Nächster Anlauf für die finale Entscheidung in Sachen „Opel-Zoo“

Königstein/Kronberg (pu) – In die seit 2004 schwelenden Diskussionen rund um das Thema Opel-Zoo und Philosophenweg kommt zum wiederholten Mal Bewegung. Ob diese aktuellen Bemühungen, die darauf zielen, endgültig einen Schlussstrich unter die komplexe Angelegenheit zu ziehen, von Erfolg gekrönt sein werden, ist jedoch fraglich, denn nach wie vor prallen unterschiedliche Interessen aufeinander.

Sicht Opel-Zoo

Da ist zum einen der Opel-Zoo, dessen Direktor, Dr. Thomas Kauffels, die anstehenden Entscheidungen als „wichtigsten Schritt für den Erhalt des Privat-Zoos“ seit seiner Amtsübernahme 1998 bezeichnet. Für die Freizeit und Bildungseinrichtung, die im Schnitt jährlich über eine halbe Million Besucher anzieht, demzufolge eine wichtige Rolle für Tagestourismus sowie als Imagefaktor für Königstein und Kronberg spielt und last not least Arbeitgeber für über 100 Menschen ist, steht nach wie vor primär als dringlichster Wunsch ein rundum geschlossenes Betriebsgelände auf der Agenda.

„Wir sind der einzige Zoo in Europa, der durch einen öffentlichen Verbindungsweg, den Philosophenweg, in zwei Hälften geteilt ist“, machte Kauffels während einer kurzfristig anberaumten, vor allem für Kronberger Magistratsmitglieder und Bauausschuss gedachten Ortsbegehung, deutlich. Da sich dieser Ortstermin bis nach Königstein herumgesprochen hatte, nahmen auch von dieser Seite einige Mandatsträger die Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen Wissensstandes wahr. Darüber hinaus machten sich die Naturschützer aus Kronberg und Königstein/Glashütten jede Menge Notizen.

Der Zoo beklagt seit Jahren erheblichen Vandalismus gegenüber Tieren und Gegenständen sowie zusätzliche unsägliche Störungen im Betriebsablauf und möchte deshalb den Philosophenweg, der sich im Besitz der Stadt Kronberg befindet, für die Öffentlichkeit schließen lassen. Weil dieses Ansinnen von der Idee-Entstehung an im Mittelpunkt hitziger Debatten steht und mangels einer für alle tragbaren Lösung, erwog der Tierpark vor Jahren die Umsetzung von Brückenbauten und Einhausung des Philosophenwegs zum Schutz der Tiere und der Sachwerte.

Bisher bestehen sowohl in Königstein als auch in Kronberg rechtsgültige Bebauungspläne für diese längst auch vom Opel-Zoo als suboptimal betrachtete Lösung. Nachdem Kauffels vor einigen Jahren aus diesem Grund mit der Bitte nach Gesprächsbedarf an die Stadt Kronberg herangetreten war, schlossen Kronberg und Opel-Zoo im weiteren Verlauf eine Vereinbarung, den Philosophenweg zur Vermeidung des Brückenbaus zu schließen. Dieses Vorhaben rief wiederum viele Sympathisanten des Verbindungswegs auf den Plan; eine ebenfalls vereinbarte Bonusregelung für Kronberger Bürger war den Königsteinern außerdem sauer aufgestoßen. Die Umsetzung des Ganzen scheiterte letztendlich, weil wesentliche Vertragsinhalte nicht erfüllt wurden.

Verhandlungsstand 2012

Im Bestreben der Lösung der festgefahrenen Situation waren 2010 erneut Gespräche aufgenommen worden. Das Resultat zweieinhalbjähriger Verhandlungen wurde während einer gemeinsamen Pressekonferenz von Opel-Zoo und den Städten Königstein und Kronberg im Oktober 2012 präsentiert. Zum damaligen Zeitpunkt war die Rede von der Umsetzung eines neuen Wegekonzeptes samt flankierender Rahmenbedingungen, mit dessen Hilfe dem Opel-Zoo künftig ein reibungsloser Zoobetrieb ermöglicht werden sollte. Die Verhandlungsführer, die jeweiligen Bürgermeister, Kronbergs damaliger Erster Stadtrat und der Zoodirektor, sprachen von einer „interkommunalen Lösung“ und den Bedürfnissen „aller drei gleichberechtigten Partner“ gleichermaßen Rechnung getragen zu haben.

