„Ladykillers“: Klassische schwarze Komödie in humorvollem Gewand

Es geht ums Prinzip: Mrs. Wilberforth und ihre Freundinnen diskutieren mit dem Gaunerquartett Sonja Göbel (v.li.), Mara Damberger, Marlene Winkler, Alicia Martin, Carina Vincke, Katharina Miers und Selin Su Ergün. Foto: Scholl

Königstein (gs) – In diesem Jahr hat sich die Theater AG des Taunusgymasiums in Königstein unter der Leitung von Alicia Martin und Wolfram Holdt mit „Ladykillers“ einen Klassiker aus dem Genre der Schwarzen Komödie vorgenommen und herzerfrischend auf die schuleigene Bühne gebracht. Die Geschichte sollte den meisten aus der Verfilmung mit dem genialen Schauspieler Alec Guinness aus dem Jahr 1955 bekannt sein und ist deshalb schnell erzählt.

Der geniale Gauner Professor Marcus mietet sich in einem Zimmer der alleinstehenden Mrs. Wilberforth ein, um mit seinen Komplizen einen großen Coup zu planen. Während man der leutseligen Vermieterin erzählt, dass das Quartett ein Musikstück einüben müsse, plant die kriminelle Truppe in Wahrheit einen großen Raubzug am Bahnhof, in unmittelbarer Nähe zu Mrs. Wilberforth, Haus. Der Coup gelingt und das Quartett deponiert das geraubte Geld in einem Koffer am Bahnhof. Die nette Mrs. Wilberforth wird, bisher unbescholten, in den Raub involviert, indem Professor Marcus sie überredet, den besagten Koffer – unter Umgehung der allgegenwärtigen Polizei – aus dem Bahnhof abzuholen. Als die nette alte Dame später das Geld entdeckt und das Quartett zur Rede stellt, fassen diese den Entschluss, Mrs. Wilberforth umzubringen. Der Reihe nach versuchen die Gauner, die alte Dame auf verschiedenste Weise „um die Ecke“ zu bringen, was letztendlich scheitert, aber dazu führt, dass das Quartett, einer nach dem anderen, vom brüchigen Balkon stürzt und vor die herannahenden Züge fällt, weshalb keine Leichen zurückbleiben. Zurück bleibt im vermieteten Zimmer nur die Beute, die Mrs. Wilberforth gerne zurückgeben würde. Die Polizei glaubt ihr jedoch kein einziges Wort ihrer Geschichte, da einerseits keine Leichen vorzuweisen sind und Mrs. Wilberforth andererseits der Polizei schon im Vorfeld permanent durch illustere und recht unglaubwürdige Geschichten auf die Nerven ging. Zu guter Letzt ist sie die einzige Nutznießerin dieser schrägen Geschichte und kann 420.000 Pfund ihr Eigen nennen.

Schul-Theaterbühnen sind grundsätzlich begrenzt in ihrem Platz, so dass sich die Handlung nicht durch Szenenwechsel, sondern auf der gleichen Bühne, jedoch in verschiedenen Ebenen abspielte. Das Stück wirkte dadurch sehr dicht und komprimiert, ohne jedoch seinen Charme zu verlieren. Das Bühnenbild hätte etwas mehr Opulenz verdient gehabt, schließlich spielt die Geschichte im viktorianischen England, was die Protagonisten mit ihrem schönen Spiel aber mehr als wettmachten. Wunderbar herausgearbeitet war die Rolle der Mrs. Wilberforth, gespielt von Marlene Winkler. Herrlich schräg, viktorianisch „überkandidelt“ und doch so authentisch trug sie maßgeblich zum Erfolg des Stückes bei. Überhaupt war die Inszenierung sehr gelungen, mit viel Wortwitz und Humor versehen. Klare Handlungsstränge und die Beschränkung auf das Wesentliche machten das Stück gut verständlich und das Spiel auf zwei Ebenen ließ den Raumwechsel nicht vermissen. Ebenfalls zum Schmunzeln war die Tatsache, dass alle Rollen durch weibliche Akteurinnen besetzt waren – einfach, weil der Theater AG die jungen Herren fehlen. Hier muss, so Schulleiter Henkel in seinem Vorwort, dringend nachgebessert werden. Der Titel „Ladykillers“ bekam dadurch jedoch eine ganz besondere Bedeutung, die zur humorvollen Inszenierung passte. Erfreulicherweise waren auch viele Kinder und Jugendliche unter den Zuschauern, die sich gut hörbar über den Wortwitz amüsierten. Mrs. Wilberforth wurde „flankiert“ von ihren Freundinnen, gespielt von Sonja Göbel (Gwendolyn) und Mara Damberger (Harriet). Ebenfalls etwas „überkandidelte“ Damen, die furchtbar altmodisch daher kamen, sich selbst auf herrlich lustige Weise viel zu ernst nahmen und dabei doch vollkommen ahnungslos blieben. Die im Gegensatz zum Originalstück nun weibliche Gaunerbande konnte ebenfalls mit illusteren Charakteren aufwarten. Die sachliche, eloquente und raffinierte Prof. Marcus (Alicia Martin) ist der gelungene Gegenpart zur Figur der Mrs. Wilberforth, ständig im Krisenmodus, um unentdeckt zu bleiben und die Unzulänglichkeiten ihrer Komplizinnen auszugleichen. Hier paarte sich weibliche Raffinesse mit dem etwas schrägen (britischen) Humor, was wirklich herzerfrischend war. Den Part des etwas ungelenken Tollpatsches hatte ganz sicher Katharina Miers in der Rolle der Wilma Knoxton. Sie verkörpert die Rolle der tollpatschigen, ständig hungrigen und sicher nicht hochintelligenten Komplizin, die aber auf der anderen Seite das Gewissen dieses Quartetts widerspiegelte, indem sie als Einzige gegen die Ermordung der netten Mrs. Wilberforth stimmte. Ganz anders die Rolle der Lou Harvey, gespielt von Selin Su Ergün. Grausam, humorlos und zielstrebig verfolgte sie ihr Vorhaben, bereit alle Widerstände aus dem Weg zu räumen. Die Ärztin Dr. Castney ( Carina Vincke) hingegen war „Gentleman like“. Gebildet, zurückhaltend und analytisch versuchte sie, das bedrohliche Hindernis in Gestalt von Mrs. Wilberforth und ihren Freundinnen aus dem Raubplanungen herauszuhalten, was ihr allerdings nur bedingt gelang. Nun fehlte in diesem Kammerspiel nur noch die Polizei, die in Gestalt von Ms. Thompson (Hayoung Choi) ihren Platz in der Geschichte fand. Entzückend freundlich kümmerte sie sich um die Anliegen von Mrs. Wilberforth, immer mit dem kleinen Lächeln im Gesicht und einem Hauch von Verständnis für ihre illustren Anliegen. Den Eindruck, dass die Polizei Mrs. Wilberforth „für eine verrückte alte Dame mit zu viel Zeit und komischen Ideen“ hält, konnte Hayoung Choi sehr gut und mit viel Witz und Charme vermitteln. So haben die jungen Damen ihrem Publikum einen gelungenen Theaterabend beschert. Eine schöne Inszenierung mit Witz und Humor begeisterte das Publikum und lässt darauf hoffen, dass der Theater AG dies auch beim nächsten Projekt wieder gelingen möge.



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