Regionalgruppe zur ambulanten Ethikberatung im Hochtaunuskreis

Hochtaunus (kw) – Im Hochtaunuskreis hat sich eine Regionalgruppe zur ambulanten Ethikberatung (AEBH) gegründet. Als Leiter der AEBH-Regionalgruppe Hochtaunus wählte die aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengesetzte Versammlung den Arzt Peter Oldorf. Die Pflegedienstleiterin Renate Garnhartner und der Theologe Dr. Jürgen Büchsel sind Oldorfs Stellvertreter.

Die AEBH-Gruppe Hochtaunus besteht aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern. Das Team ist multiprofessionell zusammengestellt, um im Entscheidungsfall menschliche und dem mutmaßlichen Willen des Patienten entsprechende Lösungsmöglichkeiten im Konsens mit allen Beteiligten anbieten zu können. Voraussichtlich im Sommer 2019 werden genügend Mitglieder geschult sein, die dann eine Beratung anbieten können. Eine Beratung soll immer innerhalb einer Frist von zwei Tagen nach Anfrage stattfinden können.

Die AEBH bietet eine unabhängige, begleitende Beratung in Form sogenannter ethischer Fallbesprechungen mit dem Ziel, Patienten, Angehörige, Vorsorgebevollmächtigte, Betreuer oder ein Behandlungsteam bei einer aktuellen Konflikt- bzw. Entscheidungssituation zu begleiten. Hierbei geht es um Fragen, die bei der Fortführung oder Begrenzung von medizinischen Maßnahmen auftauchen, es geht um künstliche Ernährung oder die Klärung von Therapiezielen und Therapiezielverlängerungen. Ein wichtiges Thema ist der Umgang mit der Wahrheit am Krankenbett. Alle Mitglieder der Ethikberatung stehen unter Schweigepflicht.

Bereits im Jahr 2008 hat der Deutsche Ärztetag den Landesärztekammern aufgetragen, Wege für eine ambulante Ethikberatung in Deutschland zu entwickeln, um Hausärzten bei ethischen Grenzfällen eine Unterstützung anzubieten. Bisher konzentriert sich die Ethikberatung vor allem auf stationäre Einrichtungen. Doch der Bedarf an Beratung außerhalb der Klinik hat zugenommen, weil sich auch die medizinischen Möglichkeiten einer Behandlung von Schwerstkranken außerhalb eines Krankenhauses vergrößert haben. Der Bedarf wird weiter ansteigen. Deshalb sollen auch Hausärzte und Pflegedienste die Möglichkeit einer professionellen, interdisziplinären ambulanten Ethikberatung erhalten.

Die ambulante Ethikberatung kann Hilfe bei einer schwierigen ethischen Entscheidung bieten und auch die moralische Integrität der Dienste des ambulanten Sektors wie Hausärzte, Pflegedienste, Alten- und Pflegeheime, der Palliativteams (SAPV) oder der ambulanten Hospizdienste und Hospize stärken. Patienten und Angehörige, Vorsorgebevollmächtigte und gesetzliche Betreuer können sich in ihrer Entscheidungsfindung beraten lassen. Die Beratung möchte zu einer Verbesserung der Kommunikation zwischen Hausarzt, Pflegekräften und Patient und Angehörigen beitragen.

Eine ethische Fallbesprechung hat jedoch grundsätzlich nur beratenden Charakter. Die Entscheidung und Verantwortung im ethischen und juristischen Sinne tragen nach wie vor der/die gesetzlichen Vertreter und die für die Behandlung Verantwortlichen.

Die AEBH erarbeitet auch Empfehlungen im Umgang mit (häufig wiederkehrenden) ethischen Konfliktsituationen (Verfahrensanweisungen, Leitlinien). Sie kommuniziert ethische Themenfelder in der Gesellschaft, macht also Öffentlichkeitsarbeit, auch um das Beratungsangebot bekannt zu machen.

Die Ausbildung der Mitglieder der Regionalgruppe des Hochtaunuskreises wird voraussichtlich im Sommer 2019 beendet sein, so dass ab diesem Zeitpunkt die Arbeit aufgenommen werden kann. „Ich freue mich sehr, dass der Hochtaunuskreis zu den ersten drei Regionalgruppen in Hessen gehört und so bald auch im ambulanten Bereich und in Pflegeeinrichtungen eine Ethikberatung zur Verfügung steht“, sagt Sozialdezernentin Katrin Hechler.

Wer Anfragen zu einer Ethikberatung hat, kann sich an den Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises unter (06172) 9995100 pflegestuetzpunkt[at]hochtaunuskreis[dot]de wenden.

Sie haben die Leitung der neuen Gruppe übernommen (von links nach rechts): Der Arzt Peter Oldorf (Leiter), die Pflegedienstleiterin Renate Garnhartner und der Theologe Dr. Jürgen Büchsel (Stellvertreter).
Foto: HTK



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