Nele Neuhaus schickt ihre Ermittler in den Wald und begrüßt Radiohörer am „Tatort“ auf der Billtalhöhe

Exklusive Lesung mit Nele Neuhaus im Waldfreundehaus auf der Billtalhöhe, moderiert von Daniel Fischer – im Publikum saßen 20 ausgewählte Hit Radio FFH Hörer.

Fotos: Schemuth

Königstein (el) – Ein Waldspaziergang kann erfrischen und erquicken. Abends kann es aber auf den abgelegenen Waldpfaden mitunter schon mal ein bisschen unheimlich werden. Und genau diese Atmosphäre von unbehaglicher Anspannung, die mit einem gewissen Nervenkitzel einhergeht, ist geradezu ideal für eine Krimi-Autorin, dazu noch vom Kaliber einer Nele Neuhaus, die am Erscheinungstag ihres neuen Krimis „Im Wald“ zusammen mit Hit Radio FFH zu einer ungewöhnlichen Lesung an einen bedeutsamen Ort eingeladen hatte. Wichtig insofern, als dass das Aufeinandertreffen mit der Erfolgsautorin nur einem ausgewählten Kreis von 20 Radiohörern vorbehalten war. Um die Tickets für die exklusive Lesung des nunmehr achten „Taunuskrimis“ von Nele Neuhaus zu gewinnen, musste man allerdings auch selbst über den Äther sein gruseligstes Erlebnis bzw. unheimlichsten Moment preisgeben. „Wir hätten ein Stadion füllen können mit den Bewerbungen“, verrät Hit Radio FFH-Pressesprecher Dominik Kuhn.

Nun ein kurzes Wort zur Location für die Lesung, die nicht passender hätte gewählt werden können: Schließlich handelt es sich beim Gelände, das sich um das Naturfreundehaus rankt, um dasselbe, das eingangs des neuen Buches als Tatort herhält. Die Idee hierfür sei ihr während eines Spazierganges gekommen, plauderte die Autorin, wie so oft an diesem Abend scheinbar aus dem Nähkästchen, wenn man mal davon absieht, dass vermutlich das ganze „FFH-Land“ hinterher den Mitschnitt im Internet verfolgt hat. Die 49-Jährige selbst konnte im Vorfeld der Lesung, moderiert von Daniel Fischer, übrigens auch von einem unheimlichen Moment in ihrem Leben berichten. Das sei 1986 gewesen, als sie und eine Freundin auf einer dunklen Straße in der Nähe von Los Angeles stundenlang hätten laufen müssen, um wieder heil nach Santa Monica zu gelangen. Beim Gedanken daran, schaudert es der Krimi-Autorin heute noch immer, was darauf schließen lässt, dass es ein einschneidendes Erlebnis gewesen ist.

Das war es auch für ihre Zuhörer an diesem Abend im Naturfreundehaus, jedoch im positiven Sinne und ganz ohne gruselige Momente. In heimeligem Ambiente und bei Kerzenschein wurden sie zunächst ganz typisch hessisch mit Spundekäs und Brezeln bewirtet, ehe dann im Nachbarzimmer im grellen Scheinwerferlicht Platz genommen wurde, um hautnah bei der Lesung dabei zu sein.

Es hätte wirklich etwas von einem Kamingespräch gehabt, wäre da nicht das markante, helle Logo des Radiosenders, das als Hintergrund für die Aufnahme diente und so gar nicht mit dem Ohrensessel harmonierte, auf dem die Autorin Platz nehmen sollte. Mit der Lesebrille auf der Nasenspitze und Daniel Fischer an ihrer Seite, der übrigens ebenso wie Neuhaus Eppenhainer Wurzeln hat, schlug die Beststeller-Autorin die ersten Lesestellen auf, die sie alle mit gelben Post-its markiert hatte. Auch die Tatsache, dass sie am Abend zuvor ihr neues Werk vor circa 900 Menschen in der Oberurseler Stadthalle vorgestellt hatte, sollte nicht unerwähnt bleiben, erklärte sich dadurch doch ihre rauchige Stimme, die, wie sie selbst fand, geradezu vorzüglich zur Kaminatmos-phäre passe.

