Schulleiter Henkel gratuliert Abiturienten: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“

Der diesjährige Abi-Jahrgang des Taunusgymnasiums erreichte eine Note von 2,22 und liegt damit über dem hessischen Durchschnitt von 2,4 bis 2,5. Foto: Kasper

Königstein – Für Jochen Henkel, den neuen Schulleiter des Taunusgymnasiums, war es gleichsam eine Premiere: zum ersten Mal war es seine Aufgabe, an seiner neuen Schule die Abiturzeugnisse zu überreichen. Im Rahmen einer Akademischen Feier im Königsteiner Haus der Begegnung tat er dies gemeinsam mit Winfried Romahn, seit vielen Jahren Studienleiter am Taunusgymnasium. Mit dem Ende dieses Schuljahres scheidet Romahn aus dem Amt, und so war die diesjährige Verabschiedung der Abiturienten die letzte in seiner Zeit als Leiter der Oberstufe.

Den Umständen entsprechend konnte Jochen Henkel, der im April dieses Jahres die Nachfolge von Roswitha Stengl-Jörns antrat, auf keine sehr lange gemeinsame Zeit mit den diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten des Taunusgymnasiums zurückblicken. Für eine frische, dynamische Begrüßungsrede, die sogar einige Anekdoten aus Henkels kurzer Zeit in Königstein einbezog, stellte dies jedoch kein Hindernis dar. Besonders habe ihn bei vielen Abiturprüfungen die Fähigkeit und der Mut der Prüflinge beeindruckt, Gedankengänge nachvollziehbar zu begründen und eine fundierte eigene Position zu beziehen.

Henkel dankte all denjenigen, die es mit ihrem Engagement ermöglichten, den festlichen Rahmen der Akademischen Feier zu gestalten, besonders aber auch den Eltern, die sich etwa in der Bibliothek, der „World of Breakfast (WOB)“, dem Förderverein (BEFT) oder anderen Gremien ins Schulleben einbrachten, die Weichen für den Schulabschluss ihrer Kinder stellten, in schwierigen Zeiten hinter ihnen standen und sich in guten Zeiten mit ihnen freuten.

Ebenso sei es für ihn eine Beruhigung gewesen, mit Herrn Romahn einen Oberstufenleiter zu haben, der die nicht geringen organisatorischen Herausforderungen der gymnasialen Oberstufe fachlich kompetent, immer unaufgeregt und rechtssicher zu handhaben wusste. Zugleich dankte er den anderen Schulleitungsmitgliedern – Dirk Wingenfeld, Ronny Reiniger, Wolfgang Veltjens und Ulf Linke – für ihren Einsatz in den vergangenen beiden Jahren, in denen das Leitungsgremium wegen der noch nicht wieder besetzten Schulleiterstelle in erheblichem Maße über das Übliche hinaus gefordert war.

Mit Lob wandte sich Henkel an die Abiturienten: Mit einem Durchschnitt von 2,22 liege die Leistung dieses Jahrgangs am Taunusgymnasium deutlich über dem wohl zu erwartenden hessenweiten Durchschnitt von 2,4 bis 2,5.

Mit auf den Weg gab der Schulleiter den Abiturientinnen und Abiturienten einen Auszug aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Ein Abschied sei immer auch ein Anfang. Es lohne, sich auf den „Zauber“ einzulassen und den weiteren Lebensweg nach den Jahren am Taunusgymnasium mutig, ohne Angst vor dem Neuen und mit positiver Grundeinstellung anzugehen.

Die Rede des Vertreters der Eltern, Dr. Michael Groß, wies in eine ganz ähnliche Richtung. Kernsätze seiner mit Verve, aber auch Nachdenklichkeit vorgetragenen Ansprache richteten sich unmittelbar an die Abiturienten. „Wir sind keine Cloud, wir sind Menschen“, man dürfe auch Dinge vergessen, um für Neues Platz zu machen. „Wir werden geprüft, um uns selbst zu prüfen.“ „Fühlt in Euch hinein, was Euch wichtig ist, stellt Fragen.“ Schließlich, mit Seneca: „Nicht weil etwas schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Vielleicht eine Haltung, die sich Michael Groß auch als Hochleistungssportler zu eigen gemacht hat.