Zum damaligen Zeitpunkt hatte es eine Weile den Anschein, das von Vertretern beider Anliegerstädte und dem Opel-Zoo gemeinsam entwickelte Konzept samt parallel in beiden Städten von den städtischen Gremien zu verabschiedenden Bebauungsplanverfahren könnte womöglich trotz hitziger Diskussionen einen Schlussstrich unter diese Dauerbrenner-Angelegenheit ziehen. Doch dieser Schein trog.

Zweiter Streitpunkt Parkplatzbedarf

Relativ schnell war Sand im Getriebe, da zunehmend mit dem Parkplatzbedarf ein zweites Thema an Gewicht gewann. Kritikern ist seit langem die ausufernde Situation an Spitzenbesuchstagen ein Dorn im Auge, wenn infolge ausgeschöpfter Stellplatzkapazitäten die B 455 ebenso beidseitig zugeparkt wird wie die Straße zwischen Königstein und Mammolshain.

Während sich aufgrund dessen die Entscheidungsfindung der Königsteiner Parlamentarier verzögerte, trieben die Kronberger das Verfahren voran. Nach einem Aufstellungsbeschluss 2012 zur 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 123 „Opel-Zoo“, Teile der Flur 24, 25 und 26, Gemarkung Kronberg folgte Anfang Dezember 2014 der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zur Offenlegung des Planentwurfs. Der musste im Juli 2015 nach formalen Anpassungen weil in den Unterlagen von einer einheitlichen Beschlusslage beider Gemeinden ausgegangen worden war, nochmals durch das Kronberger Parlament bestätigt werden. Als Letztes datiert aus dem damaligen Vorgang die Offenlage der 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 123 „Opel-Zoo“ im Herbst 2015 durch die Kronberger.

In Königstein ging der Aufstellungsbeschluss am 25. April 2013 über die Bühne, die frühzeitige Behördenbeteiligung wurde für beide Städte am 23. September 2013 im Rahmen eines gemeinsamen Scopingtermins vollzogen. Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgte über eine mehrwöchige, internetbasierte Bürgerbeteiligung mit abschließendem Ergebnisbericht. Zur Offenlage kam es in Königstein nicht mehr wegen Uneinigkeit und Ablehnung einiger in Kronberg beschlossener Änderungen. Die Königsteiner pochten vehement auf ihrer Überzeugung, eine Entscheidung ohne aus ihrer Sicht schlüssigem Parkplatz-Konzept sei auf gar keinen Fall machbar. Zum Zünglein an der Waage wurde schließlich ein ins Gespräch gekommenes Parkdeck auf Kronberger Gemarkung, für das sich die Königsteiner Seite mehrheitlich aussprach während die Kronberger mehrheitlich dagegen votierten – Stichwort Verhältnismäßigkeit (weitere Details dazu im weiteren Bericht in dieser Ausgabe). Im Anschluss kam das Ganze zum Erliegen.

Aktuelle Situation

Seitdem ist wiederum einige Zeit vergangen. Sowohl Königsteins Bürgermeister Leonhard Helm (CDU), seinem Kronberger Kollegen Klaus Temmen (parteilos), dem Ersten Stadtrat Kronbergs, Robert Siedler (parteilos) und Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels liegt, wie sie unisono mit Nachdruck erklären, nach wie vor eine einvernehmliche Regelung am Herzen. In diesem Bestreben waren die lange Zeit ins Stocken geratenen Gespräche wieder aufgenommen worden, abgesehen davon drängt die Zeit, weil die Duldung der Unteren Naturschutzbehörde zur Nutzung der örtlichen Wiesenbehelfsparkplätze zum Ende des Jahres ausläuft. Die nun vorgesehene Regelung besagt, künftig lediglich die Beparkung der beiden dem Zoo am nächsten gelegenen Wiesen zuzulassen, die darüber liegenden, aus Sicht der Verhandlungspartner weitaus ökologisch wertvolleren Wiesen, in jedem Fall nicht für eine Beparkung freizugeben.

Kronberg

„Als wir vor eindreiviertel Jahren beim Hochtaunuskreis deswegen vorstellig wurden, hat man uns unmissverständlich klargemacht, mit einer Verlängerung dieser Duldung könne nicht mehr gerechnet werden“, unterstrich Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen. Vor dem Hintergrund dieser Dringlichkeit haben die Kronberger wegen aus den Reihen des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt angemeldetem Bedarf die am Samstag erfolgte Ortsbegehung kurzfristig realisiert, damit der Bauausschuss am heutigen Donnerstag nach weiterer Beratung seine Empfehlung abgeben kann und einer Abstimmung des Parlaments über die Beschlussvorlage am Donnerstag, 13. Dezember nichts im Wege steht. Kurz gesagt stehen die Weiterführung des Verfahrens 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 123 „Opel-Zoo“ auf Grundlage der bilateralen Vereinbarung zwischen den Städten Kronberg und Königstein sowie die Billigung des städtebaulichen Vertrags zwischen beiden Städten und der von Opel Hessischen Zoostiftung zur rechtlichen Absicherung auf der Agenda.