Während der eine oder andere noch angesichts dieser Äußerung in sich hineinschmunzelte, befand er sich auch schon mittendrin in der Lesung, in deren Verlauf er Bekanntschaft mit den unterschiedlichen Charakteren machen sollte, denen Neuhaus im Rahmen ihrer Krimireihe immer wieder neue Ecken und Kanten verpasst. So erfuhr man zum Beispiel, dass Kommissarin Pia Kirchhoff nun aufgrund ihrer Heirat Sander heißt und dass sie der Figur Katrin Fachinger eine Schwangerschaft auf den Leib geschrieben habe, während andere Kollegen bei so etwas eher die „finale Lösung“ wählten.

Sie sei jedoch kein Fan davon, so dass ihre Leser nun in diesem Buch Bekanntschaft mit einem neuen Ermittler namens Tarek Omari machen konnten, der, wie sie verriet, mit einem fotografischen Gedächtnis ausgestattet sei und noch jede Menge Material hergebe. Überhaupt versucht Neuhaus ihre riesige Fangemeinde, auch auf Facebook, stets zu integrieren. Von ihren Lesern habe sie bereits den einen oder anderen Namensvorschlag für Charaktere in ihren Büchern erhalten. Sie selbst pflegt auch gute Kontakte zur Gerichtsmedizin, die für die gründliche Recherche einer Kriminalbuchautorin unerlässlich sind. Der Idee für den achten Mordfall ihres Ermittler Duos Bodenstein und Sander (ehemals Kirchhoff) liegt ein wahrer, tragischer Fall zugrunde, der sich vor vielen Jahren in Kelkheim ereignet hat und bis heute ungelöst ist. Vor 18 Jahren sei hier ein Mädchen spurlos verschwunden und dieser Fall habe sie sehr bewegt, so Neuhaus, die sich stets gefragt hat, wie die Angehörigen mit einer solch schrecklichen Ungewissheit umgehen. Ein Jahr lang – von der Idee bis zum druckfrischen Roman – hat es gedauert, bis ihre riesige Fangemeinde die Neuerscheinung rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse in den Händen halten kann.

Die Kulisse für „Im Wald“ hätte laut der Autorin wie die Faust aufs Auge gepasst. Eppenhain mit seinem alten Dorfkern und einem Neubaugebiet, umgeben vom Wald sei geradezu prädestiniert für die Handlung ihres Krimis.

Die Herausforderung beim Schreiben: Der Spannungsbogen muss stets aufrechterhalten werden. Diesmal hatte es auch die hessische Mundart, wie sie in einem der Dialoge zwischen Bodenstein und der Bäckersfrau vorkommt, in sich. Und da sei es in den vergangenen Monaten beim Schreiben schon mal passiert, dass sie sich selbst dabei ertappt habe, wie sie laut Hessisch vor sich her „gebabbelt“ habe, um zu überprüfen, ob die Dialoge, die sie zu Papier bringt, auch authentisch rüberkommen. Kaum ist das neue Werk im Kasten, da kündigt sich schon das nächste Buchprojekt an, was nicht zuletzt auch ihren Verlag glücklich machen dürfte. Demnächst wird sich Nele Neuhaus einem Pferdebuch für Jugendliche widmen und danach dem dritten Teil der Romansaga um ihre Figur Sheridan Grant. Der Roman spielt ebenso wie ihr erstes Buch „Unter Haien“ in den USA. Was Letzteres betrifft, so stünden laut Neuhaus die Chancen nicht schlecht, dass ihr Erstlingswerk, an dem sie acht Jahre geschrieben hat, demnächst verfilmt werde. Gute Nachrichten gibt es zum Schluss für alle Taunuskrimi-Fans: Ist der neue Roman um Sheridan Grant erstmal geschrieben, dann ist es wieder Zeit für einen neuen Fall der Taunuskriminalisten.

Nele Neuhaus schickte ihre Ermittler dieses Mal in den Wald.

Eine Signierstunde mit der Erfolgsautorin gab es auch am Samstag in der Millennium Buchhandlung in Königstein. Circa 500 Fans ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen und bildeten lange Schlangen im Geschäft. Unser Foto zeigt Nele Neuhaus zwischen Anne Pfenninger und Thomas Schwenk von der Buchhandlung.
Foto: privat

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