Eine recht unterhaltsame Einlage erlebte man bei der Rede der Lehrer mit dem Duo Sibylle Menz und Thomas Brinkmann. Eigentlich war es weniger eine Rede im klassischen Sinne, eher eine Persiflage auf eine „richtige“, eine „gute“ Rede: Letztlich handelte es sich um einen amüsanten szenischen Dialog – ein bisschen exaltiert, ein bisschen kurios, mitunter ein wenig schräg. Leichtfüßig-kapriziös, dabei gestisch und mimisch zuweilen recht theatralisch gelangten die Akteure von einer Äußerung Emmanuel Macrons („L’espérance c’est le premier risque, c’est le risque des risques“) in eher loser Folge zu mehr oder minder bedeutsamen Themen rund um die sich zu Ende neigende Schulzeit und darüber hinaus, etwa: Fragen zur Studienwahl, die WG-Küche, den Taunus Menü Service, die Abholung durch die Fahrschule auf dem Lehrerparkplatz und dergleichen mehr. Auch für Brinkmann, so erfuhr man, sei dieser Abiturjahrgang in gewisser Weise eine Premiere gewesen: Zum ersten Mal habe er Schüler auf dem Weg von kleinen pausbäckigen Menschen, die ihren Ranzen kaum tragen konnten bis hin zu gereiften Persönlichkeiten begleiten dürfen – er werde halt langsam alt. Und für Menz waren unter den Abiturienten die Schüler ihres ersten Leistungskurses. Mit guten Wünschen für die Zukunft der Abiturienten endete der Beitrag.

In der Schülerrede ließen Jennifer Richter und Leon Trusheim ihre Gymnasialzeit Revue passieren, zur Sprache kam dabei auch die eiserne Arbeitshaltung, die aus Sicht der Schüler am Taunusgymnasium herrsche: Selbst, wenn andere Schulen wegen Schnee und Eis den Betrieb einstellten, sei das Taunusgymnasium geöffnet gewesen, zur Schule habe man sich regelrecht durchkämpfen müssen. Mit zahlreichen Dankadressen schloss die Rede.

Für den Förderverein, den Bund der Ehemaligen und Förderer des Taunusgymnasiums (BEFT), sprach Bernd Dönicke, der zu dem Schluss kam, dass ganz offensichtlich ohne ergänzende private Unterstützung den Erwartungen an die Schulen nicht Rechnung getragen werden könne. Dönicke warb für ein Alumnatsverhältnis zwischen Schulen und ihren Ehemaligen, ein Verhältnis der Solidarität. Der Förderverein des Taunusgymnasiums leiste dabei auf zahlreichen Feldern Beträchtliches; bei der Finanzierung der Cafeteria etwa habe der Förderverein einen ansehnlichen Eigenanteil von immerhin 100.000 Euro gesammelt.

Wie jedes Jahr wurden bei dieser Gelegenheit eine Reihe von Preisen an die Abiturienten verliehen. Für ihr „Eins-Nuller“-Abitur wurden Leon Hühn, Leon Schönherr und Yuri Vizoni Legarth geehrt, Markus Konrad wurde mit dem Dieter Behrend-Preis ausgezeichnet. Eine besondere Würdigung seines sozialen Engagements wurde Georg Schmidt zuteil. Stellvertretend für die zahlreichen im Bereich der Mathematik und der Naturwissenschaften vergebenen Ausgezeichneten stehen – wiederum – Georg Schmidt (dem zusätzlich noch der Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker zuerkannt wurde), Carmen Perales und noch einmal Yuri Vizoni Legarth: Sie gehörten zu den besten 10 bis 25 Prozent der Teilnehmer an der Internationalen Chemieolympiade. Übertroffen wurden sie von Jan Sebastian Keller, der zu den „Top-10-Prozent“ bei der Internationalen Chemieolympiade gehörte.

Für einen würdigen musikalischen Rahmen der Akademischen Feier sorgten Jasmin Seimetz (Gesang), Patrick Straßberger (Gesang und Gitarre) und Noah Alan Pashkevich mit „Vienna“ von Billy Joel und „Fast Car“ von Tracy Chapman, Feylin Karaman mit der Bourrée aus der Suite Nr. 3 für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach und schließlich Benedikt Hock am Klavier mit dem „Regentropfenprélude“ op. 28/15 von Frédéric Chopin.

Nach der Ausgabe der Abiturzeugnisse beschloss ein Sektempfang im Foyer die diesjährige Akademische Feier des Taunusgymnasiums.

Premiere für den neuen Schulleiter Jochen Henkel: Zum ersten Mal überreichte er Abschlusszeugnisse.
Foto: Wormsbächer

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