Königstein

Auf Königsteiner Seite scheint es aller bisherigen Anzeichen nach nicht so schnell zu gehen. Dort steht die vom Magistrat empfohlene Einstellung des Verfahrens „Bebauungsplan M 9 ‚Opel-Zoo‘ 1. Änderung, Flur 6 und 7, Gemarkung Königstein und Flur 1, Gemarkung Mammolshain, in der Beschlussvorlage. Das erklärt sich daraus, dass im Ergebnis der frühzeitigen Bürgerbeteiligung die Geltungsbereichserweiterung auf Königsteiner Gemarkung, Bereich Kapuzinerpfad, zum Zwecke eines Rundwegesystems als nicht sinnvoll erachtet wurde und deshalb von der Stadt Königstein im Taunus aus der weiteren Planung herausgenommen wurde. Ebenso haben sich innerhalb des Waldgeheges, Gemarkung Mammolshain, keine Anpassungsbedarfe für bauliche Anlagen ergeben. Im Interesse der interkommunalen Abstimmung haben die Verwaltungen der Städte Kronberg im Taunus und Königstein im Taunus eine bilaterale Vereinbarung entworfen, die den inhaltlichen Rahmen für das weitere Änderungsverfahren hin zu einem rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ aufzeigen soll. Ferner haben die Städte Kronberg im Taunus und Königstein im Taunus einen städtebaulichen Vertrag in Abstimmung mit der von Opel Hessischen Zoostiftung entworfen, welcher die Umsetzung der entsprechenden, planungsrechtlichen Vorgaben und flankierenden Maßnahmen aus einem rechtskräftig gewordenen Bebauungsplan Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ regelt.

Nachdem sich der Ortsbeirat Mammolshain schon Ende Oktober kurzfristig mit den vorliegenden Unterlagen beschäftigte, ergab sich in der Folge nach Aussage von Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) erheblicher Beratungsbedarf. Aus diesem Grund wurde dieser Punkt für die jüngste Sitzung des Bauausschusses von der Tagesordnung genommen. Nach momentanem Stand der Dinge sei laut Königsteiner Rathauschef eine Beschlussfassung in der laufenden Sitzungsrunde nicht mehr zu erwarten.

Während in Kronberg CDU und SPD bereits klar Position bezogen für die Zustimmung der Vorlage, scheiden sich bei den übrigen Parteien und Wählergemeinschaften auf den Punkt gebracht noch die Geister am Baufenster für das Parkdeck und der vorgeschlagenen Befestigung der Wiesenbehelfsflächen durch Rasengittersteine oder Schotter.

Auf Königsteiner Seite tut man sich offenkundig nach wie vor schwer mit einer Anfreundung der Einziehung des Wegs trotz aller Zugeständnisse vonseiten des Opel-Zoos für Königsteiner und Kronberger Bürger (siehe weitere Details im weiteren Bericht dieser Ausgabe). Unter anderem hat sich bereits der „stinksaure“ BUND Königstein/Glashütten zu Wort gemeldet, der sich mit aller Vehemenz gegen die Schließung des Philosophenwegs und die Pflasterung der Wiese ausspricht. Ähnlich hat sich der BUND Kronberg geäußert. Aufgrund der gestellten Fragen während des Ortstermins bereitet Letzteres auch den Kronberger Bündnis90/Die Grünen große Bauchschmerzen.

Bei allem Verständnis für die jeweiligen Positionen hat Königsteins Bürgermeister Leonhard Helm auf entsprechende Nachfrage mit Nachdruck auf die Konsequenzen einer besonders in Königstein im Raum stehenden Ablehnung der vorliegenden Vorschläge aufmerksam gemacht. „Wir müssen uns bewegen und eine vernünftige Lösung finden, denn es kann ja wohl keinem an Alternativen gelegen sein, wie etwa, dass der Philosophenweg verschmälert und blickdicht mit Hecken bepflanzt wird!“

Demnach sehen Entscheidungsträger und Bevölkerung mit Spannung den anstehenden Abstimmungen entgegen.

Unter anderem diese „Wiesenbehelfsfläche“ als Ausweichparkplatz an besucherstarken Tagen ist Gegenstand der Verhandlungen.
Fotos: S. Puck

Zur Ortsbegehung im Opel-Zoo hatten sich auch etliche Königsteiner eingefunden, obwohl das Thema hier noch nicht auf der politischen Tagesordnung steht.

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