Nächstenliebe kann man lernen und Spaß macht sie auch

Königstein (vo) – Der Advent ist nicht nur eine Zeit der Besinnlichkeit, sondern auch der Geschenke. Dabei kommt es oft gar nicht so sehr auf die Größe und den materiellen Wert eines Präsents an. Die Idee dahinter, die investierte Zeit und die Bereitschaft, etwas abzugeben, sind oft zentral und es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, dem gesellschaftlichen Nachwuchs diese Wertschätzung näherzubringen. Aus diesem Grund spielt an der Königsteiner Grundschule neben dem regulären Unterricht, der Gesundheits- und Leseförderung auch die soziale Erziehung eine große Rolle. All die verschiedenen Elemente, die zu diesem Schwerpunkt gehören, wurden am ersten Adventswochenende beim bekannten Eine-Welt-Basar in der Grundschule offenbar.

Schon seit dem Ende der Herbstferien hatten die Kinder eigene Bastelideen eingebracht und gemeinsam mit den Lehrern erarbeitet, Schule und Elternschaft hatten Materialien eingekauft oder gespendet, und so wurde in den vergangenen Wochen emsig gebastelt und gewerkelt. Dabei entstanden Weihnachtskärtchen, Christbaumschmuck und Weihnachtsdekoration, die über den Basar zahlreiche Abnehmer fanden – besondere Verkaufsschlager waren aus Holzscheiten hergestellte Engelsfiguren. Die Veranstaltung ist für die Kinder ein fester Termin im Schulkalender, wird doch vorher der große Adventskranz aufgehängt und damit auch in der Schule die Adventszeit eingeläutet, außerdem nutzen auch ehemalige Schüler und Lehrer die Chance, wieder einmal vorbeizuschauen.

Schon die Vorbereitung des Basars bereitet den Kindern also große Freude, sie können sich musisch-künstlerisch beim Werken ausleben – und geben sich dabei so viel Mühe, dass auch viele Eltern die Stücke ihrer Kinder kauften und voller Stolz mit nach Hause nahmen. Damit möglichst viele Basarbesucher die Chance hatten, sich für den guten Zweck der Einkaufslaune hinzugeben, hatte man vorher mit den Kindern festgelegt, dass kein Stück mehr als 5 Euro kosten sollte. Die soziale Verantwortung spielte auch während des Basars für den Nachwuchs eine zentrale Rolle: Zwar waren Eltern und Lehrer immer in der Nähe, der Verkauf und die Kassenbetreuung lagen allerdings bei den Kindern selbst.

Dabei legten sich die Grundschüler ordentlich ins Zeug – wussten sie doch genau, was mit den Einnahmen des Eine-Welt-Basars geschehen wird: Wie schon seit 17 Jahren fließen die Einnahmen in das Unesco-Projekt „Kinder von Bhandar“, das Nepalprojekt der Wiesbadener Helene-Lange-Schule. Die Königsteiner Grundschule fördert seit beinahe 20 Jahren innerhalb der Initiative, die in sechs Großgemeinden in abgelegenen Tälern des Himalajas mehrere Schulen, ein Gesundheitszentrum und ein Waisenhaus unterstützt, besonders die Schule in Dangar Dingar. Wer sich über das Gesamtprojekt oder speziell über diese Schule informieren wollte, hatte während des Basars eine gute Gelegenheit dazu: Dr. Walter Limberg, der „Kinder von Bhandar“ nach einer Nepalreise, die ihn mit der Armut und dem Analphabetismus in den entlegenen Himalaja-Tälern konfrontiert hatte, vor rund 25 Jahren initiierte, war ebenfalls vor Ort.

Die Kontinuität bei der Verwendung der Basar-Erlöse ist Schulleiterin Barbara Scheel sehr wichtig: „Es ist uns gelungen, dass allen unseren 260 Kindern und auch vielen Eltern ‚Dangar Dingar‘ ein fester Begriff ist. Das macht uns sehr stolz!“ Ursula Conrad-Bastius, eine Lehrerin der Königsteiner Grundschule, ist vor zwei Jahren in die Förderregion in Nepal gereist und hat unzählige Fotografien mitgebracht; etwa über die Arbeit mit diesen Bildern wird das Projekt den Kindern nahe gebracht: „Es geht uns aber nicht darum, bei der Vermittlungsarbeit die Armut in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr sollen die Kinder etwas über das Leben der Menschen dort erfahren, sie sollen feststellen können, dass sich das Leben dort einfach anders gestaltet und einen ganz anderen Rhythmus hat“, betonte Scheel. Auch weil die Schülerschaft der Grundschule zunehmend internationaler ist, legt die Schulleitung großen Wert darauf, den Kindern schon früh Toleranz und Offenheit zu vermitteln.

Dabei kann sich Direktorin Barbara Scheel auf den engen Zusammenhalt der Schulgemeinschaft – des Kollegiums, der Kinder und auch der Eltern – verlassen. In einer gemeinsamen Absprache reagierte man dieses Jahr bei der Basar-Konzeption auch auf die verheerende Naturkatastrophe auf den Philippinen: „Die Kinder sehen diese schrecklichen Bilder und sie wollen nicht einfach nur passiv zusehen müssen, sondern sie wollen etwas tun“, erklärte Scheel. Die eingeschworene Gemeinschaft und die Zusammenarbeit bei dem Basar führten insgesamt zu einem beeindruckenden Ergebnis. Stolze 4.200 Euro kamen zusammen: 3.000 Euro davon werden an die Dangar-Dingar-Schule überwiesen, die restlichen 1.200 Euro werden in ein Hilfsprojekt für die Bevölkerung der Philippinen investiert.

Der Benefiz-Basar an der Königsteiner Grundschule ist nicht nur ein Treffpunkt für die große Schulgemeinschaft, er vermittelt den Kindern – ganz nebenbei – auch zentrale gesellschaftliche Werte, fördert künstlerisch-musische Fähigkeiten und stärkt Verantwortungs- und Selbstbewusstsein.

Foto: privat



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