Sonne macht Antik- und Trödelmarkt zum perfekten Sonntagsziel

Die Veranstalter ziehen eine sonnige Zwischenbilanz: Helga Hellberg, Rudolf Krönke (Mitte) und Ulrich Hiller freuen sich über den reibungslosen Ablauf des Antik- und Trödelmarktes. Die übrigen Bilder belegen diese Einschätzung zweifelsfrei... Fotos: Friedel

Königstein (hhf) – Schon auf dem Weg in die Innenstadt fragten Menschen nach dem Weg, Entgegenkommende zeichneten sich durch große Taschen aus und die vielen auswärtigen Kennzeichen an parkenden wie fahrenden Autos fielen auf. Auch waren erfreulich viele Radfahrer unterwegs zu einem Sonntagsverkauf, an dem die Geschäfte freilich geschlossen blieben. Die hätten am großen Antik- und Trödelmarkt des Vereins für Heimatkunde auch gar nicht teilnehmen dürfen, denn Neuware ist dort ausdrücklich untersagt.

Marktleiter muss früh aufstehen

Seit 5 Uhr morgens hatte Ulrich Hiller die Verkäufer an gut 140 Ständen eingewiesen, kurz nach 6 Uhr war auch der letzte Platz für Nachrücker vergeben und dabei auch noch die kleinen Passagen zwischen Kurpark und Fußgängerzone gefüllt: „Für Anpassungswillige finden wir immer einen Platz“, beschreibt der Marktleiter seine Philosophie – wer sich nicht an die Regeln hält, kann aber bei ihm auch auf Granit beißen. Das kommt aber äußerst selten vor, stattdessen wollten viele Verkäufer gleich schon für den nächsten Termin buchen, der im September anberaumt ist. Alleine für Ordnung zu sorgen fällt gerade in der Aufbauphase schwer, daher bekommt der Zweite Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde traditionell tatkräftige Hilfe: „Diesmal ist mir die Familie ausgegangen“, daher wurde neben Frau und Tochter noch ein Neffe engagiert.

Um die Mittagszeit konnten die Veranstalter dem bunten Treiben entspannt zusehen, während nun die Plaschis am Grillstand ins Rotieren geraten waren, um beachtliche Warteschlangen abzuarbeiten: „Die Würstchen gehen weg wie warme Semmeln“, grinste eine der Närrinnen hinter der Theke und wurde prompt verbessert: „Nee, IN warmen Semmeln.“ Gleich neben dem Grill standen einige Bänke, auf denen die erwarteten Bratwürste in der Sonne vertilgt werden konnten, mit Blick auf den Kapuzinerplatz. Gemälde, Glas, Porzellan und Teppiche dominierten dort das Angebot, das genauso kunterbunt war wie die Menschen zwischen der Ware, „Multikulti“ war hier beispielhaft und selbstverständlich umgesetzt.

Für jeden das Richtige

Auch kamen alle Altersklassen zum Zug, hinter den Tischen standen oder saßen auch etliche Kinder, die ihr Zimmer entrümpelt hatten und aufgrund des Alters keine Standmiete bezahlen mussten. An anderer Stelle lernte der Nachwuchs das Feilschen auf Käuferseite: „Das kostet vier Euro“ – „Na gut, ich geb‘ dir fünf...“ In diesem Fall wäre noch etwas zu verbessern gewesen, aber der Händler ließ sich nicht auf das krumme Geschäft ein. „Die Verkäufer sind mit Lust und Liebe dabei“, kommentierte Rudolf Krönke als langjähriger Vorsitzender der Heimatkundler das Geschehen, „die Leute genießen das ganz spezielle Flair hier und ziehen den Markt zum Beispiel gegenüber Bad Homburg vor.“ Klein, gemütlich und nicht überlaufen, so lassen sich die Vorteile kurz zusammenfassen, die längst treue Stamm-Händler ansprechen – sie kommen aus Wetzlar, Worms, Heilbronn und Thüringen.

„Hast du die Walking-Stöcke hier gekauft?“ – „Nee, das sind meine eigenen“... Es gab wieder nahezu alles, was die Wohnung schöner macht, vom Jugendbuch über Schallplatten bis zum Kupferkessel. Wer mit dem Spinnrad nicht anfangen wollte, kaufte die Kleidung eben fertig und auf Vorrat schon mal die Winterstiefel dazu, eventuell auch noch eine Stofftasche, um die übrigen Schnäppchen transportieren zu können. Unter Digeridoo-Klängen einer Straßenmusik-Gruppe (Kommentar: „Wohnen die Hare-Krishnas eigentlich noch auf dem Rettershof?“) sprach der Vorstand des Heimatvereins der Stadt großen Dank für die reibungslose Zusammenarbeit aus und Familie Brauns, die als Betreiber der Villa Borgnis wieder ihre Toiletten zur Verfügung gestellt hatte.

Langfinger zwischen Schnäppchenjägern

So umsorgt wechselten Nußknacker, Filmrollen, Telefone und Wichtelmännchen ungestört ihre Besitzer, nur der Wind drapierte die Auslage mitunter böig um – und vereinzelt schlugen Langfinger zu, das bleibt in großen Menschenmengen eben leider nicht aus. Das Tafelsilber war daher besonders gut bewacht und wurde nicht von der Stadtkasse, sondern von privat verkauft, gleich neben den Schallplatten mit psychedelischer Musik – weiteres Zubehör war trotz Nachfrage auch unter dem Ladentisch zu haben. Dafür aber ein guter Tipp vom Stand gegenüber dem Auktionshaus: „Die wirklichen Schnäppchen gibt es ja da drüben...“

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