei für sie eine sehr persönliche Sache, ein stiller Akt, der sie glücklich und zufrieden macht. Beim Gedanken an eine Ausstellung keimte aber zum ersten Mal Selbstkritik auf sowie Zweifel, ob das denn alles gut genug sei für eine Vernissage – zudem noch im Rathaus. „Da fängt man an zu hadern“.
Vorsichtshalber hat sie ganz viel Quiche gebacken und viel Sekt mitgebracht, um die Zuschauer im Falle des Nichtgefallens mit Kulinarischem „menschlich“, wie sie selbst sagt, zu verführen. „Ich hatte Lampenfieber und wusste nicht, ob jemand zu Ausstellung kommen würde.
Es sind viele gekommen, ich bin entzückt“, so drückt sich unverblümt die Künstlerin aus Kronberg aus und die Herzen fliegen ihr zu. Besonders entzückt ist sie über den Besuch ihrer Schüler und Schülerinnen, die „Teenies“ der Kunstwerkstatt, wo sie als Dozentin unzählige Workshops geleitet hat. Die Königsteiner Kunstwerkstatt ist in den vergangenen Jahren mit mehreren hundert Teilnehmern pro Woche zur größten Jugendkunstschule in Hessen herangewachsen.
Sabine Mauerwerk, Leiterin der Kunstwerkstatt und ehrenamtliche Stadträtin der Stadt Königstein, bedankt sich bei der gebürtigen Berlinerin, dafür, dass sie Berliner Großstadtflair nach Königstein gebracht hat. Und was wäre eine laue Sommernacht ohne spanische Gitarrenklänge.
Talib Voal spielte auf seiner klassischen Gitarre Kompositionen von Leo Brouwer (Kuba) und Maximo Diego Pujol (Argentinien). Die vielen Damen in bunten leichten Sommerkleidern waren begeistert. Die Ausstellung ist bis Ende August im Rathaus zu den Öffnungszeiten montags, dienstags, donnerstags, und freitags von 8.30 Uhr bis 12 Uhr und 15.30 Uhr bis 17.45 Uhr zu sehen. Mittwochs ist geschlossen.
Franziska Kuo auf der Vernissage im Rathaus: „Ich hatte Lampenfieber“ – sieht man auch, an den Händen, aber die „Angie“ macht sie nicht ...
Foto: Sura